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Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Enders
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trotz ihrer Jugend führte, hatte sie bisher wenig zu lachen gehabt. Wie anders würde sie in seiner Heimat leben dürfen! Aber sie war an ihr Leben hier gewöhnt, würde sich außerhalb des Waldes vermutlich gar nicht wohl fühlen und wäre von der Zivilisation völlig überfordert. Es war nie gut, jemanden aus seinem gewohnten Umfeld einfach so herauszureißen. Er kämpfte ja ebenfalls mit Heimweh und würde auch nicht auf Dauer hierbleiben wollen. Ihm fehlten seine Familie, seine Freunde, sein Haus und sein Job. Ihr ginge es da sicher ähnlich. Sie würde zumindest ihre Ziehmutter, diese Heilerin, vermissen, ihre Höhle und den Wald … Und, so beruhigte er sein Gewissen, er würde von zu Hause aus schon irgendwie herausbekommen, wo er notgelandet war. Dann konnte er den entsprechenden Behörden einen Hinweis auf dieses Sektendorf geben und man würde die Leute dort aufstöbern, und aus ihren primitiven Lebensumständen sowie der Diktatur ihrer Anführerin befreien. Damit würde Veeria, ohne dass er sich um sie kümmern musste, ebenfalls die Chance auf ein selbstbestimmteres, glücklicheres Dasein haben.
     
    ***
    Tiefes Bedauern durchflutete mich, als ich begriff, dass mir Drake nicht böse war, sich auch nicht abgestoßen fühlte, aber sichtlich nicht bereit war, mich erneut anzufassen. Ich war nach wie vor feucht. In mir verspürte ich immer noch dieses Sehnen, diese Begierde nach mehr und ich fühlte mich irgendwie unvollständig. Ich versuchte, dieses Gefühl zu verdrängen und suchte stattdessen nach der Klinge, um die er mich ursprünglich gebeten hatte. Er nahm sie entgegen und fuhr mit dem Daumen vorsichtig über die scharfe Kante.
    »Die ist ungeheuer scharf , dafür, dass sie aus einem Stein gemacht wurde. Woher hast du sie?«
    Ich erklärte ihm, dass sie von Mirea, unserer Werkzeugmacherin, angefertigt worden war, ich jedoch während meiner tagelangen Aufenthalte in der Höhe mittlerweile durch ständiges Üben ebenfalls schon ganz brauchbare Klingen, Schaber oder Faustkeile herstellen konnte. Auch meine Waffen, Schleuder sowie Bogen und Pfeile, fertigte ich selbst an. Freude und ein wenig Stolz wallten in mir auf, als er mich für meine Selbstständigkeit und Geschicklichkeit lobte.
    »Du bist noch so jung und dennoch enorm mutig. Ich kenne nicht viele Frauen, die sich freiwillig allein nachts im Wald aufhalten würden. Und keine einzige, die solch handwerkliches Geschick besitzt und darüber hinaus jagen geht,«
Darauf konnte ich nichts erwidern. Für mich war mein Leben selbstverständlich. In meiner Höhle fühlte ich mich sicher, ebenso wie tagsüber im Wald. Ich fand mich dort beinahe blindlings zurecht und fühlte mich wohler als in unserem Dorf. Außer Jolaria gab es dort keinen Menschen, dessen Gesellschaft ich genoss. Den anderen Frauen gegenüber konnte ich nie ungezwungen sein. Mit jedem Wort und jeder Geste musste man auf der Hut vor Serattas Spitzeln sein. Und die Nähe unserer Anführerin verursachte mir Übelkeit im Magen. Aber ich wollte im Augenblick weder an sie noch sonstige unangenehme Dinge denken, sondern froh darüber sein, dass ich ihn noch angetroffen hatte. Ich verdrängte auch den unerträglichen Gedanken daran, wie ich hier allein weiterleben sollte, wenn er fort war. Ganz kurz blitzte die Hoffnung in mir auf, er könne mich, wenn er zurückflog, mitnehmen. In seinem Hubschrauber war neben seinem Sitz noch ein zweiter.
    Aber was sollte ich in seiner mir völlig fremden Welt? Ich wäre völlig von ihm abhängig und wusste auch nicht, wie die Menschen dort auf mich reagieren würden. Außerdem hatte er mir klargemacht, dort eine andere Frau zu haben. Er würde mich nicht mitnehmen. Es tat ungeheuer weh, aber für mich war kein Platz in seiner Heimat. Ich würde für den Rest meines Lebens in unserer Siedlung bleiben müssen und nie erfahren, wie schön und natürlich das Leben der anderen Menschen, die in Familien zusammen lebten und einander liebten, sein konnte. Aber wenn ich ehrlich blieb, entsprang der Wunsch, mit ihm zu gehen, nur der brennenden Sehnsucht, mit ihm zusammenbleiben zu dürfen. Da aber der Platz an seiner Seite bereits vergeben war, konnte ich mich genauso gut hier von ihm verabschieden und einfach mein Leben nach seinem Weggang, so gut es möglich war, weiterleben wie bisher. Ich schüttelte meine düsteren Gedanken ab. Noch war er hier, bei mir. Und wenn der Himmel mir wohlgesonnen war, würde er dafür sorgen, dass der Hubschrauber wenigstens noch ein

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