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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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auf und ging in den Flur. Vor der Tür hauchte ich ihm einen Kuss auf die Wange. » Grazie mille, du bist ein toller Mensch«, sagte ich.
    Den sehnsuchtsvollen Blick, den er mir dabei zuwarf, bemerkte ich nicht.
    Er öffnete mir die Tür, und nachdem ich auf den Lichtschalter im Treppenhaus gedrückt hatte, drehte ich mich noch mal zu ihm um. » Buona notte, schlaf gut.« Da bemerkte ich, dass er völlig entgeistert an mir vorbeistarrte und die Zornesfalte wieder zwischen seine Augenbrauen trat. »Was ist?« Ich drehte mich ebenfalls um und sah …
    … Ben.
    Er lag zusammengesunken auf der Fußmatte vor unserer WG-Tür, einen riesengroßen Strauß roter Rosen im Arm, und schlief. Entsetzt und entzückt zugleich schlug ich die Hände vors Gesicht und gab einen unterdrückten Laut von mir. Dieser Mistkerl!, dachte ich im ersten Moment. Wie süß!, im zweiten. Im Schlaf wirkte er unschuldig wie ein kleines Kind, und meine Wut auf ihn löste sich augenblicklich in Luft auf.
    Da fiel mir ein, dass Otto noch immer hinter mir stehen musste, und ich drehte mich zum ihm um. »Du musst ver…«, setzte ich an, doch als ich feststellte, dass ich gerade mit der geschlossenen Tür redete, verstummte ich. Er musste sie lautlos zugezogen haben. Ich überlegte kurz, ob ich noch mal klingeln und ihm eine Erklärung liefern sollte, doch da schlug Ben die Augen auf und blinzelte mich im grellen Licht der Neonröhre verdattert an.
    »Angela!«, rief er und sprang auf die Füße. »Da bist du ja. Seit Tagen …«
    »Ich weiß«, antwortete ich nur.
    Kaum stand er, ließ er sich schon wieder auf die Knie fallen und hielt mir den Rosenstrauß entgegen. »Faszinierendste aller Frauen, du musst mich anhören«, flehte er. »Das war alles ein schreckliches Missverständnis. Du …«
    »Ach!« Ich verzog spöttisch die Lippen. »Du bist also gar nicht verheiratet und wolltest an dem Abend am See nur mal testen, wie ich darauf reagiere? Toller Scherz!«
    »Nein, aber meine Ehe besteht schon seit zwei Jahren nur noch auf dem Papier. Du musst mir glauben, meine Frau und mich verbindet nichts mehr, jeder macht im Grunde sein Ding. Wir reden ja nicht mal mehr miteinander.«
    »Aha, und ihr Auto leihst du dir dann ohne Worte, oder wie?« Ich hatte selten etwas Abgedroscheneres gehört. Das klang ja fast wie aus der Lindenstraße oder wie diese Fernsehserie hieß, die Beate, seit sie zehn war, sonntags abends wie hypnotisiert verfolgte.
    Ben ignorierte meine Frage und sagte stattdessen: » Bellissima, bitte gib mir noch eine Chance.«
    »Wieso sollte ich?« Nach außen hin blieb ich völlig cool, dabei schlug mir das Herz bis zum Hals – vor Aufregung und weil ich mir gerade vorstellte, dass Otto hinter der Wohnungstür stand und die Show hier gerade live und in Farbe verfolgte.
    »Weil du die aufregendste Frau bist, der ich je begegnet bin, und ich mich in dich verliebt habe.«
    Bum! Das saß. So etwas hatte schon lange kein Mann mehr zu mir gesagt. Ganz sicher nicht seit meiner Ankunft in Deutschland, und die lag inzwischen mehrere Monate zurück.
    Mein Schutzwall geriet ins Wanken. Wenn er mich doch bloß nicht so ansehen würde. Diese grünen Augen machten mich noch ganz verrückt. Und dieses schüchterne Lächeln, das so gar nicht zu ihm passen wollte und ihn zugleich so unendlich sexy aussehen ließ. Wenn heute nicht der Tag der Altruisten war, dann war vielleicht der Tag der Vergebung? Mein Herz erweichte mit jedem Wort, das Ben von sich gab, und schließlich nahm ich ihm den Rosenstrauß ab.
    »Okay«, sagte ich so gnädig, wie ich nur konnte. »Eine allerletzte. Lass dir was einfallen und ruf mich an.« Damit schloss ich die Tür auf, und noch ehe er etwas darauf erwidern konnte, war ich in der Wohnung verschwunden und hatte die Tür hinter mir zugeknallt. Ein echt italienischer Abgang.
    Was dagegen meinen echt italienischen Stolz betraf, so verschob ich die Suche danach erst mal auf später. Oder vielmehr auf unbestimmte Zeit. Wahrscheinlich hatte ich mein Hirn bei der Einreise nach Deutschland an der Grenze abgegeben, anders konnte ich mir mein Verhalten nicht erklären. Wenn das Beate erfuhr, die würde mir garantiert nie mehr ihre sensationelle Haarkur von Aveda leihen, von der man so wunderbar seidenweiche Haare bekommt.
    Kaum in meinem Zimmer, rief ich sofort Vale an, um mich mit ihr zu beraten, und erzählte ihr in allen Einzelheiten, was passiert war.
    Sie hörte aufmerksam zu und überlegte kurz, ehe sie antwortete. »Aber

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