Riskante Nächte
von Hastings noch von seiner Frau zu stammen scheinen.«
Er reichte ihr einen Band und schlug selbst einen anderen auf, um ihn in Augenschein zu nehmen.
»Das ist ein Tagebuch«, sagte Louisa. Sie stockte, als sie den Namen entdeckte, der auf der ersten Seite notiert war. »Gütiger Himmel, Sie haben recht. Das kann unmöglich Hastings gehören. Laut dieser Inschrift ist es das Tagebuch von Miss Sara Brindle. Ende des Monats findet ihre Vermählung mit Lord Mallenby statt. Wie in aller Welt ist das denn in Hastings’ Tresor gelangt?«
»Eine ausgezeichnete Frage.« Er hielt den Band hoch, den er durchgesehen hatte. »Dieses Tagebuch gehört einer jungen Lady namens Julia Montrose.«
»Ich bin ihr begegnet. Sie hat sich jüngst mit Richard Plumstead verlobt. Es gilt als eine spektakuläre Verbindung. Plumstead wird den Adelstitel seines Vaters erben.« Verwirrung trat auf ihr Gesicht. »Das ist bizarr. Warum verwahrt Hastings diese Tagebücher?«
»Auf Anhieb fällt mir da nur ein sehr guter Grund ein.«
Ihr stockte der Atem. »Denken Sie, dass er diese Leute erpresst?«
»Ich bezweifle, dass die junge Julia oder Sara persönlich über hinlängliche Mittel verfügten, um einen Erpresser zu bezahlen. Sehr wahrscheinlich erhalten die beiden nur vierteljährliche Auszahlungen. Wenn Hastings von jemandem Geld erpresst, dann von einem anderen Familienmitglied. Im Falle von Julia wäre das wohl ihre Urgroßmutter, Lady Penfield. Sie bestimmt noch immer über das Familienvermögen.« Anthony verstummte kurz. »Sie ist bereits alt und gebrechlich.«
»Lady Ashton erwähnte etwas, dass Sara Brindles ältliche Tante das Vermögen ihrer Nichte verwaltet.«
Anthony schlug den letzten der kleinen Bände auf. »Das hier wird sich, wie ich vermute, als eine Auflistung von eingegangenen Erpressungsgeldern herausstellen.«
»Wir müssen diese Tagebücher umgehend ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgeben«, sagte Louisa.
»Da stimme ich zu. Aber es muss äußerst diskret geschehen.«
»Ja, natürlich. Wir können nicht unsere Identität preisgeben.« Sie überlegte kurz. »Was ist mit den Geschäftsunterlagen?«
»Die werde ich behalten«, erklärte Anthony kühl.
»Aber sie gehören Hastings. Es ist eine Sache, die Erpressungsmittel an uns zu nehmen, aber ich finde, die Papiere sollten wir wieder in den Tresor zurücklegen.«
Er fixierte sie mit einem mitleidslosen Blick. »Der Lump ist nicht nur ein Erpresser, er ist auch ein kaltblütiger Mörder. Ich fühle mich in keiner Weise verpflichtet, ihm irgendetwas zurückzugeben.«
Sie spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. »Das ist das zweite Mal, dass Sie ihn einen Mörder nennen. Haben Sie dafür irgendwelche Beweise?«
»Bis heute Abend nicht.«
Er holte einen kleinen schwarzen Samtbeutel hervor, schnürte ihn auf und drehte ihn um. Louisa sah, wie sich Gold und funkelnde Edelsteine in seine Handfläche ergossen.
»Gütiger Himmel«, hauchte sie. »Das muss ein Vermögen wert sein.«
»In der Tat. Und es beweist darüber hinaus, dass Hastings des Mordes schuldig ist.«
»Ich verstehe nicht. Sie haben das aus seinem Tresor gestohlen?«
»Ja.«
Ihr Blick hing wie gebannt an dem funkelnden Geschmeide. »Sie sind wirklich ein Juwelendieb.«
»Dieses Collier gehörte einer Frau namens Fiona Risby.«
Sie riss ihren Blick abrupt von dem Schmuckstück los und sah ihn aus großen Augen an. »Ihre Verlobte? Die Frau, die sich von der Brücke gestürzt hat?«
»Ich war nie davon überzeugt, dass Fiona Selbstmord begangen hat. Dass sich ihr Collier in Hastings’ Tresor befand, beweist, dass ich recht hatte. Er hat sie umgebracht.«
»Sind Sie sicher, dass es ihr Collier ist?«
Er ließ das Schmuckstück wieder in den Samtbeutel gleiten. »Ja. Es ist sehr auffällig. Ein Familienerbstück. Fiona trug es an dem Abend, an dem sie starb.«
»Was haben Sie nun vor? Jetzt, wo Sie es aus Hastings’ Tresor genommen haben, ist es nicht länger ein Beweis gegen ihn, da es sich nicht mehr in seinem Besitz befindet.« Sie machte eine taktvolle Pause. »Ich sage das nur ungern, Sir, aber wenn die Polizei herausfindet, dass Sie das Collier haben, könnte man Sie für einen Verdächtigen halten.«
»Ich konnte es nicht in dem Tresor lassen. Es wäre dort nie gefunden worden. Hastings ließe niemals zu, dass die Polizei sein Haus durchsucht.«
»Ich verstehe, was Sie meinen. Aber was haben Sie jetzt damit vor?«
»Ich bin noch unschlüssig«, gestand er. »Ich hoffe
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