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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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schichtete ich die Hosen und Oberteile einfach in meinen Koffer, zog den Reißverschluss zu und schob ihn unters Bett, wo er mit Ach und Krach hinpasste. Kurz bevor Jan zurückkam, würde ich die Sachen wieder umräumen, und niemand würde etwas mitbekommen.
    Als ich den Stapel mit den Winterpullovern herausnahm, fiel mir eine Broschüre über archäologische Ausgrabungen bei Spina in der Emilia Romagna entgegen. Sieh an, dachte ich nur, die Welt ist echt ein Dorf. Genau dort hatte ich mit einer Klassenkameradin vor Jahren in den Sommerferien an einem Einführungskurs für Jugendliche teilgenommen, der uns total begeistert hatte. Jan, du bist ein interessanter Mann, dachte ich und verstaute das Heft ebenfalls im Koffer.
    Nach vollendeter Tat brachte ich die drei Tüten mit den Lebensmitteln in die Küche, wo Friedrich am Tisch saß und seinen üblichen Milchkaffee trank, dessen Farbe mich eher an einen mit Chemikalien und Klärschlamm verseuchten Fluss erinnerte.
    »Buon giorno« , schmetterte ich ihm betont ausgelassen entgegen und versuchte ihn sogleich mit einer der leckeren Wildschweinsalamis zu bestechen, um die Stimmung auf der Launeskala von minus sieben wenigstens auf knapp über null zu treiben. Immerhin erinnerte ich mich daran, dass mamma erklärt hatte, die Deutschen würden Wurst und Käse zum Frühstück bevorzugen, und hoffte, dadurch die Lage zu entspannen.
    Wie vermessen von mir!
    Ich war mir nicht sicher, ob sein Brummen nun »Guten Morgen«, »Geh mir aus der Sonne« oder »Ich bin Vegetarier« bedeuten sollte, jedenfalls schien er eindeutig kein gesteigertes Interesse an dem kulinarischen Kleinod zu haben, das ich ihm vor die Nase hielt. Das schloss ich zumindest aus seinem leicht angewiderten Gesichtsausdruck.
    »Na gut, ich hab’s versucht«, murmelte ich nur.
    Damit hatte ich mir, zumindest für heute, nichts vorzuwerfen. Ich hatte nämlich heute Morgen nach dem Duschen sogar die Haare aus dem Sieb entfernt und mit dem Handtuch einmal grob über die Glasflächen gewischt – mehr, als man erwarten konnte, wie ich fand. Der Eiskratzer würde unter mir jedenfalls nicht zum Einsatz kommen, so viel stand fest. Als ich Vale vorhin am Telefon davon erzählt hatte, wäre sie vor Lachen fast am anderen Ende der Leitung erstickt.
    Ohne Friedrich auch nur einen Funken Beachtung zu schenken, machte ich mich daran, meine alimentari unter seinem skeptischen Blick in der Küche zu verteilen, und rauschte anschließend wortlos nach draußen. Kurz überlegte ich, noch mal reinzugehen und nachzusehen, ob mein Mitbewohner angesichts des südländischen und damit pauschal verdächtigen WG-Zuwachses über dem Kühlschrank eine Kamera angebracht hatte, damit ich ihm seine linksdrehenden probiotischen, ausschließlich bei Vollmond abgefüllten Biojoghurts nicht klauen konnte, aber ich nahm Abstand davon. Zu sehr beschäftigte mich der Gedanke, ob linksdrehende Joghurts auf der Südhalbkugel womöglich zu rechtsdrehenden mutierten und welche Auswirkungen das auf die Darmflora des Essers haben mochte. Eine Frage, die ich ohne Friedrichs Hilfe vermutlich nicht würde lösen können. Egal, lieber wollte ich dumm sterben.
    Die M&Ms waren schon in ihrem Blumenladen, den sie gemeinsam mit viel Liebe zum Detail führten. Sie hatten sich kennengelernt, als sie beide noch in der Ausbildung waren. Marcus war gelernter Florist, Mike hatte Kommunikationswissenschaften studiert, und als die kleine Agentur, in der er als PR-Berater gearbeitet hatte, schließen musste, war er bei seinem Freund eingestiegen. Inzwischen arbeiteten die beiden mit mehreren Eventagenturen zusammen und hatten sich auf Hochzeiten und andere große Feste spezialisiert. Die Wohnung zeugte ebenfalls von ihrer Liebe zu Blumen und üppigen Dekorationen, denn überall standen Vasen mit exotischen Arrangements, Kränze und Gestecke herum. Normalerweise war ich gegen Dekorationsmaterial jeder Art schwer allergisch, und mir hatte sich der Zweck dieser UDOs bisher nicht erschlossen, doch seit ich die M&Ms kannte, fand ich sogar »unnütze Dekorationsobjekte«, wie die beiden den Kram selbst nannten, schön.
    Die beiden Frühaufsteher waren oft schon im Morgengrauen unterwegs, Mike beim Joggen, Marcus auf dem Großmarkt, wo er frische Ware kaufte und mit den Händlern debattierte, was er sehr genoss. Sie machten den Anschein, als würden sie sich ihre gute Laune nicht mal vom Weltuntergang verderben lassen. Oder von Friedrich.
    Da ich mich mit Mr Schlechtgelaunt

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