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Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Enders
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deinen verletzten Fuß entlasten kannst. An deiner anderen Seite stützst du dich auf mich, dann schaffst du es vielleicht, auf deinem gesunden Bein dorthin zu hüpfen.«
Auf seinen Einwand hin, er dürfe den Helikopter nicht unbeaufsichtigt lassen, tarnte ich diesen mit den beim Absturz heruntergerissenen, wild verstreut liegenden Zweigen und Ästen so, dass man ihn nicht sofort erkennen konnte, und erklärte ihm, meines Wissens sei außer mir noch nie ein Mensch in dieser Gegend gewesen.
 
    Kurze Zeit später befanden wir uns auf dem sanft ansteigenden Weg in Richtung Höhle, und obwohl der Eingang bereits in Sichtweite lag, biss ich die Zähne zusammen und fragte mich, ob ich mir und ihm nicht zu viel zugetraut hatte. Seine Hand lag schwer auf meiner Schulter und ich musste all meine Kraft aufwenden, um den Druck auszuhalten, obwohl ich vermutete, dass er trotz seiner offensichtlichen Anstrengungen mehr Gewicht auf den Stock als auf mich verteilte. Ich kam mir klein und schwach vor, obwohl ich durch meine Messung am Boden ja schon wusste, um wie viel in etwa er größer war als ich. In der Senkrechten wirkte er trotz seiner augenblicklichen Schwäche noch beeindruckender. Schritt für Schritt bewegten wir uns mühsam auf unser Ziel zu.
    Um ihm die Demütigung , er müsste mich ums Anhalten bitten, zu ersparen, gab ich oftmals vor, eine Pause zu brauchen und wir blieben kurz stehen. Er protestierte nie, aber wie ich mittlerweile ahnte, hätte er sich eher die Zunge abgebissen und verschluckt, als mir gegenüber zuzugeben, dass er für die Pausen dankbar war. Es schien ihm enorm wichtig zu sein, keine Schwäche zu zeigen und sich und mir vorzumachen, dass er über genügend Kraft verfügte.
    Ich war erstaunt darüber , was man in kurzer Zeit des Zusammenseins über einen fremden Menschen erfahren konnte. Drake war groß, stark und durchtrainiert, konnte fliegen, sehnte sich nach seinem Volk und seiner Heimat, wusste vieles, lachte gern, konnte Liebe für andere empfinden und Dinge gut erklären. Andererseits mochte er es nicht, wenn man ihm sagte, was er tun sollte, war unbeherrscht, jähzornig, ungeduldig und ungerecht.
Er ist aber genauso schnell wieder ruhig und hat sich im Griff, wenn er spürt, dass er anderen wehgetan hat, flüsterte mir die Stimme in meinem Kopf zu. Und er hat keine Scheu, seine Fehler einzugestehen! Außerdem nannte er mich „Kleine“ oder “Waldfee“. Beides gefiel mir gut. Immer wenn er diese Worte für mich benutzte, durchrann mich ein warmes, zufriedenes Gefühl.
    Endlich hatten wir den Höhleneingang erreicht. Kaum lag er in der Schlafmulde und war von mir mit frischem Wasser und der Rehblase in Reichwe ite versorgt worden, murmelte Drake ein erschöpftes „Danke“ und schloss die Augen. Ich griff nach Schleuder, Bogen und den Pfeilen und flog förmlich in den Wald. Dorthin, wo, wie ich von meinen Erkundungstouren her wusste, Rehe sich durch das dichte Unterholz zum Äsen auf eine Lichtung im Wald zwängten. Noch war die Zeit, zu der sie Hunger bekamen, nicht gekommen, aber am Stand der Sonne erkannte ich, dass es nicht mehr lange dauern würde. Ich legte mich auf die Lauer und dachte über meine aufregenden Erlebnisse der letzten beiden Tage nach. Beschämt ertappte ich mich bei der eigennützigen Hoffnung, Drake möge bald gesund werden, aber nicht in der Lage sein, das Fluggerät in absehbarer Zeit zu reparieren. Irgendwann einmal sollte er natürlich seine Heimat wiedersehen. Ich verstand gut, dass er sich danach sehnte. Aber noch konnte ich mir nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn er tatsächlich wieder wegflog …
     
    ***
    Als sie fort war, öffnete Drake die Augen. Die Höhle war relativ klein und besaß einen sandigen Untergrund, in den sie sich ihre Schlafmulde, in der er jetzt lag, gegraben und mit Laub ausgepolstert hatte. Darüber hatte sie ein Rehfell ausgebreitet und ihn zusätzlich mit einem weiteren zugedeckt. Auf einem kleinen Felsvorsprung lagen säuberlich nebeneinander aufgereiht Klingen aus Stein in verschiedenen Größen, Faustkeile, ein geflochtener Weidenkorb, ein primitiv geformter Krug, daneben zwei krumme Becher, vermutlich aus gebranntem Lehm, ein Stapel von größeren und kleineren Fellen und diverse andere Gebrauchsgegenstände, deren Zweck er augenblicklich nicht erkennen konnte.
    Der Anblick erinnerte ihn fatal an einen kürzlichen Besuch im Metropolitan Museum in Manhattan. Er war am Vormittag in New York gelandet, um abends bei der

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