Risotto Mit Otto
nebeneinandersetzen?«, schlug die Jüngste der drei vor und zog schon mal einen Stuhl zu sich heran.
»Ja, ger…«, setzte die Zweite an, doch weit kam sie nicht.
»Auf gar keinen Fall!« Die Tonlage der Mittfünfzigerin wurde schriller. »Elisabeth, du weißt genau, dass ich schwerhörig bin, und wenn wir nebeneinandersitzen, können wir uns nicht unterhalten.«
»Schweigen ist eh Gold«, murmelte Ben und zwinkerte mir zu.
Nach weiteren zehn Minuten lautstarker Diskussion, die jedes Gespräch im Raum unmöglich machte, hatten die Dämlichkeiten ihren Platz eingenommen. Selbstverständlich hatte ich das große Los gezogen, und meine neue Freundin saß genau neben mir.
»Jetzt sag nicht, das da ist alles, was es hier zu essen gibt«, nahm die Tirade ihren Fortgang, kaum dass ich mich wieder Ben zugewendet hatte. »Da stehen ja gerade mal drei Sachen drauf«, keifte sie weiter. »Das gibt’s ja wohl nicht!«
»Aber es schmeckt hier sehr lecker«, wagte die mittlerweile leicht verzweifelte Elisabeth einen zaghaften Beschwichtigungsversuch. »Und Susanna wird dir sicher auch was anderes kochen, falls dir nichts von der Karte zusagt. Das macht sie gerne.«
Die Dritte im Bunde war inzwischen verstummt und hatte ihr Handy herausgeholt, mit dem sie herumspielte. Sieht nach Verzweiflungstat aus, dachte ich mir, als ich beobachtete, wie sie eine SMS tippte, und schenkte ihr einen mitleidigen Blick.
Da kam die Kellnerin herein und wollte den drei Damen eine Flasche Wasser auf den Tisch stellen.
»Was soll das?«, fragte die Lady neben mir. »Das haben wir nicht bestellt, und überhaupt, bringen Sie uns erst mal die Weinkarte.«
»Wir haben keine Weinkarte. Ich berate Sie lieber persönlich und kann Sie gerne auch einzelne Weine probieren lassen. Wozu tendieren Sie denn? Lieber zu einem Roten oder zu einem Weißen?«, fragte die junge Frau unverändert freundlich, wofür ich sie sehr bewunderte.
»Woher soll ich denn wissen, welchen Wein ich trinken will, wenn Sie nicht mal eine Weinkarte haben. Also wirklich, was ist das denn für ein Lokal, Elisabeth? Das behagt mir aber alles gar nicht.«
Noch ehe die arme Elisabeth antworten konnte, war dem älteren der beiden Herren am anderen Ende ganz offensichtlich die Hutschnur geplatzt. »Jetzt ist aber mal Schluss!«, wetterte er los. »Wir wollen hier alle einen schönen Abend in angenehmer Atmosphäre verbringen, und wenn Sie verbitterte Gewitterziege dazu nicht in der Lage sind, dann gehen Sie doch zurück nach Hause und beschimpfen Sie Ihren Rauhaardackel.« Er schlug mit der Hand so fest auf den Tisch, dass die schönen alten Gläser bedrohlich wackelten.
Das saß! Entsetztes Schweigen machte sich unter den Damen breit, und auch Ben und ich sahen uns nur mit weit aufgerissenen Augen an.
Mit lautem Getöse sprang meine Stuhlnachbarin, ihres Zeichens verbitterte Gewitterziege, auf und stürmte hinaus. Im Gehen drehte sie sich noch mal um und keifte in die Runde: »Schönen Abend noch allerseits.«
»Ebenso«, erwiderten Ben und ich im Chor und sahen zu, wie Elisabeth und die Dritte im Bunde verlegen hinterherstürmten.
Keine Sekunde später stand Susanna in der Tür. »Was war los?«, fragte sie und wischte sich die Hände an dem weißen Leintuch ab, das sie sich um die ausladenden Hüften geschlungen hatte.
»Nichts.« Der ältere der beiden Herren rückte seine randlose Brille zurecht und musterte die Wirtin unschuldig.
»Stimmt«, bekräftigte sein Begleiter, »Hermann hat dich gerade vor einer typisch deutschen vertrockneten Pflaume bewahrt.«
»Benissimo« , sagte Susanna unbekümmert, »in meinem Lokal soll es vor Erotik knistern und nicht, weil hier irgendwelche vertrockneten Obstsorten rumsitzen.« Sie warf einen wissenden Blick in unsere Richtung. »So wie bei den beiden da drüben.«
Prompt fingen meine Ohrläppchen wieder an zu glühen, und Ben warf mir einen Blick zu, der besagte: An mir soll’s nicht liegen …
Bis die Hauptspeise kam, war es restlos um mich geschehen, denn Ben verstand es einfach, eine Frau zu umgarnen. Mein Plan, mit ihm auf Teufel komm raus zu flirten, ging voll und ganz auf. Na ja, vielleicht bis auf die Tatsache, dass ich mit ein bisschen zu viel Elan bei der Sache war und mit steigendem Alkoholpegel den von mir und Vale ausgetüftelten Plan ein bisschen aus den Augen verlor. Daran konnte auch die mahnende SMS, die sie mir schickte, nichts ändern. »Denk dran, du lässt ihn nachher stehen!!!!!«, stand da, und die Zahl
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