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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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die blanke Angst zu fixieren gibt ihr Kraft.
    Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft schlägt sie die Bettdecke zurück und steigt aus dem Bett. Der Fußboden ist eisig, doch das hilft, ihre Nerven zu beruhigen.
    Wieder knarrt eine Stufe. Er ist jetzt halb die Treppe herauf. Er hat keine Eile. Er lässt sich Zeit.
    »Ich habe dich gewarnt, Joanna. « Seine Stimme trieft von sündhafter Begierde. »Dachtest du wirklich, du könntest dich mir verweigern? Du bist nichts weiter als eine dumme, kleine Ladenbesitzerin. Ein Niemand, der ihr Platz in der Welt eingebläut werden muss. «
    Mit dem nächsten Schritt wird sein Tonfall schärfer, und sein Zorn bricht sich Bahn. »Du solltest dankbar sein, dass ein Gentleman meines Standes dich auch nur eines zweiten Blickes gewürdigt hat. Dankbar! Hörst du mich, du dummes Stück? Du hättest mich anflehen sollen, dass ich dich nehme. «
    Das Schlafzimmer hat keine Tür. Nur ein schwerer Vorhang versperrt dem Eindringling den Weg. Der Vorhang ist zugezogen.
    Sie bemerkt, dass die Gardine am Fenster geöffnet ist und das Licht des nebelverhangenen Mondes den Umriss ihres Körpers nachzeichnet. Sie zieht eilig die Gardine zu, sodass das winzige Zimmer in tintenschwarze Dunkelheit getaucht wird.
    Sie kennt jeden Millimeter der beengten Kammer. Das Ungeheuer hat den Raum jedoch noch nie gesehen. Mit etwas Glück würde er blind in der Dunkelheit umhertappen und ihr so Gelegenheit geben, durch die Tür hinter ihm zu entkommen.
    Er ist jetzt im anderen Raum und kommt auf den Vorhang zu, der das Schlafzimmer abteilt. Sie kann das gedämpfte Stampfen seiner Stiefel auf dem abgewetzten Teppich hören.
    »Frauen wie du müssen auf ihren Platz verwiesen werden. Ich werde dir zeigen, was mit Weibern passiert, die Höhergestellten nicht das nötige Maß an Respekt zollen. «
    Sie langt nach dem massiven Schürhaken, der griffbereit neben dem Bett liegt. Die Eisenstange ist schwer. Sie umklammert sie mit beiden Händen und betet.
    Auf der anderen Seite des Vorhangs ertönt ein leises Kratzen. Ein flackernder Lichtschein fällt auf die Kanten der Stoffbahn. Das Ungeheuer hat ein Streichholz angezündet.
    So viel zu ihrem Plan, ihn mit der Dunkelheit im Schlafzimmer zu irritieren. Beinahe gehen ihr die Nerven durch. Der Griff des Schürhakens fühlt sich plötzlich schlüpfrig an. Sie drückt sich gegen die Wand neben dem Vorhang.
    »Es ist so weit, Joanna. Du hast mich lange genug warten lassen. Jetzt wirst du für deine Unverschämtheit bezahlen. «
    Der Vorhang wird abrupt zur Seite gerissen. Das Gesicht der Bestie wird von dem Streichholz in seiner Hand beleuchtet. Seine gut aussehenden Züge haben sich zu einer Maske verderbter Begierde verzerrt.
    Die Flamme tanzt flackernd auf der Klinge des Messers, das er drohend in seiner Hand hält.
    Er tritt ins Schlafzimmer und bewegt sich auf das Bett zu …
     
    Louisa schreckte aus dem Schlaf hoch, atemlos vor Angst. Das Nachthemd klebte klamm an ihrem Körper.
    Hatte sie diesmal laut geschrien? Sie hoffte nicht. Sie wollte Emma nicht wieder erschrecken. In den vergangenen Monaten waren die Albträume seltener geworden. Sie hatte bereits zu hoffen gewagt, dass sie für immer hinter ihr lagen.
    Sie hätte es besser wissen sollen.
    Sie schlug die Bettdecke zurück und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen, um die unnatürliche Energie abzuschütteln, die ihr Herz rasen ließ und ihr das Atmen schwer machte.
    Nach einer Weile beruhigte sie sich etwas. Sie ging zum Fenster, schaute hinaus, suchte in der Dunkelheit nach der Frau in Schwarz.
    Die Dirne war heute Nacht nicht im Park. Vielleicht war sie früher am Abend dort gewesen. Noch wahrscheinlicher war, dass das arme Geschöpf den Versuch aufgegeben hatte, einen Freier zu finden, und zu ihrer Unterkunft zurückgekehrt war, wo auch immer diese sich befand. Der Arden Square war eine ruhige, achtbare Wohngegend. Es war kein Ort, zu dem Männer kamen, um eine Dirne zu finden.
    Sie hatte die Frau in Schwarz zum ersten Mal einige Abende zuvor bemerkt. Die Fremde hatte einen schwarzen Samtmantel und einen schwarzen Hut mit Schleier getragen, der ihre Züge verbarg. Vermutlich war die Frau eine Witwe, die der Tod ihres Mannes auf den Strich gezwungen hatte. Die Frau hatte eine Weile im dunklen Schutz eines Baums gestanden und offenkundig darauf gewartet, dass ein Mann in einer Kutsche auf der Suche nach den Diensten einer Prostituierten vorbeikäme.
    Vielleicht hatte sie diese Gegend verlassen und

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