Riskante Naehe
so über dich herfallen sollen. Es wird nicht wieder vorkommen.«
Shannon blickte ihn erstaunt an. »Nicht?«
»Nein. Ich habe dich in eine unangenehme Situation gebracht.« Damit wandte er sich ab.
Nach ein paar Schritten hielt ihn ihre Stimme auf. »Das stimmt. Allerdings hatte ich gehofft, wir könnten dies … noch einmal wiederholen, in einer angemesseneren Umgebung.«
Matt wirbelte herum, seine Augen ungläubig auf ihr erhitztes Gesicht gerichtet. Er war sprachlos.
»Bitte, sag etwas!« Shannon blickte ihn flehend an.
Endlich rührte sich Matt. Langsam kam er auf sie zu, seine Augen unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet. Vorsichtig legte er seine Hände darum. »Ich bin sprachlos. Aber durchaus fasziniert von deinem Angebot. Was hattest du im Sinn?«
Shannon lächelte leicht. »Wie wäre es mit einem Abendessen in meiner Hütte?«
Matt wackelte mit den Augenbrauen. »Klingt gut. Ich freue mich besonders auf das Dessert.«
Shannon errötete, grinste dann aber. »Ich hatte eigentlich mehr an eine Vorspeise gedacht, aber ich richte mich natürlich gerne nach deinen Wünschen.«
Matts Hände spannten sich fester um ihren Kopf. Er beugte sich vor, bis sein Mund ihr Ohr streifte. »Wenn du nicht möchtest, dass ich dich hier an Ort und Stelle vernasche, solltest du mir so etwas nicht sagen. Zumindest jetzt noch nicht. Aber nachher komme ich gerne auf deinen Vorschlag zurück.«
Shannon zitterte vor Erregung, als er sie schließlich losließ und einen Schritt zurücktrat. In ihrem geschwächten Zustand brachte sie nur ein Nicken hervor. Mit Genugtuung sah sie, dass der stets so coole Matt Coleburn ziemlich aufgewühlt war, als er sich schließlich mit langen Schritten über die Grasfläche entfernte.
Ihre zitternden Beine trugen sie nicht länger, und sie sank neben ihrem Laptop zu Boden. »Tja, Marc, sieht so aus, als müsste ich deinen Tipp mit dem Schokoladensirup ohne dich testen.«
Sie nahm ihren Laptop auf den Schoß, öffnete die Datei zu ihrem aktuellen Buch und fing in rasender Geschwindigkeit an zu tippen.
Richard Cranton lief im Besprechungsraum der FBI-Zentrale in Bozeman auf und ab. Die Stirn in tiefe Falten gelegt, blickte er erneut auf die große Wanduhr. Bereits nach sechs Uhr, und noch immer keine Spur von den beiden Agenten oder Karen Lombard. Ebenso wenig von dem Ex-SEAL Clint Hunter. Warum hatte sich Dr. Lombard an ihn gewandt und nicht an das FBI, wenn sie unschuldig war? Es müsste ihr doch klar sein, dass das FBI nach ihr suchen würde, wenn sie einfach so nicht mehr bei der Arbeit erschien. Und gleichzeitig aus unterschiedlichsten Quellen Informationen über ihr eigentlich geheimes neues Waffensystem auftauchten. Nein, Karen Lombard sah eindeutig schuldig aus.
Sollte sich herausstellen, dass sie Landesverrat begangen hatte, würde sie den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen müssen. War das ein Grund dafür, die FBI-Agenten zu beseitigen, die sie abholen sollten, und zu flüchten? Vermutlich schon, wenn man kein Gewissen hatte. Grimmig überlegte Cranton, dass er doch lieber persönlich zur Ranch hätte fahren sollen, anstatt sie durch ein paar unerfahrene Provinzagenten hierhertransportieren zu lassen. Anscheinend hatten die beiden ihr sogar gestattet, ein eigenes Auto zu benutzen, wenn man der Aussage des Ranchbesitzers trauen konnte. Aber warum sollte dieser George Hunter lügen, schließlich hatte er eine Menge zu verlieren.
Um seinen Sohn zu schützen? Cranton schüttelte den Kopf. Er fand bisher keinen Anhaltspunkt dafür, dass Clint Hunter überhaupt etwas mit der ganzen Sache zu tun gehabt hatte, bevor Karen Lombard bei ihm aufgetaucht war. Cranton hatte ihn zwar damals in Washington nicht gemocht, aber die Liste der Auszeichnungen wegen seiner Verdienste für das Vaterland war beeindruckend gewesen. Wer ein Jahrzehnt lang für sein Land kämpfte, wurde nicht plötzlich zum Verräter. Zumindest nicht ohne triftigen Grund.
Cranton hatte sämtliche Agenten, ebenso wie die hiesige Polizei, mobilisiert, die ganze Gegend nach den Vermissten abzusuchen. Sie konnten sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben! Sie befanden sich hier schließlich nicht in einer Großstadt, sondern mitten auf dem Land, verdammt! Es gab nur eine einzige Straße, die sie sinnvollerweise benutzt haben mussten, um von West Yellowstone nach Bozeman zu fahren. Und das hatten sie laut den letzten Angaben auch getan.
Der Highway 191 war zwar eine kleine, aber trotzdem viel befahrene Straße.
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