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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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mir, da ich diese schwierige Situation so gut gemeistert hatte und endlich lernte, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und Entscheidungen zu treffen, anstatt alles immer nur babbo zu überlassen.
    Ich war unendlich stolz auf mich und völlig gefangen in meinem Glück, weshalb ich erst vor der Haustür merkte, dass ich gar keinen Schlüssel dabeihatte. Un-bekümmert läutete ich erst in der WG und danach bei Beate und Isa Sturm, aber nirgendwo war jemand zu Hause. Nach und nach probierte ich alle Klingeln durch, nur auf den Knopf von der alten Frau Griesmayer drückte ich wohlweislich nicht. Am Ende erkannte sie mich nicht wieder und ließ mich nicht herein, und darauf hatte ich echt keine Lust. Schließlich kam ich auf die Idee, nachzusehen, ob das kleine Gartentor neben dem Haus, das in den Hinterhof führte, abgeschlossen war. Heute war offensichtlich mein Tag, denn das Törchen war offen, und auch die Hintertür war nur angelehnt.
    Nachdem ich zweieinhalb Stunden auf der Treppe vor der WG verbracht hatte, mir allmählich der Hintern weh tat – und das, obwohl er gut gepolstert war – und ich Vale schon die fünfte SMS geschrieben hatte, ohne eine Antwort zu bekommen, musste Plan B her. Ich erinnerte mich daran, dass mein Berliner Cousin Pietro beim siebzigsten Geburtstag meiner geliebten nonna letztes Jahr erzählt hatte, dass er eine zugefallene Tür in Sekundenschnelle mit einer Scheckkarte aufbekäme.
    Was der alte Angeber kann, das werd ich ja wohl auch hinbekommen, sagte ich mir und zückte mein Portemonnaie.
    Ich wusste, dass die drei Jungs die Tür oft nicht zusperrten, weil wir an unserem ersten gemeinsamen Abend darüber gesprochen hatten, als ich entsetzt feststellte, dass niemand in der WG Anstalten machte, den Schlüssel von innen rumzudrehen. In unserem Mietshaus in Riccione musste man nur den Türknauf drehen, und schon stand man in der Wohnung, daher hatten meine Eltern uns dreien von Anfang an eingebläut, immer abzuschließen. Dabei hatten die M&Ms erwähnt, dass sie die Tür oft nur ins Schloss fallen ließen, wenn sie aus dem Haus gingen. Zu ihrer Rechtfertigung führten sie noch die Kriminalitätsrate von München an, die zu den niedrigsten in ganz Deutschland gehörte. Na ja, ich würde so was ja eher höchste Naivitätsrate nennen …
    Egal, in diesem Moment war ich dankbar für ihre Sorglosigkeit und fing an, mit meiner EC-Karte an dem Türschloss herumzufummeln. Ich versuchte, sie an der Gummilitze vorbei in den Türspalt zu schieben und langsam nach unten zu ziehen. Mein Talent zum Schlösserknacken schien keinesfalls angeboren und an das von Pietro nicht im Entferntesten heranzureichen, denn die Karte verrutschte, und es gelang mir nicht, den Riegel zurückzuschieben. Je öfter ich es versuchte, desto engagierter ging ich zur Sache, schließlich war heute mein Tag, und den wollte ich mir nicht von einem schnöden Türschloss vermiesen lassen.
    »Porca miseria« , schimpfte ich und startete einen neuen Versuch, vermutlich Nummer dreiundsiebzig.
    Ich war derart gefangen von meiner Mission, dass ich weder den mit Lockenwicklern bewehrten Kopf von Frau Griesmayer bemerkte, die zwischen dem Treppengeländer hindurch nach oben spähte, in der festen Überzeugung, eine Einbrecherin auf frischer Tat ertappt zu haben, noch den Polizisten, der sich zehn Minuten später mit gezückter Waffe von hinten anschlich, um mir auf die rechte Schulter zu tippen.
    Ich fuhr herum, prallte so heftig mit der Nase an seinen Oberarm, dass ich dachte, sie sei gebrochen, und taumelte zurück. Dabei sah ich, dass er nicht alleine war, denn ein Kollege stand auf dem Treppenabsatz direkt hinter uns, und Frau Griesmayers Lockenwickler lugten zwischen den Stäben des Geländers hervor. Der Polizist, ganz Profi, nutzte die Gunst der Stunde, drehte mir den Arm so ruckartig auf den Rücken, dass ich vor Schmerz aufschrie, und drückte mich gegen die Hauswand.
    »Keine Bewegung!«, rief er. »Sie sind festgenommen.«
    Scherzkeks, dachte ich nur, wie soll ich mich denn rühren? Doch dann realisierte ich, in welche Lage ich da geraten war, und begann mich zu rechtfertigen.
    »Ich wohne hier«, sagte ich, und meine Stimme zitterte.
    »Wer’s glaubt, wird selig. Ihre Papiere!«
    Ich nickte in Richtung meiner Handtasche, die ich auf dem Boden abgestellt hatte, und er ließ mich so weit frei, dass ich meine carta d’identità herausholen konnte.
    Sein Kollege sicherte unterdessen die Treppe, damit ich ihnen nicht

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