Riskante Nächte
herauszufinden, warum er Fiona ermordet hat. Diese Frage hat mich von Anfang an gequält.«
»Und wie in drei Teufels Namen willst du das anstellen?«
»Ich bin sicher, sie hatten keine intime Beziehung miteinander. Bleibt also noch die Möglichkeit, dass Fiona auf irgendeine Weise zu viel über seine Geschäfte herausgefunden hat. Vielleicht hat sie entdeckt, dass er ein Erpresser ist.«
Marcus ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen. »Du denkst also, er hätte sie umgebracht, um seine Geheimnisse zu wahren?«
»Das wäre ein Motiv.«
»Vielleicht. Aber wie willst du das nach all dieser Zeit beweisen?«
»Das ist eine gute Frage.« Anthony ging zu dem Stahltresor, der an einer Wand des Raums stand. Er legte die Hand auf die glänzende grüne Oberfläche und fuhr mit dem Finger über die goldenen Verzierungen. »Hastings’ Tresor war tatsächlich ein Apollo, ganz wie Sie sagten. Er hat ihn in den Fußboden seines Schlafzimmers einbauen lassen. Danke, dass Sie mir die Information von Carruthers beschafft haben, Sir.«
Will Carruthers von der Carruthers Lock and Safe Company war ein alter Freund der Familie. Er war der alleinige Lieferant des Apollo Patented Safe in London. Carruthers hatte Hastings den Tresor verkauft. Er hatte auch den Einbau beaufsichtigt.
Marcus zog die Augenbrauen hoch. »Gehe ich recht in der Annahme, dass du nichts von deinen Tresorknackerkünsten verlernt hast?«
»Meine Fertigkeiten sind ein wenig eingerostet, aber ich hatte den Safe in weniger als einer halben Minute geöffnet.«
»Früher hättest du es in der Hälfte der Zeit geschafft.« Marcus lächelte wehmütig. »Ich werde nie die vielen glücklichen Stunden vergessen, die du in meiner Werkstatt damit zugebracht hast, Schlösser zu knacken und neue Werkzeuge für mich auszuprobieren.« Seine Miene verdüsterte sich schlagartig. »Was mich daran erinnert, dass es langsam Zeit wird, dass du mir Enkelkinder bescherst. Ich brauche neue Gehilfen. Du bist ja nie mehr hier, und Clarice ist immer mit ihren Theaterstücken beschäftigt.«
»Später einmal«, versprach Anthony. »Wenn diese Angelegenheit abgeschlossen ist.«
»Versprechungen, Versprechungen.« Marcus’ Gesichtsausdruck wurde forschender. »Was ist mit Mrs. Bryce? Wie passt sie ins Spiel?«
»Die Sache ist kompliziert. Gestern Abend habe ich sie überrascht, wie sie gerade aus Hastings’ Schlafzimmer kam.«
Marcus’ Mund öffnete sich, schloss sich wieder und öffnete sich abermals. »Aus seinem Schlafzimmer? Machst du Scherze? Was in drei Teufels Namen hat sie denn da drinnen gemacht?«
»Das Gleiche, was ich vorhatte. Sie hat sich hineingeschlichen, um seine Sachen zu durchsuchen.«
»Aus welchem Grund?«
»Sie suchte nach Beweisen, dass Hastings Geld in ein Bordell investiert hat.«
»Sie hat den Apollo geknackt?«
»Nein. Aber nachdem sie im Flur vor dem Schlafzimmer auf meine Wenigkeit gestoßen war, hat sie mich beauftragt, den Tresor für sie zu öffnen.«
»Sie hat dich beauftragt?« Marcus’ Stimme überschlug sich ungläubig.
»Sie hielt mich für einen Juwelendieb. Wie ich schon sagte, es ist etwas kompliziert.«
»Gütiger Gott.« Marcus verzog das Gesicht. »Wer um alles in der Welt ist diese Mrs. Bryce?«
»An der Antwort auf diese Frage arbeite ich noch. Ich habe jedoch herausgefunden, dass sie unter anderem Reporterin für den Flying Intelligencer ist.«
»Das glaube ich einfach nicht. Sie schreibt für die Sensationspresse?«
»Ja.«
»Aber du verabscheust die Presse wegen der Art und Weise, wie sie über Fionas tragischen Tod berichtet haben. Ich kann nur schwer glauben, dass du dich mit einer Reporterin eingelassen hast.«
»Für mich war es ebenfalls eine Überraschung, Sir. Allerdings habe ich feststellen müssen, dass Mrs. Bryce ein Talent dafür hat, einen beständig zu verblüffen. Und wo wir gerade bei dem Thema sind, ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn Sie Mrs. Bryces berufliche Tätigkeit wie ein dunkles Familiengeheimnis hüten würden. Sie gibt sich große Mühe, ihre Identität geheim zu halten.«
Marcus zog die Augenbrauen hoch. »Weil sie eine Frau ist?«
»Zum Teil sicher. Aber der vorrangige Grund, weshalb sie ein Pseudonym benutzt, ist, dass sie ihre journalistischen Nachforschungen innerhalb der feinen Gesellschaft betreibt. Ihre Karriere nähme ein abruptes Ende, wenn ihre Identität in den gehobenen Kreisen bekannt würde.«
»Davon darf man ausgehen«, schnaubte Marcus. »Ihr Name würde von
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