Riskante Geschäfte
Fahrten im MG oder im Chriscraft, keine Abende in den Nachtlokalen. Das Paar gewann die harte Konkurrenz im Endspiel, und Philip Masters stand in der eleganten Gruppe, die ihnen am achtzehnten Grün zujubelte. Es war das vermutlich sein letzter Jubel im Leben, denn sie begann fast unmittelbar danach mit dem jungen Tattersall zu >gehen<, und dann entwickelte sich das Weitere mit Windeseile. Glauben Sie mir, Mr. Bond« - der Gouverneur machte eine Faust und setzte sie langsam auf die Tischkante - »es war entsetzlich! Sie machte nicht den leisesten Abschwächungs- oder Vertuschungsversuch, sondern nahm einfach den jungen Tattersall, schlug ihn Masters sozusagen ins Gesicht und trieb es so weiter. Nachts kam sie heim, wann sie wollte - sie hatte Masters ins Gästezimmer übersiedelt unter dem Vorwand, es sei zu heiß, um zusammen zu schlafen -, und wenn sie jemals das Haus aufräumte, so geschah das nur mehr, um den Schein zu wahren. Natürlich war das alles schon nach einem Monat publik, und Masters lief mit dem größten Paar Hörner herum, das die Kolonie je gesehen hatte. Schließlich mischte Lady Burford sich ein und redete mit Rhoda Masters ein offenes Wort, sagte ihr, sie zerstöre die Karriere ihres Mannes und so weiter. Aber das Unglück war, daß auch sie Masters für einen langweiligen Kerl hielt und eingedenk ihrer eigenen Jugendeskapaden zu nachsichtig mit der jungen Frau umging. Masters selbst machte natürlich, wie er mir später erzählte, die üblichen Qualen durch -von Vorwürfen über Streitigkeiten und Wutanfälle bis zu
Handgreiflichkeiten (eines Nachts sei er nahe daran gewesen, sie zu erwürgen), und schließlich endete das Ganze mit eiskalter Trennung und dumpfer Verzweiflung.« Der Gouverneur machte eine Pause. »Ich weiß nicht, ob Sie je ein Herz haben zerbrechen sehen, Mr. Bond, langsam und bewußt zerbrechen - aber es war fürchterlich mit anzusehen. Selbstverständlich tat ich, was ich konnte, wir alle taten das in irgendeiner Weise, aber seit jenem achtzehnten Grün im Mid-Ocean konnte man ja nur mehr die Trümmer auflesen! Masters war wie ein gebissener Hund: er zog sich einfach in seinen Winkel zurück und knurrte jeden an, der sich ihm nähern wollte. Ich habe ihm sogar einen oder zwei Briefe geschrieben. Später gestand er mir, er habe sie ungelesen zerrissen. Einmal taten wir uns zusammen und luden ihn zu einem Herrenabend in meinen Bungalow ein. Wir versuchten dann, ihn betrunken zu machen, was uns auch gelang. Aber dann gab's ein Getöse im Badezimmer, und als wir nachsahen, fanden wir Masters mit blutenden Pulsadern - er hatte versucht, sie sich mit einem Rasiermesser zu durchschneiden. Das ging uns endlich über die Hutschnur, und ich wurde abgesandt, um mit dem Gouverneur die ganze Sache zu besprechen. Der wußte natürlich davon, hatte aber gehofft, nicht offiziell eingreifen zu müssen. Die Frage war nun, ob Masters nach all dem überhaupt noch im Staatsdienst bleiben konnte. Seine Arbeit ging vor die Hunde, seine Frau war ein öffentliches Ärgernis, und er selbst ein gebrochener Mann. Gab es da noch etwas zusammenzuflicken? Aber der Gouverneur war ein feiner Kerl und entschloß sich zu einem letzten Versuch, ehe der unvermeidliche Bericht nach Whitehall den Rest von Masters endgültig erledigen würde. Und eben zu diesem Zeitpunkt mischte die Vorsehung sich helfend ein: schon anderntags kündigte eine Depesche des Kolonialministeriums an, daß Bermuda und die Bahamas eingeladen seien, zur Küstenfischereikonferenz in Washington Regierungsvertreter zu entsenden. Der Gouverneur sprach also mit Masters wie ein guter Onkel, eröffnete ihm, daß er nach Washington delegiert werde, und empfahl ihm eine Regelung seiner häuslichen Angelegenheiten für die Dauer der nächsten sechs Monate. Schon in der folgenden Woche reiste Masters ab, blieb fünf Monate in Washington und führte Fischgespräche. Wir waren allesamt erleichtert und schnitten Rhoda Masters, wann immer wir konnten.« Der Gouverneur hörte zu sprechen auf. Es war sehr still in dem großen, hellerleuchteten Zimmer. Er zog sein Taschentuch hervor und trocknete sich das Gesicht, das von der Erinnerung gerötet war. Dann stand er auf und goß für Bond und sich je einen Whisky-Soda ein.
»Böse Geschichte«, meinte Bond. »Sicherlich, früher oder später war so was fällig, aber für Masters war's schlimm, daß es so früh passierte. Sie muß ein hartherziges kleines Luder gewesen sein! Hat sie denn gar keine Reue
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