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Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Titel: Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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der Sache zu tun hatte. Der dritte sah aus wie ein langer, schlanker, sehniger Schreiner aus dem nördlichen Uppland. Er trug eine kleine Nickelbrille, hatte einen gediegenen Adamsapfel und tatsächlich auch sehr eckige, ländliche Bewegungen.
    Ich konnte ihn nirgends unterbringen, bis jemand erklärte, er sei Professor Klas Johansson vom Reichsmuseum.
    Wir bekamen sofort miteinander Kontakt, und ich setzte mich neben ihn. Er schnupfte aus einer silbernen Dose.
    Der Vorsitzende stellte mich als »einen hervorragenden Mitarbeiter aus dem Ministerium für Raumordnung« vor, der zugesagt habe, die rein administrative Leitung der KBU zu übernehmen.
    Ich war außerordentlich überrascht. So verflixt schnell pflegte es sonst wirklich nie zu gehen.
    – Aber, sagte ich...
    Der Vorsitzende ließ mich nicht zu Wort kommen.
    – Kollege Troäng ist ja über diese Arbeit noch gar nicht informiert, und es ist also der Sinn dieses Treffens, ihn einzuführen, damit er so schnell wie möglich einsteigen kann. Hultling hat andere, dringende Aufgaben bekommen, und es ist natürlich sehr wichtig, daß die Kommission in ihrem Aufbaustadium nicht ohne einen Chef dasteht.
    Was nun die Organisation selbst betrifft, sollten wir uns jetzt vielleicht nicht zu lange damit aufhalten. Es gibt Richtlinien und Arbeitsbeschreibungen, die Löwenstråhle gleich anschließend oder morgen mit dir durchgehen kann. Wichtig ist auch, dich so schnell wie möglich von all deinen Aufträgen im Ministerium für Raumordnung zu entbinden, der Innenminister hat schon versprochen, dabei behilflich zu sein.
    – Entschuldigung, sagte ich, aber ich habe ja auch noch meinen Auftrag als Sekretär beim Untersuchungsausschuß.
    – Aber du hast doch gesagt, du seist zum größten Teil damit fertig?
    – Ja, es geht vor allem noch um die Durchsicht und die Abschlußkonferenzen.
    – Meinst du, du bist soweit fertig, daß jemand anders die rein praktische Arbeit übernehmen könnte?
    – Ich kann mir doch vielleicht hin und wieder einen Nachmittag dafür freinehmen, sagte ich.
    – Das glaube ich nicht. Ich glaube, du kannst überhaupt nicht mit besonders viel Freizeit rechnen, zumindest jetzt am Anfang.
    Er sah die anderen bedeutungsvoll an.
    – O.K., dann kann ich mich auf das Wesentliche beschränken. Es ist also so, daß das Innenministerium in Zusammenarbeit mit dem Wirtschafts- und Verteidigungsministerium 1968 eine kurzfristige Untersuchung durchgeführt hat, um herauszufinden, welche Vorkehrungen man für ganz bestimmte Umweltgefahren treffen sollte. Die Untersuchung zielte vor allem auf Unfälle mit Atomreaktoren ab, also etwa in der Art eines Reaktorlecks. Dabei war auch die zivile Verteidigung eingeschaltet, vertreten durch ihren Chef. Der Untersuchungsausschuß kam zu dem Schluß, daß man eine Sonderkommission einrichten sollte, die nicht nur imstande wäre, bestimmte Vorkehrungen für einen Reaktorunfall zu treffen, sondern die überhaupt als eine planende und vorbeugende Instanz für alle größeren Umweltkatastrophen dienen könnte. Zu den Gefahren wurden in diesem Entwurf nicht nur radioaktive Brennstoffe gezählt, sondern auch unvorhergesehene Auswirkungen von Umweltgiften, Grundwasserverseuchungen, Luftverschmutzungen und alle möglichen biologischen Nebenwirkungen.
    Es wurde viel darüber diskutiert, wo die Kommission hinkommen sollte, und nach einem Tauziehen zwischen dem Verteidigungs- und dem Wirtschaftsministerium ist sie bei uns gelandet. Das ist eine ziemlich lange Geschichte, die du in den Akten nachlesen kannst.
    Die Kommission wurde also unmittelbar der Regierung unterstellt und im Etat des Innenministeriums unter dem Titel »Sondervorhaben« geführt.
    Grundsätzlich sind alle Dokumente der Kommission geheim, sie steht nicht im Staatskalender und auch nicht auf der Gehaltsliste des Ministeriums. Deshalb wirst du hier auch bei einer ganz anderen Abteilung eingestuft werden.
    Daß die Kommission diesen Status hat, ist ja ganz selbstverständlich und dient dem öffentlichen Interesse. Schließlich ist sie dazu da, um solche Katastrophen zu verhüten, so daß sie sich bestenfalls entbehrlich macht. Die Öffentlichkeit könnte ja in einer Weise darauf reagieren, daß es zu einem einzigen großen falschen Alarm käme, mit allen möglichen Konsequenzen für das Wirtschaftsleben, den Staat, die Provinzialregierungen und Gemeinden.
    Wir haben bisher sehr streng auf der Geheimhaltung bestanden, und es gehört zu unseren Vorschriften, daß das auch

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