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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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mit Kamin. Dort stand noch mal der gleiche lange und festlich gedeckte Tisch, an dem knapp zwölf Leute Platz hatten. Eine richtige tavolata, dachte ich begeistert und fühlte mich spontan wie zu Hause.
    An dem großen Tisch saßen bereits zwei ältere Herren, die ins Gespräch vertieft waren und nur kurz grüßten, als wir hereinkamen und uns setzten.
    Nachdem die junge Frau uns hervorragend beim Wein beraten hatte und wir einige der edlen Tropfen sogar vorab probieren durften, konnten wir von einer kleinen grünen Tafel an der Wand eines der drei angebotenen Gerichte auswählen. Ich entschied mich für die Safran-Jakobsmuscheln vom Grill, Ben nahm das Lammfilet mit Granatapfelsauce, dazu gab es vorab einen Antipastiteller und danach wahlweise Käse oder torta al limone, die mich sofort in Erinnerungen an Riccione schwelgen ließ.
    »Kompliment«, sagte ich zu Ben, nachdem ich die unverschämt leckere Fenchelsalami auf dem Vorspeisenteller fast komplett alleine verdrückt hatte. »Das hast du mal richtig gut ausgesucht.«
    »Für eine besondere Frau wie dich musste ich mich ja ins Zeug legen.« Er verharrte mit der Gabel in der Luft und versuchte, meinen Blick einzufangen. Die anfängliche Fremdheit zwischen uns hatte sich schnell gelegt, und ich genoss den Moment in vollen Zügen.
    Ehrlich gesagt musste Ben sich gar nicht so sehr ins Zeug legen, denn die Atmosphäre, der Wein und seine blumigen Worte taten ihre Wirkung schneller, als mir lieb war. Ich ließ es zu und hielt seinen Blick fest, so lange, bis ich es nicht mehr ertragen konnte. Meine Ohrläppchen glühten, und mir wurde ganz schwindelig, dennoch reizte ich die Situation noch ein bisschen mehr aus, indem ich mir die Haare zurückstrich und ihn anlächelte. Wir saßen recht dicht beieinander über Eck am Kopfende der langen Tafel, und als sich unsere Hände berührten, durchzuckte es mich, als hätte ich einen elektrischen Schlag bekommen. Wenn wir nicht hier beim Essen gesessen hätten, wäre jetzt genau der richtige Moment gewesen, um uns zu küssen. Ben nahm meine Hand, führte sie an seine Lippen, um einen Kuss daraufzuhauchen, und ich wollte gerade dahinschmelzen.
    Da führte die junge Kellnerin drei Damen herein, und es war, als hätte man einen Kübel Eis über ein loderndes Feuer geschüttet. Die Raumtemperatur sank binnen Sekunden um zwanzig Grad, und nicht nur wir, sondern auch die beiden älteren Herren blickten instinktiv zur Tür.
    »Also, ich weiß nicht«, sagte die langhaarige Mittfünfzigerin, die ihren beiden Begleiterinnen vorausging. »So eng mit fremden Menschen an einem Tisch zu sitzen – das mag ich eigentlich nicht.«
    »Du wirst sehen«, beruhigte sie die Zweite, deren Augen sympathisch leuchteten. »Das wird sehr nett und gesellig. Jetzt setzen wir uns erst mal hin.«
    Die Dritte, deutlich jünger als die beiden anderen, stand nur unschlüssig im Türrahmen und sagte erst mal gar nichts.
    Ben und ich warfen uns einen vielsagenden Blick zu, denn die drei Grazien steuerten zielsicher auf unsere Ecke des Tisches zu.
    »Che sfiga« , murmelte ich und konnte mein Pech kaum fassen. Offenbar war mir unter deutscher Sonne kein Glück in der Liebe beschert, oder warum wurde mir hier jeder Abend verdorben, sobald es auch nur annähernd romantisch wurde? Hatte babbo etwa im Himmel einen Aufpasser für mich engagiert? Oder war das nichts als pure Schikane? So langsam hat das Ganze System, oder bin ich jetzt etwa schon paranoid? Weiter kam ich mit meinen jede Romantik abtötenden Gedanken jedoch nicht.
    »Nein, also hier kann ich unmöglich sitzen, da bekomme ich ja den ganzen Rauch ab. Wieso darf hier überhaupt geraucht werden? Das ist doch verboten!«, schreckte mich eine schrille Stimme direkt neben mir auf, was meinem Trommelfell sicher einen doppelten Riss bescherte.
    »Dann nimm doch den Platz hier neben der jungen Dame«, sagte ihre Begleiterin, die ich bis eben noch sympathisch gefunden hatte, denn nun deutete sie unzweifelhaft auf mich.
    »Nein, da zieht’s bestimmt. Wieso ist überhaupt die Tür zum Nebenraum offen? Das ist doch viel zu kalt.«
    Vom anderen Ende des Tisches ertönte verhaltenes Gebrummel, wie ein fernes Donnergrollen. »Die Bedienung kann ja wohl schlecht durch die Wand reinkommen«, meinte der eine der beiden Herren.
    Ich warf Ben einen enttäuschten Blick zu, immerhin waren wir gerade mal bei der Vorspeise angelangt, und das hier konnte echt noch heiter werden.
    »Sollen wir uns einfach in die Mitte

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