Riskante Nächte
Sir.«
»Vielen Dank.«
Er ging zu dem letzten freien Sessel im Zimmer und setzte sich, wobei er Louisa mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.
»Es ist schon recht, Sir«, beantwortete sie seine stumme Frage. »Ich habe Lady Ashton die ungewöhnlichen Umstände unserer Bekanntschaft erklärt. Sie können in ihrer Gegenwart ganz offen reden.«
Anthony musterte Emma mit ernster Miene.
»Sie sind darin involviert, Hastings’ Teilhaberschaft an einem Bordell zu beweisen?«
Emma lächelte. »Nein. Das ist Mrs. Bryces Unterfangen, doch ich unterstütze sie nach Kräften.«
»Indem Sie ihr eine Einladung verschaffen, damit sie die Häuser von verdächtigen Personen durchsuchen kann?«
Emma war beeindruckt. »Klug durchschaut, Sir. Das ist in der Tat eine der Methoden, mit denen ich mich nützlich zu machen versuche.«
Louisa räusperte sich manierlich. »Zu welchem Schluss sind Sie in Bezug auf die Beweise für Erpressung gekommen, Mr. Stalbridge?«
»Ich habe die Tagebücher und Briefe gelesen. Allem Anschein nach werden derzeit fünf Personen erpresst. Wie ich schon gestern Abend vermutet habe, sind es nicht die jungen Ladys, die das Erpressungsgeld zahlen. In allen Fällen ist es eine reiche, schon etwas betagte Verwandte, die außerdem recht gebrechlich ist.«
»Warum nur zahlen sie an einen Erpresser?«
»Jede von ihnen zahlt, um den Ruf einer jungen Verwandten zu schützen, die kompromittiert wurde.«
»Wie schrecklich.« Louisa hielt kurz inne und überlegte. »War es Hastings, der sie kompromittierte? Ich schätze, objektiv betrachtet sieht er gar nicht so schlecht aus, aber ich hätte gedacht, er wäre etwas zu alt, um blutjungen Ladys zu gefallen.«
»Das ist einer der interessanten Aspekte an dieser Sache«, sagte Anthony. »Jede der jungen Frauen wurde von einem Mann kompromittiert, den sie in ihren Briefen und Tagebüchern entweder als griechischen Gott mit güldenem Haar, den schönsten Mann auf der Welt oder als Ritter in schimmernder Rüstung beschreiben. Alle stimmen überein, dass er Ende zwanzig sei.«
»Hastings hat dunkles, ergrauendes Haar und ist Mitte vierzig«, bemerkte Emma.
»Also ist noch ein anderer Mann an diesem Erpressergeschäft beteiligt«, überlegte Louisa laut.
»Ja«, stimmte Anthony zu. »Ich werde umgehend dafür sorgen, dass die Briefe und Tagebücher ihren rechtmäßigen Besitzern anonym zurückgegeben werden und dass die Opfer sich des Endes dieser schändlichen Erpressung gewiss sein können. Damit sind natürlich auch alle weiteren Nachforschungen in dieser Richtung ausgeschlossen.«
»Selbstverständlich«, pflichtete Louisa ihm bei. »Wir können nicht riskieren, die Opfer bloßzustellen.«
»Nein.« Anthony sah sie eindringlich an. »Und sie würden uns in keinem Fall weiterhelfen. Mrs. Bryce, ich denke, es ist an der Zeit, über das Honorar für meine gestrigen Dienste zu sprechen.«
Louisa setzte sich gerade auf. »Ja, natürlich. Welche Summe halten Sie für angemessen?«
»Ich will Ihr Geld nicht. Was ich will, sind Auskünfte.«
Sie erstarrte. »Wie bitte?«
»Ich bin hierhergekommen, um meine Karten auf den Tisch zu legen. Ich hoffe, dass Sie als Entlohnung für gestern Abend das Gleiche tun.«
»Wie muss ich das verstehen?«
»Dank dem Collier aus dem Tresor bin ich nunmehr ohne den Hauch eines Zweifels überzeugt, dass Elwin Hastings Fiona Risby ermordet hat.«
»Ja, das sagten Sie bereits«, bestätigte sie höflich.
Sein Lächeln war eisig. »Wie ich höre, hegen Sie Zweifel daran.«
»Verzeihen Sie mir, wenn ich mich einmische«, meldete Emma sich zu Wort. »Aber ich habe Mrs. Bryce darauf aufmerksam gemacht, dass Sie möglicherweise ein Motiv hätten, mit dem Finger auf Elwin Hastings zu zeigen. Es ist nicht ganz dasselbe, wie zu beweisen, dass er Miss Risby tatsächlich auf dem Gewissen hat.«
Anthony begriff auf Anhieb und nickte. »Ja, natürlich. Sie fragen sich, ob ich mir Sorgen mache, die alten Gerüchte könnten mich daran hindern, in gewissen Kreisen auf Brautschau zu gehen. Sie überlegten, dass ich möglicherweise beschlossen hätte, die Schuld auf einen anderen zu schieben, um meinen eigenen Namen reinzuwaschen.«
Louisa zuckte bei dem Ausdruck Brautschau unwillkürlich zusammen.
Emma zog die Augenbrauen hoch. »Sie müssen zugeben, diese Möglichkeit ist nicht völlig von der Hand zu weisen.«
Anthony sah ihr offen ins Gesicht. »Im Moment kann ich Ihnen nur mein Wort geben, dass dem nicht so ist. Gestern Abend fand
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