Riskante Enthüllung (German Edition)
wohlverdienten Ruhestand. Ich finde es sehr traurig, wenn Familien aufgrund von Unausgesprochenem ze r stritten sind. Es ist so … unnötig.“
Er tätschelte väterlich meinen Arm. „Lassen Sie nur. Ich bin s i cher, Ihre B e ziehung wird James gut tun. Wenn ich das nächste Mal mit Charles telefoniere werde ich ihm davon erzählen, ebenso von Ihrem Fund. Es wird ihn glücklich machen, dass James in jeder Beziehung Erfolg hat. Er macht sich nämlich große Sorgen, weil James sich nicht nur von ihm, sondern auch von einer Familiengründung dista n ziert.“
„Zumindest in diesem Punkt hat er seine Ansichten geändert“, sa g te ich und untersagte mir die Bemerkung, dass zu einer Familie nicht unbedingt Kinder gehören mussten, denn ich hatte nicht vor welche zu bekommen, egal wie stolz es den Großvater machen würde.
Während der langen Gespräche der letzten Nacht hatte sich he r ausgestellt, dass James in dieser Hinsicht meiner Meinung war, denn er hielt sich grundsät z lich für zu schlecht benervt und sei außerdem bereits zu alt für Nachwuchs. Die Aussicht ein Opa zu sein, noch bevor er offiziell zum Großvater gemacht wurde, e r schien ihm nicht erstrebenswert.
„Dem Himmel sei Dank für diesen Meinungsumschwung! Ich fragte mich schon, was zum Teufel mit dem Jungen los ist“, sagte er lachend und ich amüsierte mich innerlich darüber, dass er den erwachsenen Mann als Jungen b e zeichnete. Plötzlich rückte er mit dem Stuhl noch näher an mich heran. „Darf ich Sie fragen ob es euch wirklich Ernst ist?“
Ich überlegte kurz ob es sich bei dieser Frage um eine Ungehör i ge handeln könne, entschied mich aber dagegen und antwortete ihm.
„Sehr ernst, Professor.“
Er strahlte über das ganze Gesicht, als gehöre er zur Familie, was mir fast so zu sein schien. Für sein Alter war er ein noch wirklich gut aussehender Ägypter mit grau melierten Schläfen, der sich der einde u tigen weiblichen Angebote auf Kongressen kaum erwehren konnte. Ich hatte amüsiert beobachtete wie er sich galant aus der Affäre zog. Mit der Erhabenheit eines Königs schien er jenseits profaner männlicher Bedürfnisse zu stehen und seine volle Erfü l lung in der Arbeit zu finden. Ich traute ihm jedoch zu, in seiner Jugend keine Gelegenheit ausgelassen zu haben.
Ich bat ihn um die Telefonnummer von Charles Kirk, falls es James einfallen würde ihn nicht zu unserer Hochzeit einzuladen, und bat ihn außerdem unser Gespräch nicht weiter zu erwähnen. Der Professor grinste verschwörerisch.
„Ich sehe schon, mit Ihnen hat er den besten Fund seines L e bens gemacht. Ich werde schweigen wie ein Pharaonengrab“, sagte er und lachte selbst am lautesten über den alten Scherz.
Dann rief er Kleopatra herbei und beauftragte sie damit, mir die Nummer von Charles Kirk aufzuschreiben. Sie eilte diensteifrig d a von und ich trank in Ruhe meinen Kaffee aus. Prof. Dr. Murag lehnte sich gemütlich in seinem Stuhl zurück und betrachtete mich nac h denklich. Vielleicht stellte er sich vor, wie ich mit James in einem Einfamilienhaus mit weißem Lattenzaun sitze, auf der Terrasse spi e len fünf Kinder und ein Hund tobt über eine erst kürzlich vom Hausherrn fein säuberlich gemähte Wiese. Ich ve r scheuchte diesen ermüdenden G e danken und sah ungeduldig auf meine Uhr. Jeden Moment müsste Stevens z u rückkommen und dann würden wir erst einmal etwas essen gehen.
„Ihre beiden Arbeitsmethoden und Ansichten zusammengefügt, dürfte e r staunliche Ergebnisse zutage führen“, sagte der Professor plötzlich und lachte wie der Weihnachtsmann.
„Zum Beispiel ein altägyptisches Skelett“, erinnerte ich ihn.
„Richtig“, sagte er japsend und hatte Mühe sich zu beruhigen.
In diesem Moment trat ein hagerer junger Mann fast ehrfürchtig näher und überbrachte die Nachricht, dass ein Helikopter in den nächsten Tagen für den fachgerechten Abtransport des Leichnams sorgen würde. Ich nickte zufrieden und verabschiedete mich vom Professor, der mir überschwänglich die Hände drückte und angab, sich bereits jetzt auf die Hochzeitseinladung zu freuen, wo immer in der Welt diese stattfinden würde. Natürlich sollte ich James ausdrüc k lich von ihm grüßen und er hoffe uns noch einmal zu sehen, bevor wir unser Camp für dieses Jahr abbrechen würden. Er wolle das Sk e lett selbst untersuchen und einen Bericht schreiben. Er würde sich freuen, an unserem letzten Abend in der Stadt mit uns zu essen. Dann gab er an, dass es Zeit
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