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Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Enders
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unsere Siedlung sei lange vor meiner Geburt von einer Gruppe Menschen gegründet worden, denen es gelungen war, auf der völlig vernichteten Erde zu überleben. Nur die Zähesten und Robustesten hatten es geschafft, nach einer langen Wanderung irgendwie diese große Lichtung mitten in den Wäldern zu finden. Eine Gegend, die nicht verseucht war, wo der Fluss frisches Wasser und Fische lieferte, und wo zwischen und auf den Bäumen und Sträuchern die Nahrung, die man zum Leben benötigte, wuchs. Sie mussten der Natur alles abringen, litten Hunger und erlebten viele Misserfolge, bis sie in der Lage waren, sich einigermaßen zu versorgen, Hütten aus Holz zu errichten, die sie vor Sonne, Regen und Winterkälte schützten, primitive Waffen und Werkzeuge herzustellen und sich aus den Fellen der erbeuteten Tiere Gewänder zu machen. Es war ein hartes, mühsames Leben, aber man gewöhnte sich daran und diejenigen, die so wie ich, in der Folgezeit dort geboren wurden, kannten es nicht anders.
    Aber auch die kluge Jolaria musste sich geirrt haben. Wir und unsere Vorfahren waren nicht die einzigen Überlebenden. Drake war ebenfalls ein Mensch und lebte, weit fort von hier, mit anderen, zu denen er zurückkehren wollte, zusammen. Seinem Fluggerät, seiner Kleidung und seinen Ausführungen über Gemeinschaft, Liebe und Kinder nach zu urteilen, führten er und seine Mitmenschen ein völlig anderes Leben, empfanden und handelten völlig gegenteilig zu den Gewohnheiten und Regeln, die ich seit meiner Geburt kannte. Ich war gespannt auf weitere Erzählungen und freute mich auf den kommenden Tag.
     
    Der war nun angebrochen und das erste, was ich nach dem Aufwachen wahrgenommen hatte, war das unterdrückte Stöhnen von Drake, der in gebückter Haltung, aber auf seinen Beinen, an einem nahegelegenen Baumstamm lehnte. Schweißperlen rannen ihm über die Stirn und die dunkler gewordenen Stoppeln seines Bartes, aber er blickte mich triumphierend an.
    »Siehst du, Waldfee , ich stehe! Das habe ich dir und deinen geheimnisvollen Kräutern zu verdanken. Jetzt muss ich nur noch meinen Heli reparieren.«
Er machte einen Schritt in Richtung des Hubschraubers, seine Knie gaben nach und ich sprang rasch zu ihm, um ihn zu stützen, bevor er mit seinem vollen Gewicht auf den Boden fiel. Sein leicht gebräuntes Gesicht hatte eine ungesunde Blässe angenommen, als er sich an meinen Armen festhielt und sich langsam wieder auf seine Unterlage sinken ließ, wo er keuchend liegenblieb. Wenigstens hatte er, wie ich mit einem raschen Blick feststellte, den gesamten Topf mit Wasser, welchen ich abends neben ihn gestellt hatte, geleert. Das war gut, denn Wasser war für das Funktionieren des Körpers und auch für die Wundheilung wichtiger als Nahrung, so hatte ich es von Jolaria gelernt. In genau dem Ton, den meine Hüttengenossin verwendete, wenn sie mich, was selten vorkam, ausschimpfte, erklärte ich seinem mir zugewandten Rücken:
    »Wann wirst du endlich begreifen, dass es seine Zeit braucht, bis du wieder gesund bist? Du kannst mit deinen Verletzungen nicht einfach aufstehen und glauben, du könntest hier herumhüpfen wie ein junger Hase. Geht das nicht in deinen Kopf hinein? Sonst bist du doch auch so klug.«
Er gab keine Antwort und ich spürte, dass er auf mich, sich selbst und seinen Körper, von dem er sich verraten fühlte, böse war. Ich überließ ihn seinen finsteren Grübeleien und lief zum Fluss, um meine Morgentoilette zu verrichten. Während ich untertauchte, überlegte ich, dass ich vermutlich ähnlich ungeduldig reagieren würde, wenn ich mich an seiner Stelle befände. Verletzt, weit weg von den Menschen, die er kannte und seiner gewohnten Umgebung, darüber hinaus völlig abhängig von einer Wildfremden, die in seinen Augen aus einem Dorf mit sehr seltsamen Regeln und Gewohnheiten kam und vieles, was er sagte, nicht begriff. Und ihn nun wegen seiner Schwäche auch noch ausschimpfte! Reumütig lief ich zurück zum Feuer und hockte mich neben ihn. Er hatte immer noch den Kopf abgewandt, mir den Rücken zugedreht und ich spürte, dass er in Ruhe gelassen werden wollte. Aber irgendetwas in mir drängte mich, ihn zu berühren. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und fasste in sein Haar.
Ich schluckte. »Drake …«, begann ich. Weiter kam ich nicht. Blitzschnell packte er, wie schon einmal, meine Hand und ich musste mich, ob ich wollte oder nicht, tief zu ihm hinunterbeugen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und auf seinen

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