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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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»Wichtig ist nur, dass er nicht länger unter uns weilt.«
    »Großmutter sagt, Mrs. Bryce trüge keine Trauer mehr, also muss er vor wenigstens drei Jahren gestorben sein«, bemerkte Clarice.
    »Diese Annahme drängt sich auf, ja«, pflichtete Anthony ihr bei.
    »Großmutter deutete an, dass sie über kein eigenes Vermögen zu verfügen scheint«, sagte Georgiana. »Offenkundig hat Lady Ashton sie aus der Güte ihres Herzens bei sich aufgenommen.«
    »Das scheint so zu sein«, stimmte Anthony zu. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet …«
    »Wie ist sie denn so?«, wollte Clarice wissen.
    Anthony ließ sich die Frage einen Moment lang ernsthaft durch den Kopf gehen.
    »Unkonventionell«, sagte er schließlich.
    »In welcher Hinsicht?« fragte Clarice. »Wir wollen Einzelheiten hören, Tony. Sie ist die erste Frau, an der du seit Fionas Tod Interesse zeigst. Da kannst du uns wenigstens ein bisschen über sie erzählen.«
    »Unter anderem bewundert sie deine Stücke«, sagte er.
    »Du hast ihr erzählt, dass ich für das Olympia-Theater schreibe?« Clarice sah ihn mit großen Augen an.
    »Ich glaube, sie war sehr begeistert davon, dass die Heldin in Wenn es Nacht wird in der Sutton Lane am Ende nicht ertrinkt, auch wenn sie nicht von dem Mann gerettet wird, der sie verführt hat.«
    »Ich konnte sie nicht von Nigel retten lassen«, erklärte Clarice. »Er war bereits verheiratet.«
    »Das habe ich ihr auch zu erklären versucht«, sagte Anthony. Und mit diesen Worten nahm er Reißaus.
    Er erklomm die Treppe und ging den langen Flur hinunter zu dem großen Raum an der Rückseite des Hauses. Der Architekt hatte die Suite ursprünglich als herrschaftliches Schlafzimmer mit angrenzendem Boudoir oder Salon geplant, doch die Räume hatten seinem Vater schon, solange Anthony denken konnte, als Werkstatt gedient.
    Wenn man einen Erfinder zum Vater hat, ging es Anthony durch den Sinn, während er die Tür öffnete, war das Leben nie langweilig.
    »Bist du das, Clarice?« Marcus Stalbridge stand mit dem Rücken zur Tür und drehte sich nicht um. »Ich bin noch nicht mit den Plänen für dein brennendes Haus fertig. Es gibt da ein kleines Problem mit den Chemikalien, die den Rauch erzeugen, fürchte ich. Sie erzeugen viel zu viel davon. Das Publikum bekäme nichts mehr von der Handlung auf der Bühne mit.«
    Anthony schloss die Tür, verschränkte die Arme und lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand. »Clarice hat vor, ein Haus niederzubrennen?«
    »Tony. Wird aber auch Zeit, dass du dich blicken lässt.« Marcus legte einen Schraubenschlüssel beiseite und drehte sich schwungvoll um. »Ich habe dir die Nachricht schon vor Stunden geschickt. Wo zum Teufel bist du gewesen?«
    In der Lederschürze und den derben Stiefeln, Hemd und Hosen ölverschmiert, hätte man seinen Vater leicht für einen Hafenarbeiter oder einen Zimmermann halten können, dachte Anthony bei sich. Er sah auf jeden Fall nicht wie der typische englische Gentleman aus, der von einer langen Reihe ebensolcher Gentlemen abstammte.
    Marcus war zum Ingenieur ausgebildet worden. Nach Aussage von jedem, der ihn seit seiner Jugend kannte, hatte er bereits Dinge erfunden, als er gerade im Krabbelalter war. Jetzt war er in den Sechzigern, ein hochgewachsener Mann mit großen, geschickten Händen und scharf geschnittenen Zügen. Der Blick seiner grün-goldenen Augen konnte beunruhigend bohrend und direkt sein, wenn er mit einer seiner zahllosen Erfindungen beschäftigt war. Bei anderen Gelegenheiten wirkte er unbestimmt und geistesabwesend. Alle kannten diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Er bedeutete, dass Marcus irgendein neues Gerät erdachte.
    »Ich muss mich entschuldigen, Sir«, sagte Anthony. »Ich war heute sehr beschäftigt, und als ich schließlich hier eintraf, wollten mich die beiden Inquisitoren im Erdgeschoss zuerst nicht durchlassen.«
    Marcus wischte sich die Hände an einem Lappen ab. »Ich kann mir denken, dass deine Mutter und deine Schwester dich mit Fragen gelöchert haben. Deine Großmutter hat uns vorhin einen Besuch abgestattet.«
    »Das hörte ich. Ich bin gespannt, mehr über Clarices brennendes Haus zu erfahren.«
    »Es ist eine weitere ihrer Sensationen. Sie sagt, die Konkurrenz werde immer unerbittlicher. Alle Theater in der Stadt versuchen, sich gegenseitig mit ihren dramatischen Szenen auf der Bühne auszustechen. Geister, Stürme, sich drehende Türme und dergleichen sind inzwischen alles alte Kamellen. Clarice sagt, Feuer risse

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