Riskante Geschäfte
wie er sich zum Narren machte, nur um ihrer würdig zu sein! Er wandte übertriebene Sorgfalt an seine Kleidung, schmierte sich schauderhafte Brillantine ins Haar und ließ sich einen martialischen Schnurrbart wachsen, weil sie so etwas für distinguiert hielt. Jeden Abend hastete er zu seinem Bungalow, und immer hieß es Rhoda hin und Rhoda her, und wann wohl Lady Burford - das war die Frau des Gouverneurs - Rhoda zum Mittagessen einladen würde? Aber er arbeitete fleißig, und alle hatten das junge Paar gern.
Ein halbes Jahr lang ging alles wie am Schnürchen, aber bald danach muß es angefangen haben. Sie kennen ja diese kleinen Sticheleien, die das Zusammenleben vergiften: »Warum nimmt mich die Frau des Kolonialsekretärs nie auf einen Einkaufsbummel mit?« - »Wann werden wir endlich wieder eine Cocktailparty geben können?« - »Kind können wir uns keines leisten, das weißt du doch!« - »Wann bist du eigentlich mit Beförderung dran?« - »Schauderhaft langweilig ist es hier, den ganzen Tag nichts zu tun!« - »Das Nachtessen holst heute du, ich kann mich einfach nicht darum kümmern!« - »Ja, dein Leben ist interessant, für dich ist alles in schönster Ordnung...« und so weiter und so fort. Natürlich war's auch mit der liebevollen Betreuung bald vorbei. Jetzt war es Masters, der vor Dienstbeginn seiner Flughosteß das Frühstück ans Bett brachte -und er tat es gern! Masters brachte abends nach dem Heimkommen das Haus in Ordnung, wenn alles voll Zigarettenasche und Schokoladepapier lag. Er mußte sich das Rauchen abgewöhnen und auch seinen gelegentlichen Drink, um ihre neuen Kleider bezahlen zu können, denn sie wollte es den anderen Frauen gleichtun. Für mich, der ich Masters gut kannte, war manches davon während der Dienststunden zu merken, angefangen von den andeutenden, überbesorgten Telefongesprächen während der Dienstzeit bis zu den gestohlenen zehn Minuten zu Dienstschluß, damit er Rhoda ins Kino führen konnte. Und natürlich gab es auch diese halb scherzhaft gestellten Fragen über die Ehe im allgemeinen: Was tun die anderen Frauen tagsüber? Hier finden es wohl die meisten Frauen ein bißchen heiß? Ich nehme an, daß Frauen (es fehlte nur noch, daß er jedesmal »Gott segne sie« dazu sagte) viel leichter die Fassung verlieren! Und so weiter. Das ganze Unglück kam davon, daß Masters so vernarrt in sie war. Sie war sein ein und alles, und wenn sie sich unglücklich oder nervös fühlte, gab er sich die Schuld. Verzweifelt suchte er nach Ablenkung für sie und verfiel schließlich ausgerechnet auf Golf! Besser gesagt, sie verfielen gemeinsam darauf. Nun ist Golf so ziemlich die Sache auf Bermuda. Es gibt mehrere erstklassige Golfplätze, einschließlich des berühmten Mid-Ocean-Klubs, wo alle besseren Leute spielen und nachher in den Klubräumen zusammenkommen, um was zu trinken und miteinander zu plaudern. Das war es, was sie sich gewünscht hatte: eine schicke Beschäftigung mit Zugang zu den vornehmen Kreisen. Gott weiß, wie Masters den Beitritt, die Stöcke, die Lektionen und all die anderen Ausgaben erschwingen konnte, aber irgendwie schaffte er's, und es wurde ein rauschender Erfolg. Schließlich verbrachte sie ihren Tag nur mehr im Mid-Ocean. Sie nahm verbissen Unterricht, erhielt ein Handikap, lernte auf den kleinen Konkurrenzen und allmonatlichen Veranstaltungen eine Menge Leute kennen und spielte nach einem halben Jahr nicht nur ganz ordentlich, sondern war auch zum erklärten Liebling aller männlichen Klubmitglieder geworden. Mich hat das nicht überrascht. Ich erinnere mich, sie von Zeit zu Zeit gesehen zu haben, eine reizvolle, sonnenbraune kleine Person mit weißem, grüngefüttertem Augenschirm und in ganz kurzen Shorts. Ihr sauberer, kurzer Schlag schmeichelte ihrer Figur, und ich muß schon sagen« - der Gouverneur zwinkerte -, »sie war das hübscheste, was ich je auf einem Golfplatz gesehen habe. Selbstverständlich dauerte es nun nicht mehr lange: anläßlich einer gemischten Viererkonkurrenz wurde der älteste Tattersallsohn ihr Partner. Die Tattersalls sind die führenden Kaufleute in Hamilton und mehr oder minder die tonangebende Clique in der dortigen Gesellschaft. Er war ein junger Schnösel, sah aber recht gut aus, war ein erstklassiger Schwimmer und Golfer mit MG-Kabriolett, Rennboot und allem, was sonst noch dazugehört. Sie kennen ja den Typ. Er konnte alle Mädchen haben, die er wollte, und wollten einmal die Mädchen nicht - na, dann gab's eben keine
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