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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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lieber auch nicht hören. Ich war da großzügig – wann kam ich schon mal in solch einen Genuss? Da konnte ich keine Rücksicht auf die Umwelt nehmen.
    Ben ließ den Motor an und warf mir einen Seitenblick zu. »Lust auf See?«, fragte er. »Wie wär’s mit Starnberg? Ich zeig dir meinen Lieblingsplatz am Starnberger See, okay?«
    Er hätte mich auch fragen können, ob ich mit ihm nach Buxtehude ins Dorfgemeinschaftshaus fahren wolle, ich hätte ja gesagt. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo dieses Starnberg lag, doch wenn ein See im Spiel war, musste ich hoffentlich keinen Berg hochlaufen, und das war gut so. Sobald es bergauf geht, verhagelt es mir nämlich die Laune, und je steiler der Anstieg, desto heftiger der Sinkflug für mein Gemüt. Das ist bei mir erbbedingt, denn unsere komplette Familie gehört fraglos zur Spezies der Strandechsen, die stundenlang reglos in der Sonne liegen, und kann Steigungen von mehr als drei Prozent beim besten Willen nichts abgewinnen. Davon abgesehen war ich schuhtechnisch überhaupt nicht für derlei Unternehmungen ausgerüstet. Mein schier unerschöpfliches Reservoir an Fußbekleidungen beschränkte sich hauptsächlich auf elegante, schmale, schicke Exemplare, die nicht nur nicht zum Bergsteigen, sondern zum Großteil nicht mal dazu geeignet waren, Distanzen von mehr als dreißig Metern zurückzulegen. Natürlich besaß ich sicher auch irgendwo ein Paar Schuhe, in dem ich laufen konnte, doch im Grunde war ich eine bekennende Sitzschuhträgerin.
    Starnberg klang jedenfalls nicht nach mehr als drei Prozent Steigung, also nickte ich nur und beschloss, einfach abzuwarten, was er vorhatte.
    Im Nu waren wir auf der Autobahn, und Ben trat das Gaspedal durch. Offenbar hatte er es eilig, mich aus den Fängen der Stadt zu befreien und an einen romantischen Ort zu führen. Dass er die anderen Verkehrsteilnehmer per Lichthupe freundlich aufforderte, die Fahrspur für uns frei zu machen, fand ich sehr rücksichtsvoll von ihm. Schließlich hätte er auch einfach noch dichter auffahren können, aber dann wäre bei zweihundertzehn Stundenkilometern am Ende doch noch ein Kratzer in den glänzenden Lack gekommen, und das hätte ich nicht gewollt.
    Während er mir von seinem verantwortungsvollen Job bei irgendeiner Privatbank erzählte, saß ich da und überlegte, wie es sich wohl anfühlte, ihn zu küssen. Als er vorhin mit seinen Lippen meine Wangen berührt hatte, hatte es mich durchzuckt wie ein Blitz, außerdem hatte er so gut gerochen, dass ich ihn am liebsten festgehalten und nie mehr losgelassen hätte. Während ich ihn also anstrahlte und zustimmend nickte, malte ich mir in den schillerndsten Farben aus, wie wir gleich engumschlungen am Seeufer stehen und in den Sonnenuntergang blicken würden. Natürlich war das Kitschromantik vom Feinsten, aber ich bin eben auch nur eine Frau.
    Dann setzte Ben den Blinker und bog in eine kleine Stichstraße ab, die zum See führte. »Da vorne ist es gleich«, sagte er und deutete geradeaus, wo ich schon das Wasser in der Abendsonne funkeln sehen konnte.
    »Wie schön!«, rief ich spontan begeistert aus. »Fast wie zu Hause.«
    Auch wenn ich mich inzwischen in München ziemlich wohl fühlte, das Meer vermisste ich sehr. Die salzige Luft, das Rauschen der Wellen, der heiße Sand – all das hatte ich mir schon so manches Mal herbeigeträumt. Zum Glück war heute ein richtig schöner Spätsommertag, und selbst jetzt, am frühen Abend, war die Luft noch so warm, dass man gut draußen sitzen konnte.
    Ben hielt an, stieg aus und hielt mir wieder formvollendet die Tür auf. Dabei deutete er auf eine unscheinbar aussehende Bretterbude ein paar Meter weiter, vor der eine kurze Schlange stand.
    »Hier gibt’s die beste Pizza Togo von ganz Südbayern. Die schlägt sogar jedes Szenerestaurant um Längen. Wegen der Romantik.« Er warf mir einen Blick zu, der meine Körpertemperatur spontan um ein Grad steigen ließ.
    »Was ist das?«, fragte ich verwirrt. »Pizza alla Afrika?« Ich befürchtete schon eine neuerliche kulinarische Entgleisung im Stil von Pizza Hawaii und war entsprechend hellhörig.
    Ben lachte lauthals los. »Nein, das war ein Scherz, bella . To go – zum Mitnehmen.«
    Meine Euphorie bekam einen empfindlich schmerzenden Dämpfer, und ich wollte schon beleidigt sein, dass er mich mit einer schnöden pizza al taglio abzuspeisen gedachte. Wo blieb da bitte schön der versprochene Romantikfaktor? Aber dann musste ich mitlachen über meine

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