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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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Chancen mit 1:140 Millionen zu gering seien und dass man eher vom Blitz getroffen werde, als sechs Richtige im Lotto zu haben, mit Zusatzzahl. Ja, was sollen denn da all die armen italienischen Spielsüchtigen sagen? Bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:622 Millionen wird man vermutlich eher von sieben Blitzen gleichzeitig getroffen. Oder gewinnt als erste Frau und obendrein untrainiert den Giro d’Italia. Oder so ähnlich. In Mathe bin ich ehrlich gesagt nicht so gut, und Wahrscheinlichkeitsrechnung war noch nie meine Stärke.
    Jedenfalls ging es mir trotz des Föhnwetters und der Kopfschmerzplage in meiner näheren Umgebung prächtig, und das lag nicht etwa daran, dass ich den Zauberberg samt Sekundärliteratur schon gelesen hatte oder mich an der Uni inzwischen auskannte wie in meiner Handtasche, sondern einzig und allein an: Ben.
    Ja, er hatte sich wieder gemeldet. Und ja, ich hatte ihm verziehen. Seine Entschuldigung, er habe ganz spontan länger in Berlin bleiben müssen und kein Ladegerät für sein Handy dabeigehabt, stammte zwar eindeutig aus dem Ausreden-Discounter, aber allein beim Klang seiner Stimme war’s um mich geschehen.
    Nein, Beate hatte kein Verständnis dafür. Und Isabelle auch nicht. Aber die beiden hatten auch keine Ahnung von Männern und wie man richtig mit diesen überaus sensiblen Geschöpfen umging.
    »Ihr deutschen Frauen seid viel zu fordernd und selbstbewusst«, erklärte ich ihnen, als wir nach der Tagesschau, die hier offenbar zum Pflichtprogramm gehört, gemeinsam bei den beiden in der Küche saßen.
    Otto war unterwegs, und so hatten wir beschlossen, uns mit Chicken Wings und mexikanischem Bier einen gemütlichen Abend zu machen. Ich mochte die Wohnung der drei inzwischen sehr, auch wenn es dort immer aussah wie auf dem Schlachtfeld. Solange das Bier aus der Flasche kam und bei zweihundert Grad im Ofen alle Hühner-Salmonellen und sonstigen Bakterien zuverlässig abgetötet worden waren, konnte ich ganz gelassen mit dem Thema umgehen.
    »Wie jetzt?« Isabelle stellte empört ihr Bier auf dem Tisch ab.
    »Na ja, ihr wollt immer auf Augenhöhe debattieren, habt gerne recht und lasst euch von einem Mann kein X für ein U vormachen«, begann ich.
    »Das wäre ja auch noch schöner«, meldete sich Beate nicht minder aufgebracht zu Wort.
    Genüsslich biss ich in einen der krossen Hähnchenflügel, wobei mir die Soße übers Kinn lief, und machte mir einen Spaß daraus, die beiden ein bisschen zu provozieren. Ich hatte Isabelle schon öfter mit ihrem Freund Paul erlebt, der nicht wirklich viel zu melden hatte, und auch sonst war mir häufiger aufgefallen, dass die deutschen Frauen ihren Männern nur ungern die Führungsrolle überließen.
    »Es wäre so viel einfacher für euch, wenn ihr es den Männern ab und zu mal zugestehen würdet, dass sie mehr können oder schlauer sind als ihr. Männer wollen nun mal um Rat gefragt oder um Hilfe gebeten werden. Wenn eine Frau alles alleine kann, von Winterreifen aufziehen über Regale andübeln bis hin zu Getränkekisten in den fünften Stock hochtragen, dann fühlen sie sich überflüssig. In ihrer Ehre gekränkt. Nutzlos.«
    »Oooch«, ließ sich Beate vernehmen, »eine Runde Mitleid für die armen Würstchen.«
    »Außerdem seid ihr deutschen Frauen immer so kumpelhaft und viel zu wenig weiblich. Ihr schminkt euch kaum, tragt zu oft Hosen und lauft selbst abends in Schuhen rum, in denen ein Zwergkaninchen U-Boot fahren könnte, so breit und unförmig, wie die sind. Und das alles mit der fadenscheinigen Begründung, euren Füßen keine Blasen und Hammerzehen zumuten zu können.« Das Wort »Hammerzehen« gehörte erst seit drei Tagen zu meinem Wortschatz, weshalb ich besonders stolz war, es so gekonnt in die Diskussion eingebracht zu haben.
    Beate schnappte hörbar nach Luft und wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch ich war schneller.
    »Wenn die Jungs sich von euch nicht genügend ernst genommen und geschätzt fühlen, dann braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn sie anfangen fremdzugehen. Dann holen sie sich nämlich die Bewunderung und Anerkennung einfach woanders«, dozierte ich munter weiter.
    »Was ist das denn für eine bescheuerte Argumentation?« Beate wurde langsam stinkig. »Außerdem: Die Italiener sind ja wohl die Weltmeister im Fremdgehen, also komm mir bitte nicht mit deinen seltsamen Theorien. Kehr lieber mal erst vor deiner Haustür.«
    Isabelle kicherte nur und holte uns noch drei Bier aus dem Kühlschrank. »Mit einem

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