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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Ruder hin. Sie klammerte sich mit beiden Händen daran.
    Der zweite Glücksfall war, dass ihr Retter ein Irrer war, der vorgab, Stimmen zu hören. Die Leute mieden ihn, und er seinerseits sprach mit kaum jemandem. So erfuhr keine Menschenseele, dass er sie in jener Nacht aus dem Wasser gezogen hatte.
    Überzeugt, sie sei ein Zauberwesen, das seiner Obhut überantwortet worden war, hatte der Verrückte sie mit äußerster Ehrfurcht behandelt. Er hatte sie versorgt, bis sie sich so weit erholt hatte. Einige Wochen lang war sie bei ihm geblieben und hatte sich von ihm Nahrung und einen Unterschlupf geben lassen, während sie über ihre Zukunft nachsann und Pläne schmiedete.
    Um sicherzugehen, hatte sie den alten Narren mit Arsen vergiftet, bevor sie seine Hütte verließ. Sie konnte es sich nicht erlauben, ein Risiko einzugehen. Zu viel stand auf dem Spiel. Sie durfte nicht zulassen, dass irgendetwas ihren grandiosen Racheplan zunichtemachte …
    Sie riss sich von den Gedanken an die Vergangenheit los. In der Straße stand ein unbesetzter Hansom. Sie stieg ein und nannte dem Kutscher ihre Adresse. Ladys, die auf ihren Ruf achteten, mieden Hansoms gemeinhin; diese Einspänner waren rasant und flott, und von den Frauen, die darin fuhren, wurde das Gleiche behauptet. Doch in ihrer Witwenkleidung und mit dem schwarzen Schleier war sie anonym. Niemand, der sie gekannt hatte, als sie noch Elwin Hastings’ Frau war, hätte sie wiedererkannt.
    Sie lehnte sich in den Sitz zurück und ballte ihre behandschuhten Hände wütend zu Fäusten. Wie konnte Louisa Bryce es wagen, Sie für eine gemeine Straßenhure zu halten?

24
    Der Hansom stand im Schutz der Dunkelheit am Ende der unbeleuchteten Straße. Anthony saß im Verschlag. Er beobachtete seit fast einer Stunde den Eingang zu dem Gentlemen-Klub und wartete darauf, dass Hastings herauskam. Es war drei Uhr in der Früh. Die ersten Gerüchte über Thurlows Tod machten zweifellos bereits die Runde. Jeglicher Tratsch verbreitete sich zuallererst in den Klubs. Anthony wollte sehen, wie Hastings auf die Nachricht reagierte.
    Obwohl er hier war, um seine Beute im Auge zu behalten, waren seine Gedanken bei Louisa. Sie hatte ein erhabenes Erlebnis erwartet. Er hatte es gründlich verpatzt, und die Schuld daran trug er allein. Andererseits hatte sie ihn willentlich mit ihrer Witwenscharade hinters Licht geführt. Nichtsdestotrotz, hätte er auch nur ein Quäntchen Selbstbeherrschung besessen, hätte er erkannt, dass er eine unerfahrene Frau küsste.
    Doch Selbstbeherrschung war heute Abend nicht sein oberstes Anliegen gewesen, zumindest nicht nach jenem Kuss im Garten der Lorringtons. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich noch gesagt, die Umarmung diene nur dazu, Louisa zum Schweigen zu bringen und gleichzeitig den Eindruck einer Affäre zu erwecken. Doch die Wahrheit war, dass er sich seit ihrer ersten Begegnung nach ihr verzehrte.
    Louisas stürmische Reaktion hatte ihn an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung getrieben, und er hatte jegliche Vernunft über Bord geworfen. Die Offenbarung ihrer Begierde hatte eine plötzliche, unbeschreiblich erregende Euphorie geweckt. In den nächsten stürmischen Momenten galt sein einziger Gedanke der Suche nach einem abgeschiedenen Ort, an dem sie sich ihrer Leidenschaft hingeben konnten.
    Rückblickend musste er allerdings gestehen, dass die Werkbank des Gärtners wahrscheinlich nicht der romantischste Platz war, den er hätte aussuchen können, und zweifelsohne hatte er die Dinge etwas überstürzt. Selbst eine erfahrene Frau von Welt hätte unter diesen Umständen berechtigten Grund zur Klage gehabt. Eine unerfahrene Lady, die Leidenschaft nur aus sentimentalen Romanen und Theaterstücken kannte, war zu Recht enttäuscht.
    Die Tür des Klubs ging auf, so wie schon öfter in der letzten Stunde. Diesmal kam Hastings heraus. Eine vertraute Männergestalt in einem langen Mantel und Melone löste sich von dem Geländer, an dem sie gelehnt hatte, warf die Zigarette weg und trat zu Hastings.
    »Geht’s nach Hause?«, fragte Quinby.
    »Rufen Sie mir einen Hansom«, knurrte Hastings. »Ich habe gerade eine Nachricht erhalten. Wir müssen sofort losfahren.«
    Anthony klopfte leise gegen die Rückwand des Verschlags, in dem er saß. »Sind Sie da oben noch wach?«
    »Aber immer doch, Sir«, nuschelte der Kutscher durch die Öffnung. »Ich hab nur kurz meine Augen ausgeruht.«
    Quinby pfiff nach einer Droschke. Einer der wartenden Hansoms fuhr heran und hielt

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