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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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der Brühe nachgießen, bis der Reis gerade eben bedeckt ist. Unter stetigem Rühren gut 20 bis 25 Minuten kochen und immer wieder Brühe nachgießen.
    In der Zwischenzeit die aufgetauten Meeresfrüchte waschen und die Petersilie bis auf einige wenige Blätter feinhacken. Knoblauchzehe schälen und kleinschneiden oder durchpressen und in dem restlichen Öl andünsten. Die Meeresfrüchte und die Petersilie dazugeben und einige Minuten erwärmen.
    Wenn der Reis noch leichten Biss hat, die Meeresfrüchte unterheben und die restliche Flüssigkeit verdampfen lassen. Abschließend mit Salz und Pfeffer abschmecken, auf tiefen Tellern anrichten und mit der restlichen Petersilie servieren.

    Nachdem Otto die Petersilie über den Reis gestreut hatte, wollte ich ihm schon den Teller in freudiger Erwartung aus der Hand nehmen.
    »Moment«, sagte er mit gespielter Empörung, »der Parmesan fehlt noch.«
    »Wieso parmigiano ?«, fragte ich und verstand die Welt nicht mehr. Fisch und Käse auf einem Teller waren ein absoluter Tiefschlag für jeden italienischen Gaumen, und mir krampfte sich sofort der Magen zusammen.
    »Na, weil es so gehört«, lautete die verblüffte Antwort.
    » Grazie, für mich nicht«, sagte ich nur schnell, denn ich wollte ausnahmsweise mal nicht unhöflich sein und den armen unwissenden Koch beleidigen.
    Doch Otto hatte schon ausgeholt und eine großzügige Ration Käse über die Muscheln, Krebse und Tintenfischringe gestreut. Stolz hielt er mir den Teller hin, den ich notgedrungen ergriff.
    »Was ist?«, fragte Beate, der mein gequälter Gesichtsausdruck nicht entgangen war.
    »Ooooch«, erwiderte ich nur ausweichend.
    »Nun sag schon.«
    Mittlerweile warteten alle gebannt, was die Italienerin denn von dem köstlichen Rezept hielt, und ich wand mich wie ein zu weich gekochter Spaghetto.
    »Na jaaaaa«, sagte ich gedehnt, denn ich hatte mich für die unverblümte Wahrheit entschieden. »Käse auf Nudeln oder Reis mit Fisch ist ungefähr das schlimmste Verbrechen, das man in der italienischen Küche begehen kann.«
    »Das Rezept ist von Jan«, widersprach Otto, als sei damit alles gesagt.
    »Und der ist italienischer als wir alle zusammen, schließlich hat er ein paar Semester in Perugia studiert und kennt sich aus.« Marcus klang ebenfalls sehr überzeugt.
    Da war er wieder: Jan, der Superitaliener. Na bravo! Ich beschloss, mir das verführerisch duftende Essen nicht von ein paar Löffeln Parmesan verderben zu lassen, und gab mich einsichtig. »Andere Länder, andere Sitten«, sagte ich nur. Dennoch war ich hocherfreut, als Otto den für mich bestimmten Teller einfach an Isabelle weitergab und mir einen neuen reichte, ohne Käse.
    »Hier, für dich«, sagte er und hielt meinen Blick länger fest als nötig.
    »Grazie« , erwiderte ich, erneut verlegen.
    Der Rest des Abends verlief zum Glück ohne größere deutsch-italienische Zusammenstöße. Zwischendurch überlegte ich, ob Otto ebenfalls schwul war, war mir allerdings nicht sicher, denn die intensiven Blicke, die er mir immer mal wieder zuwarf, ließen sich nicht nur unter Ausländerbonus verbuchen.
    Keine Woche nach dem Risotto-Essen stand die nächste Bewährungsprobe für mich an: die Wies’n, wie das Münchner Oktoberfest hier in aller Munde hieß.
    »Warum Wiese?«, fragte ich nach, als Beate mir bei einem Kaffee auf ihrem Balkon eröffnete, was sie mit mir vorhatten.
    »Weil im Jahr 1810 Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese dort ihre Hochzeit gefeiert und deshalb ein Pferderennen veranstaltet haben. Der Platz heißt seither Theresienwiese, abgekürzt eben Wies’n.«
    »Klingt logisch«, meinte ich nur und gönnte mir einen von meinen Frühstückskeksen, die ich der Allgemeinheit gestiftet hatte, auch wenn sie hier niemand zum Frühstück aß. Da war ich gerne großzügig.
    Erstaunt vernahm ich, dass ich in einem ganz besonderen Jahr nach München gekommen war, denn besagter Ludwig und seine Therese feierten ihren zweihundertsten Hochzeitstag. Na ja, eigentlich ließen nur, wie jedes Jahr, Australier, Italiener, Engländer und natürlich die Deutschen auf der Wiese ohne Wiese, dafür mit umso mehr Asphalt, die Sau raus. Aber daran konnte sich das Jubelpaar nicht mehr stören.
    Isabelle und Beate hatten die letzten Tage lang vergeblich versucht, mich dazu zu überreden, dass ich mich in ein Dirndl presste, da es mir bei meiner Figur sicher hervorragend stehe. Na, vielen Dank auch! Selbst ihr Freund Paul, argumentierte Isabelle, ziehe eine

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