Riskante Liebe
obwohl er noch nie für eine Frau mehr als bloße Zuneigung empfunden hatte. Diese geheimnisvolle Bindung zwischen Mann und Frau, wie sie beispielsweise bei seinen Eltern bereits dreißig Jahre bestand, war ihm fremd geblieben. Manchmal fragte er sich ernsthaft, was mit ihm nicht stimmte. Sich jedoch an seine gute Kinderstube und seine Manieren erinnernd, räusperte er sich übertrieben laut, bis Veeria fragend zu ihm aufsah.
»Hey Kleine, tut mir leid, dass ich dich vorhin einfach habe stehen lassen. Aber ich mache mir Sorgen, ob ich je wieder von hier wegkommen werde. Mit der Reparatur des Hubschraubers bin ich kein Stück vorangekommen. Immer wenn ich dachte, den Fehler gefunden und beseitigt zu haben, rührte sich das verdammte Ding wieder nicht vom Fleck. Er startet und dann verstummt der Motor. Deswegen war ich in Gedanken weit weg. Veeria, ich freue mich wirklich, dass du wieder da bist. Es war verdammt einsam hier, ohne jemanden zum Reden und zum Lachen zu haben.«
Rasch kniete er sich neben sie und half ihr, die flache Grube zu Ende zu graben und dann das überschüssige Erdreich nach draußen zu bringen. Im hinteren Teil der Höhle hatte sie getrocknetes, aromatisch duftendes Gras gelagert, mit welchem sie ihre neu geschaffene Schlafstelle und auch die, in der er die letzten beiden Nächte verbracht hatte, polsterte. Darüber breitete sie sorgfältig die größeren Felle aus und achtete darauf, diese gleichmäßig aufzuteilen.
Er beobachtete sie dabei und bewunderte ihre goldbraune Haut, ihre schlanke, durchtrainierte Gestalt und die Anmut und Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen. Ihre langen, vollkommenen Beine gingen in einen wohlgeformten Po über , dessen Ansatz, sofern sie sich wie jetzt gerade, bückte, unter ihrem Schurz deutlich zu erkennen war. Und trotz des fest um ihren Oberkörper gewickelten und verhüllenden Bandes hatte er ihre wunderschönen Brüste mit den rosigbraunen Spitzen vor Augen, die ihn vor zwei Tagen beinahe dazu gebracht hätten, etwas völlig Unvernünftiges zu tun. Zum Glück war sie vor ihm zurückgeschreckt, als sie seine Erektion gespürt hatte. Das hatte ihn zur Besinnung gebracht. Und jetzt sollte er seine heimlichen Blicke auch lieber auf etwas Unverfängliches richten, bevor ihn erneut das Verlangen nach ihr überkam. Ihn war warm geworden, sein Bart juckte fürchterlich und er nahm sich vor, sie zu fragen, ob er eine ihrer Steinklingen zum Rasieren verwenden durfte.
***
Ich freute mich sehr darüber, dass er mich offensichtlich vermisst hatte und nahm ihm sein Verhalten nicht übel. Trotzdem alles in mir danach verlangte, dass er hierbleiben sollte, verstand ich ihn. Er wollte zurück zu den Menschen, die ihm etwas bedeuteten. Es tat weh, mir vorzuste llen, dass in seiner Heimat eine Frau auf ihn wartete, auf die er sich freute. Andererseits: Es würde nicht gutgehen, wenn er tatsächlich den Wunsch verspürt hätte, hier zu bleiben. Ich wäre ständig zwischen ihm und meinen Pflichten und Aufgaben für mein Dorf hin und her gerissen. Einfach im Wald zu bleiben war für mich ebenfalls nicht möglich. Damit brachte ich ihn erst richtig in Gefahr. Seratta und die anderen würden denken, ich sei von einem wilden Tier angefallen, verletzt oder getötet worden. Sie würden mich suchen und uns irgendwann aufspüren.
Und Jolaria konnte und wollte ich ebenfalls nicht täuschen, das hatte sie nach all dem, was sie seit meiner Kindheit für mich getan hatte, nicht verdient. Ein seltsamer Gedanke zuckte durch meinen Kopf. Vielleicht sollte es so sein, dass er noch ein paar Tage hier bei mir bleiben konnte? So, wie ich nun ganz überraschend ebenfalls noch einige Tage mit ihm verbringen konnte. Ich war völlig allein, sah man von meiner Hüttengenossin ab, während er von vielen Menschen geliebt wurde: Von seinen Eltern, Geschwistern und einer Frau. Aber sie alle sahen ihn nach seiner Rückkehr noch lange genug, während mir nur wenig Zeit mit ihm blieb. Unerklärlicherweise war ich mir ganz sicher, dass der Hubschrauber eines Tages wieder fliegen und ihn nach Hause bringen würde. Aber ich deutete es als Zeichen des Himmels, dass Drake bei meiner Rückkehr sozusagen hier festsaß und wir deshalb nochmals Zeit miteinander verbringen durften.
Während wir Seite an Seite arbeiteten, wollte ich endlich wissen, was das Wo rt Waldfee bedeutete. Er lachte.
»Eine Waldfee ist eine schöne Frau, die Zauberkräfte hat, im Wald lebt und Menschen, die in Not geraten sind, hilft.
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