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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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kein Tag, der Kinder mit ihren Drachen und Kindermädchen mit ihren Schützlingen ins Freie lockte.
    Als Louisa die andere Seite des Parks erreichte, herrschte auf der Straße nur träger, mäßiger Verkehr. Kutschen bewegten sich langsam durch den Nebel wie eine Flotte rumpelnder Geisterschiffe. Es waren nur wenige Fußgänger unterwegs.
    Sie eilte über die Straße und ging in die Buchhandlung. Wie sonst auch musste sie sich gegen den Stich der Melancholie und den kurzen eisigen Schauder wappnen, die sie immer überkamen, wenn sie Digbys Geschäft betrat. Der Anblick der prall gefüllten Bücherregale und der Geruch der Ledereinbände weckten alte Erinnerungen und weit jüngere Ängste.
    Albert Digby war ein kleiner, gebeugter Mann mit schütterem Haar. Er legte die aktuelle Ausgabe des Flying Intelligencer beiseite, in der er gelesen hatte, und spähte Louisa eulengleich über den Rand seiner Brille hinweg an. Wie gewöhnlich war er sichtlich erbost über die Störung durch einen Kunden.
    »Oh, Sie sind es, Mrs. Bryce.«
    Sie hatte sich aus zwei Gründen für Digbys Dienste entschieden. Erstens war er ein sehr erfahrener Antiquar mit weit verzweigten Kontakten zu Sammlern. Zweitens hatte sie Digby ausgewählt, weil sie ihm während ihrer zwei Jahre als Besitzerin von Barclays Buchhandlung niemals persönlich begegnet war, sodass er sie nicht wiedererkennen konnte.
    »Guten Tag, Mr. Digby.« Sie trat an den Verkaufstresen. »Ich habe Ihre Nachricht erhalten. Ich freue mich zu hören, dass es Ihnen endlich gelungen ist, die gesuchte Ausgabe von Woodsons Aristoteles zu beschaffen.«
    »Es war nicht leicht, die spezielle Ausgabe ausfindig zu machen, nach der Sie suchten. Aber ich habe sie zu einem guten Preis bekommen, wenn ich mich selbst loben darf.«
    »Ich weiß Ihr Verhandlungsgeschick zu schätzen, Mr. Digby.«
    »Ach, Glennings Erbe hat keine Ahnung von Büchern, und es schert ihn auch nicht. Er kann es gar nicht erwarten, jeden Band zu verkaufen, den er von seinem Vater geerbt hat. Ihn interessiert nur das Geld, das er bekam, als der alte Herr ins Grab ging.«
    Digby bückte sich hinter den Tresen. Als er wieder zum Vorschein kam, hielt er ein in Packpapier eingewickeltes Paket in der Hand. Er legte es auf den ramponierten Holztresen und wickelte es bedächtig aus. Das Buch, das er schließlich zutage beförderte, war in rotes Leder gebunden.
    Freudige Erregung ergriff von ihr Besitz. Es sah zumindest wie das richtige Buch aus. Sie nahm es hoch, schlug es sehr behutsam auf und begann, die Seiten durchzublättern. Sie wagte kaum zu hoffen.
    Als sie die winzigen handgeschriebenen Anmerkungen sah, war sie sicher. Dies war nicht irgendeine Ausgabe von Woodsons Aristoteles. Dies war die Ausgabe, die sie gezwungenermaßen im letzten Jahr hatte verkaufen müssen, die Ausgabe, die ihrem Vater gehört hatte. Eines der beiden Bücher, die sie in jener schrecklichen Nacht in den Koffer gestopft hatte.
    Sie klappte das Buch wieder zu und gab sich alle Mühe, ihre Aufregung zu verbergen. »Ich bin sehr zufrieden. Wie ist es Ihnen gelungen, es aufzuspüren?«
    Er schenkte ihr ein verschlagenes Lächeln. »Wir im Büchergewerbe haben unsere Mittel und Wege, Mrs. Bryce.«
    »Ich verstehe. Was uns auf den Milton bringt …«
    »Den sollten Sie besser vergessen. Wie ich Ihnen schon sagte, hat der neue Besitzer sehr deutlich erklärt, dass er nur verkauft, wenn der Preis stimmt. Unter uns gesagt, Mrs. Bryce, Sie können sich das Buch nicht leisten.«
    »Nun, persönliche Umstände verändern sich, wie bei Glenning geschehen, der den Aristoteles einem Sohn hinterließ, der damit nichts anfangen konnte und keine Ahnung von seinem Wert hatte. Ich wäre Ihnen ausgesprochen dankbar, wenn Sie den Besitzer von Zeit zu Zeit daran erinnern würden, dass Sie einen Kunden haben, der sich für das Buch interessiert.«
    »Ganz wie Sie wünschen, Mrs. Bryce, aber ich verschwende nur meine Zeit.«
    Sie schenkte ihm ein aufgesetztes Lächeln. »Danke.« Ihr Blick wanderte zu der Zeitung auf dem Tresen. »Wie ich sehe, lesen Sie den Flying Intelligencer. «
    Er schnitt eine Grimasse. »Ein billiges Skandalblatt, wie alle anderen Zeitungen auch. Mit Ausnahme der Times, versteht sich. Aber ich kaufe das Blatt immer, wenn ein Artikel von I. M. Phantom abgedruckt ist.«
    »Aha.«
    »Heute geht es um den Tod eines jungen Gentleman, ein sehr faszinierender Fall. Nach außen deutet alles auf Selbstmord hin. Das Opfer hatte einen ganzen Berg

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