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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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war, ein Bonbon gegeben und ihm gezeigt hatte, wie der Sitzgurt festzuschnallen sei, wurde er doch nervös. Später, als sie schon auf normaler Höhe waren und er eben einsah, daß das Fliegen gar nicht so aufregend ist, kam die Hosteß durch das fast leere Flugzeug zu ihm zurück und lächelte ihm zu: >Sie können den Gürtel jetzt losmachen.< Als Masters nicht gleich damit zurechtkam, beugte sie sich zu ihm und half ihm. Diese kleine, intime Geste - noch nie im Leben war Masters einer jungen Frau so nahe gewesen - ließ ihn erröten und machte ihn ganz verwirrt. Er bedankte sich, und sie weidete sich an seiner Verlegenheit, indem sie sich auf eine Sitzlehne an der anderen Gangseite setzte und ihn nach dem Woher und Wohin fragte. Er sagte es ihr und wollte Einzelheiten über das Flugzeug wissen: wie schnell sie flögen, wo sie zwischenlanden würden und so weiter. Es gefiel ihm, so mit ihr zu plaudern, und er war von ihrem Aussehen geradezu geblendet. Auch überraschte ihn ihre Unbefangenheit und das Interesse, das sie seinen Ausführungen über Afrika entgegenbrachte. Offenbar hielt sie sein Leben für weit aufregender und schöner, als er selbst es empfand. Das gab ihm das Gefühl eigener Bedeutung.
    Nachdem sie gegangen war, um den beiden Stewards bei der Zubereitung des Mittagessens zu helfen, saß er da und erschauerte bei dem Gedanken an sie. Er vermochte sich nicht mehr auf sein Buch zu konzentrieren und mußte immer wieder den Gang entlangsehen, um einen Blick von ihr zu erhaschen. Einmal schien sie ihm verstohlen zuzulächeln - wir sind die einzigen jungen Leute in diesem Flugzeug, schien das zu heißen. Wir verstehen einander und haben ähnliche Interessen. Sooft Philip Masters aus dem Fenster blickte, meinte er ihre Züge in dem weißen Wolkenmeer unter sich zu erkennen. Im Geiste prüfte er das Mädchen und staunte über ihre Vollkommenheit. Sie war klein und adrett, blond und von zartem Teint. Ganz besonders gefiel ihm ihr Haarknoten: er schloß daraus, daß sie ein solides Mädchen sei, und da er Wales kannte, vermutete er walisisches Blut in ihr.
    Ihr Name auf der Mannschaftsliste neben dem Waschraum bestätigte seine Vermutung:    sie hieß tatsächlich Rhoda
    Llewellyn! Er dachte ernsthaft nach: Zwei Tage lang würde sie ihm jetzt nahe sein, aber wie konnte er es einrichten, sie wiederzusehen? Sie mußte Hunderte Anbeter haben! Vielleicht war sie sogar verheiratet? Oder flog sie die ganze Zeit? Wie viele freie Tage blieben ihr zwischen den Flügen? Würde sie über ihn lachen, wenn er sie zum Essen oder ins Theater einlüde
    - oder sich gar beim Flugkapitän beschweren? Masters sah sich schon in Aden aus dem Flugzeug gewiesen, sah schon die Beschwerde beim Kolonialminister, sah seine Karriere zunichte werden. Aber als das Mittagessen kam, beruhigte er sich. Während sie ihm das kleine Tablett auf die Knie setzte, streifte ihr Haar seine Wange. Masters fühlte sich elektrisiert! Sie zeigte ihm noch, wie er mit diesen verzwickten Cellophanpäckchen zurechtkäme und wie der Plastikdeckel von der Salatsauce zu entfernen sei. Ganz besonders empfahl sie ihm den Kuchen - mit einem Wort, sie machte so viel Aufhebens um ihn, wie er es noch nie erlebt hatte, auch nicht in der Kindheit bei seiner Mutter. Nach der Ankunft in London, als der schwitzende Masters all seinen Mut zusammengerafft und sie zum Dinner eingeladen hatte, war ihm ihre rasche Zusage fast eine Enttäuschung. Und kaum einen Monat später verließ sie die Imperial Airways, und sie heirateten. Nach einem weiteren Monat war Masters' Urlaub zu Ende, und sie schifften sich nach den Bermudas ein.«
    »Ich befürchte das ärgste«, sagte Bond. »Sie hat ihn doch nur geheiratet, weil sie sich falsche Vorstellungen von seinem Leben machte. Wahrscheinlich träumte sie davon, bei den Empfängen im Regierungsgebäude die Hauptrolle zu spielen. Hat Masters sie schließlich umgebracht?«
    »Nein, das nicht«, sagte der Gouverneur sanft. »Aber soweit es den Beweggrund ihrer Heirat betrifft, haben Sie recht. Außerdem hatte sie genug vom Flugdienst. Dennoch spricht vieles für ihren guten Willen. Als das junge Paar den Bungalow am Stadtrand von Hamilton bezog, waren wir alle beeindruckt von Rhodas Lebendigkeit, ihrem hübschen Gesicht und ihrer Art, sich sofort bei jedermann beliebt zu machen. Und Masters selbst - er war ein völlig anderer Mensch geworden! Plötzlich war das Leben für ihn wie ein Märchen. Wenn ich so zurückdenke - es war jämmerlich,

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