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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Irgendjemand musste gesehen haben, was mit ihnen passiert war. Aber bisher hatte er noch keinen Zeugen gefunden, ebenso wenig wie die kleinste Spur von seinen Agenten, Karen Lombard oder den Autos. Und so konnte er nichts anderes tun, als hier zu warten und zu hoffen, dass er bald Informationen erhielt, bevor die Spur zu kalt wurde. Der Präsident hatte auch schon anfragen lassen, ob inzwischen Ergebnisse vorlagen. Sollte er nicht bald mit Dr. Lombard im Schlepptau in Washington auftauchen, konnte er wahrscheinlich sogar seinem Job Adieu sagen.
     
    27
    Sie mussten noch zweimal Ausläufer des Grayling Creek überwinden, bevor sie wieder in ein unverbranntes, dicht bewaldetes Gebiet kamen. Zu Karens großer Erleichterung waren beide Bäche relativ flach gewesen, sodass sie ohne große Umstände hinübergelangten. Bevor sie sich allerdings darüber freuen konnte, baute sich ein Hügel vor ihnen auf.
    Flehend blickte sie Clint an. »Müssen wir etwa da rauf?«
    »Ich fürchte schon, wenn wir nicht einen kilometerlangen Umweg machen wollen.«
    Karen stöhnte. »Aber das ist so hoch!«
    Clint lachte. »Nein, das sind nur etwa hundertfünfzig Meter. Wir haben Glück, dass der gesamte Yellowstone Park auf einem Hochplateau liegt und deshalb recht wenige Steigungen hat. Zumindest hier, wo wir sind. Wenn wir etwas weiter östlich gestrandet wären, hätten wir einige Berge überqueren oder umlaufen müssen.«
    »Also soll ich jetzt dankbar sein?«
    »Das wäre nicht schlecht. Ich hatte vor, uns da oben eine gute Stelle zum Übernachten zu suchen. Von dort aus habe ich einen guten Überblick über die Umgebung und kann es frühzeitig erkennen, wenn uns die Verfolger näher kommen.«
    Karen schob die Decke zurecht und stapfte los. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Kommst du?«
    Grinsend folgte er ihr den Hügel hinauf. »Ich bin direkt hinter dir. Halte nach einer Stelle Ausschau, die sich als Schlafplatz eignet.«
    Das ließ sich Karen nicht zweimal sagen. Doch es war Clint, der kurz vor dem Gipfel einen überhängenden Felsen entdeckte, unter dem sie ihr Nachtlager aufschlagen konnten und wenigstens ein bisschen geschützt waren. Und das war auch gut so, denn kaum hatten sie die Decke und den Rucksack in den Unterschlupf gelegt und waren hinterhergekrochen, als ein heftiger Regen einsetzte. Sofort ersetzte eine drückende Feuchtigkeit die bisher trockene Luft.
    Karen blickte trübsinnig nach draußen. »Auch das noch. Irgendwer meint es nicht gut mit uns.«
    Clint blickte vom Rucksack auf, dessen Inhalt er gerade überprüfte. »Doch, sehr gut sogar. Der Regen wird unsere Spuren verwischen, und auch unsere Verfolger werden sich jetzt höchstwahrscheinlich einen trockenen Ort für die Nacht suchen.« Er lächelte sie an. »Außerdem sitzen wir hier ja im Trockenen.«
    Karen verzog den Mund. »Mehr oder weniger. Meine Hose ist jedenfalls noch ziemlich nass.«
    »Zieh sie aus!«
    Karens Kopf ruckte herum. »Wie bitte?«
    »Zieh die Hose aus und leg sie zum Trocknen hin. Dann wickelst du dich in die trockene Decke ein.«
    Karen grinste schief. »Ach so.«
    Ohne zu zögern, begann sie unter Schwierigkeiten, die an ihren Beinen klebende Hose auszuziehen. Hin und wieder warf sie kurze Blicke in Clints Richtung, aber er schien sich ganz auf den Rucksack zu konzentrieren. An den Füßen angekommen, musste sie erst einmal ihre durchnässten Leinenschuhe loswerden. Um keinen Laut von sich zu geben, biss sie sich hart auf ihre Unterlippe. Bei jedem Ruck am Schnürband schoss ein scharfer Schmerz durch ihre Füße. Langsam und vorsichtig zog sie die Schuhe aus, konnte aber weder den Laut unterdrücken, der aus ihrer Kehle drang, noch die Tränen, die in ihre Augen schossen.
    Clint war in Sekunden neben ihr. »Lass mich sehen!«
    Karen schnappte sich die Decke und wickelte sie um ihre nackten Beine.
    Clint murmelte etwas, das sie nicht verstehen konnte, als er ihre Füße sah. Er schob ihre Hände beiseite, ignorierte ihre Proteste und zog dann behutsam die Hose über ihre wunden Füße.
    Als Karen zusammenzuckte, sah er sie mitfühlend an. »Was machst du bloß immer mit deinen armen Füßen? Erst in Costa Rica und jetzt hier. Hast du denn keine vernünftigen Schuhe?«
    Karen blitzte ihn an. »Natürlich habe ich die. Zu Hause. Ich hatte leider keine Gelegenheit, einen Koffer zu packen, als ich vor meinem Ehemann geflohen bin, der gerade per Telefon meinen Tod geplant hat. Und heute Morgen dachte ich eigentlich, wir würden in eine

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