Risotto Mit Otto
Hättest halt abschließen müssen.«
Wie bitte? Das Mistvieh konnte Türklinken herunterdrücken? War der Kater etwa aus dem Zirkus entlaufen? »Wer’s glaubt«, erwiderte ich nur und stapfte wutentbrannt zurück in mein Zimmer.
Nach Frühstück war mir sowieso nicht zumute, bei dem Schädel, den ich heute hatte. Ich zog mir einfach die Decke über den Kopf und vergrub mich so tief in meinem Kissen, dass ich fast erstickt wäre. Egal, das war immer noch besser, als Friedrich bei der Zubereitung seines Apfelessigtrunks zuzuschauen, den er jeden Morgen trank, weil er mal gelesen hatte, dass es die Verdauung fördere und das Immunsystem stärke. Dem Mann konnte man echt alles erzählen. Wenn es so schlecht half, wie es roch, na, dann gute Nacht.
8.
»Ad ogni costo«
Der Januar war halb rum, und die Uni hatte mich mit Signor Mann und Co. wieder fest im Griff, als endlich das langersehnte Treffen mit Ben anstand. Ich war mehrfach kurz davor gewesen, endlich ja zu sagen, doch Vale hatte mich jedes Mal per Ferncoaching zurückgepfiffen, um die Spannung für Ben »bis ins Unerträgliche« zu steigern, wie sie so schön sagte. Irgendwann wurde es mir dann aber zu unerträglich, und ich sagte spontan zu.
Leider war die Völlerei über Weihnachten und Silvester meiner Figur nicht zuträglich, weshalb ich am Tag unserer Verabredung mit einer mittelschweren Panikattacke vor dem komplett überfüllten Kleiderschrank stand, um wieder mal festzustellen, dass ich einfach nichts anzuziehen hatte. Jedenfalls nichts, was meiner Mission, Ben den Kopf zu verdrehen und ihn dann stehenzulassen, dienlich war. Die Tatsache, dass er verheiratet war, würde ich, wie mit Vale besprochen, erst mal unter den Tisch fallen lassen, sonst kam am Ende keine Flirtstimmung auf, und mein ganzer Plan war Essig.
Per SMS trommelte ich ein Sondereinsatzkommando zusammen, bestehend aus Elin und Isabelle, die sich spontan bereit erklärten, mich gegen eine Einladung zum Kaffee in die Stadt zu begleiten und zu beraten. Natürlich hätte ich lieber den Personal-Shopping-Service des Kaufhauses Beck gebucht, aber das gab mein strapaziertes Budget leider nicht her. Die Kosten für die Stilberaterin wurden nämlich erst ab einem Warenwert von 1 500 Euro übernommen – schade eigentlich! Mit zwei Latte macchiato und zwei Stück Käsekuchen für die Mädels kam ich da schon deutlich günstiger weg. Der Einsatz lohnte sich, denn in dem knielangen braunen Strickkleid mit riesigem Schalkragen, das Elin mir in die Umkleidekabine gebracht hatte, sah ich einfach wunderbar aus.
Genau das, gepaart mit den schönsten Komplimenten über meine Augen, die ich je bekommen hatte, sagte mir am Abend auch Ben, als er mich abholte. Er hatte sich ebenfalls schickgemacht, ganz nach meinem Geschmack, und trug einen trendigen Cordanzug mit passenden Boots. Als er mich zur Begrüßung nur auf beide Wangen küsste, war ich leicht irritiert, aber ich beschloss, die Sache nicht überzubewerten und den Abend so zu nehmen, wie er kam. Er würde schon gut werden, das hatte ich im Gefühl.
»Wohin geht es denn eigentlich?«, fragte ich, als ich merkte, dass wir in Richtung Schwabing unterwegs waren.
»Lass dich überraschen«, sagte er nur. »Du wirst ganz sicher nicht enttäuscht sein.«
Nachdem wir in der Nähe des Josephsplatzes geparkt hatten, führte er mich in eine kleine Seitengasse zu einem grün gestrichenen Altbau, in dem ein Laden im Erdgeschoss war. Im ersten Moment war ich irritiert, denn es sah aus wie beim Obsthändler, doch wir waren ganz offensichtlich am Ziel angekommen. Donna Susanna, stand in großen, geschwungenen Lettern auf einem handgemalten Schild überm Eingang, und noch ehe ich darüber enttäuscht sein konnte, dass er mich weder ins Tantris noch in den Königshof oder zu Mario Gambo ins Acquarello geführt hatte, öffnete er die Tür, und wir betraten einen kleinen, liebevoll eingerichteten Raum. Mittendrin befand sich eine einzige große, wunderschön mit Damastservietten, Silberbesteck und alten Gläsern gedeckte Tafel, auf der in angelaufenen fünfflammigen Kerzenleuchtern zu den Blumen passende Kerzen flackerten. Mein Blick wanderte zur rechten Seite, wo eine riesige Theke mit Antipasti stand, die mir sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Die Kellnerin, die uns sehr herzlich begrüßte, führte uns durch einen Flur, von dem aus wir einen Blick in die Küche erhaschen konnten, wo Donna Susanna hinterm Herd wirbelte, in eine Art Wohnzimmer
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