Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
Vom Netzwerk:
fahren wir mit der Bahn zurück nach München, und du holst deinen Ersatzschlüssel.«
    »Pah!«, schnaufte er. »Das geht nicht.«
    »Wieso? Ist der Wagen geklaut?« Noch immer wollte ich nicht von meiner guten Laune lassen.
    »Nein, das Auto gehört meiner Fr…«
    Dabei sah er mich so verzweifelt an, als könnte ich sie an seiner Stelle um den Zweitschlüssel bitten.
    »Wie bitte?« Empört fuhr ich herum, wobei mir glatt das Feuerzeug aus der Hand fiel und ebenfalls mit einem satten Plopp im See landete. »Willst du etwa sagen, du hast vergessen zu erwähnen, dass du verheiratet bist?«
    Ich war außer mir. Was hatte der Typ mir die ganze Zeit da nur vorgegaukelt? Allmählich passte alles zusammen. Dass er nie für mich zu erreichen war. Dass er mehrmals kurzfristig abgesagt hatte oder gar nicht gekommen war. Dass er angeblich ja so was von beschäftigt war. Alles nur Show!
    »Du … duuuuu …« Weiter kam ich nicht.
    »Kannst du bitte mal den Mund halten.« Sein Ton wurde schärfer. »Was mach ich denn jetzt? Himmel, wenn der Wagen nicht mehr anspringt. Das ist mein Ende.«
    Ehe ich ihm eine scheuern konnte, hatte er die Jeans abgestreift und stand in der Unterhose vor mir. Die Socken, das Hemd und besagte Unterhose folgten auf dem Fuße, und er stand nackt vor mir.
    »Was tust du da?« war alles, was ich hervorbrachte, da sprang er auch schon ins Wasser.
    Bei seinem Anblick bekam ich auf der Stelle eine Gänsehaut. Ich hätte nicht mal den kleinen Zeh freiwillig in das mit Sicherheit empfindlich kühle Nass gehalten. Nun gut, von freiwillig konnte bei Ben ebenfalls keine Rede sein. Außerdem hatte ich auch niemandem so wichtige Informationen wie eine Ehe vorenthalten oder musste für irgendwelche anderen kleinen Sünden büßen. Oder war das jetzt etwa kleinkariert von mir?
    Ein Ehepaar, das mit seinem Hund spazieren ging, blieb neugierig stehen und beobachtete das Geschehen, während ich mich um die Goldmedaille im Fremdschämen bemühte und hoffte, Ben möge doch wenigstens nicht gar so laut im Wasser herumplanschen. Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Bleib, wo du bist«, rief er mir im besten deutschen Kasernenhofton entgegen. »Beweg dich ja nicht. Ich muss wissen, wo ich suchen soll.«
    Reglos verharrte ich, während es unter mir tobte, als wäre das Ungeheuer von Loch Ness am Werk. Immer wieder ging er in die Hocke, um im aufgewirbelten Schlamm im Trüben zu fischen, und richtete sich zwischendurch auf, um ständig neue Flüche auszustoßen.
    Ich überlegte gerade, mich aus dem Staub zu machen, da ertönte unter mir ein lauter Schrei.
    »Ha! Ich hab ihn!« Triumphierend schwenkte Ben den silbernen Schlüssel mit dem Porsche-Wappen in die Höhe. Die Haare hingen ihm ins Gesicht, und auf seiner Wange prangte ein brauner Schlammklecks.
    Ein leichter und dennoch deutlich spürbarer Ekel überkam mich. Diesen Mann hatte ich noch vor wenigen Minuten geküsst?
    »Super!«, rief ich dennoch und lächelte gequält.
    Kaum an Land, schlüpfte er in seine Klamotten und hastete in Richtung Parkplatz. Er sah sich nicht mal nach mir um, sondern war völlig darauf fixiert, zu seinem Wagen zu rennen, um auszuprobieren, ob der Motor noch ansprang. Wie ferngesteuert.
    »Addio« , sagte ich nur leise und machte mich auf den Weg zum S-Bahnhof, ehe Ben merkte, dass ich ihm nicht folgte. Ich hätte keinen Fuß mehr hineingesetzt, in das Auto seiner Frau.
    Die Tränen der Enttäuschung schluckte ich auf der Rückfahrt nach München tapfer herunter, denn ich wollte auf keinen Fall mit verheulten Augen in der WG aufschlagen. Bei meinem Glück lief ich direkt Friedrich in die Arme, und dem gönnte ich den Triumph ganz bestimmt nicht.
    Kaum hatte ich die Haustür aufgedrückt, fand ich mich tatsächlich in zwei kräftigen Männerarmen wieder und schrie erschrocken auf. Otto war gerade auf dem Weg zum Volleyball, jedenfalls trug er einen Trainingsanzug und hatte eine große Sporttasche dabei.
    Entsetzt sah er mich an. »He, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte er ernsthaft besorgt.
    »Es war ein Trampeltier«, sagte ich nur und kämpfte die Tränen mit aller Gewalt zurück.
    Otto hob den Arm, als wollte er ihn mir um die Schultern legen, doch er hielt mir nur die Tür auf, damit ich endlich in den Hausflur treten konnte. Schade eigentlich, dachte ich und schob mich an ihm vorbei.
    Am liebsten hätte ich der neugierigen Frau Griesmayer, die prompt den Kopf aus der Tür steckte, mit einer ebenso

Weitere Kostenlose Bücher