Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riskante Enthüllung (German Edition)

Riskante Enthüllung (German Edition)

Titel: Riskante Enthüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
Vom Netzwerk:
zu suchen. Er bemerkte nicht, wie unser Familienleben daran zugrunde ging. Und vor allem meine Mutter.“
    Endlich sprach er darüber und ich spürte eine enorme Erleicht e rung. James nahm seine Hand wieder fort und warf seine Zigarette auf den angrenzenden Schutthaufen.
    „Das tut mir sehr leid“, sagte ich mit zittriger Stimme. „Wenn es Ihre ganze Kindheit bestimmte, dann kann ich mir vorstellen, wie belastend es gewesen sein muss.“
    Er nickte. „Meine Mutter starb daran.“
    Einem starken Impuls folgend schlang ich meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich. Er erwiderte die Umarmung und wir sta n den minutenlang einfach nur da, in der Sonne Ägyptens, auf einem wunderschönen Kunstwerk aus alter Zeit, der wir uns fast verzweifelt zu nähern versuchten. Ein ebenso beglückendes wie aussichtsloses Unterfangen. Mein Kopf ruhte an seiner Schu l ter und ich genoss den Duft seiner Haut, die Härte seines Körpers. Unb e schreibliche Ruhe durchströmte mich und ich konnte nicht mehr sagen wer hier wen tröstete.
    „Danke“, murmelte er und legte seine Wange auf meinen Sche i tel.
    Ich sah zu ihm auf, unsere Gesichter näherten sich und ich rechnete fest mit einem Kuss, doch plötzlich ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. Er nickte kurz, lächelte schwach, und ve r schwand in Richtung Zelt.
    Ich ließ mich auf dem Mosaikboden nieder und strich gedankenve r loren mit den Fingerspitzen über das Muster. Wie lange ich dort saß realisierte ich nicht, doch plötzlich kam Leben in die Baustelle und die Arbeiter wimmelten miteinander plaudernd um mich he r um. Ich erhob mich und schüttelte mein linkes Bein, das mangels Blutzufuhr heftig kribbelte. James war ebenfalls erschienen und ich sah ihn in den Tempel gehen. Sein Anblick löste einen heißen Schauer aus, der mir den Rücken hinunter lief und ich wusste nicht, wie lange ich me i ne unerwiderten Gefühle noch ertragen konnte. Seit Jahren intere s sierten sich Männer für mich, für die ich mich nicht interessierte. Warum musste ausgerec h net der einzige Mann in meinem Leben, der mich durch und durch faszinierte, mir die kalte Schulter zeigen?
    Seufzend ging ich zum Tisch unter dem Sonnensegel und setzte mich auf einen Stuhl. Die Wasserflasche, die ich dort stehen gela s sen hatte, hatte inzw i schen eine Temperatur erreicht, mit der man einen Teebeutel hätte aufbrühen können, doch ich trank sie trot z dem leer. Ich hatte sicherlich eine Stunde auf dem Mosaik gesessen und mein Inneres ähnelte einem ausgetrockneten Wadi. Dann widmete ich mich der Fotografie des Mosaiks, dessen filigranes Muster bald meine ganze Aufmerksamkeit einnahm. Winzige Kacheln waren meiste r haft zusammengefügt und wieder war es die Farbe blau, die vorherrschte. Eine Reise war dargestellt, doch es war verwunderlich, dass die üblichen Beigaben für den Reisenden fehlten. Anscheinend wollte jemand irgendwo hinreisen wo b e reits alles nötige vorhanden war, sodass er nichts mitzuführen brauchte. Nicht einmal Diener oder Frau und Kinder folgten ihm. Nach dem ägyptischen Glauben kon n te es sich demnach nicht um eine Reise in das Land des Todes ha n deln.
    Plötzlich bemerkte ich einen Schatten über meinen Unterlagen und blickte auf, direkt in James’ grinsendes Gesicht.
    „Was ist los?“
    „Ich habe eine Überraschung für Sie.“ Er ergriff meine Hand und führte mich zur Treppe des Tempels.
    Ich genoss das weiche Gefühl und den dennoch festen Griff se i ner Finger und versuchte , nach all der tiefen Melancholie auf James’ plötzlichen frohen Tatendrang angemessen zu reagieren. Etwas verunsichert folgte ich ihm. Als wir im Tempelinneren ang e langt waren bedeutete er mir voranzugehen.
    Ich stieg hinab und ließ zunächst ein paar Arbeiter auf dem Rüc k weg an mir vorbei. Sie schwatzten Arabisch und verströmten im Vorbeigehen einen beißenden Schweißgeruch. Aufgeregt übe r legte ich ob sie das Ende des Tunnels e r reicht hatten. Ich blickte James forschend an, der mit einer Grubenlampe auf dem Kopf lächerlich wirkte. Er grinste und deutete in den Tunnel.
    „Sehen Sie selbst.“
    Also machte ich mich auf den beschwerlichen Weg in gebückter Haltung durch den langen Gang. Er hatte auch mir eine Lampe auf den Kopf gestülpt, doch das hin und her wackelnde Licht veru r sachte mehr einen leichten Schwi n del, als das es zur Erhellung des Weges dienlich war. Endlich erschien das Licht eines Scheinwe r fers und das Ende des Tunnels lag vor mir.
    Staunend

Weitere Kostenlose Bücher