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Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Titel: Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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warte dort auf mich, denn sonst werde ich deine verdammte Abteilung an einen Ort verlegen, wo sie erreichbar ist.
    Johansson klang echt bekümmert.
    – Aber weißt du, ich verstehe nicht, wie du das angestellt hast. Hier wimmelt es gewöhnlich von Wärtern. Ich gehe selbst hinunter. Bist du in zehn Minuten hier?
    – So ungefähr, sagte ich.
    Er stand sicherheitshalber draußen auf der Treppe. Seine Nickelbrille mit der schmalen Fassung erinnerte mehr denn je an einen Schreiner. Ich empfand für ihn die gleiche Sympathie wie beim erstenmal.
    – Ich habe mit ihnen geredet, sagte er. Es ist offenbar so gewesen, daß keiner von den Pförtnern in der Pförtnerloge war. Das Frauenzimmer am Schalter sagt, sie habe strenge Anweisungen vom Oberaufseher, niemand ohne Eintrittskarte hereinzulassen. Wir scheren uns nicht weiter drum, es ist eben unmöglich, vernünftiges Personal fürs Museum zu bekommen. Jetzt fahren wir zu mir rauf und trinken eine Tasse Kaffee.
    Wir stiegen in einen sehr kleinen Aufzug, der uns an der Rückseite des Museums durch mehrere Stockwerke beförderte. Professor Johanssons Büro lag am Anfang eines sehr langen Korridors, in dem alle Zimmer Glastüren hatten. Im Hintergrund lärmten ein paar Mädchen hinter der offenen Tür von etwas, das wohl das Sekretariat war.
    – Hallo, Mädchen, könnt ihr für mich und diesen Knaben hier ein paar Tassen Kaffee machen, sagte Johansson.
    Er war bei seinen Mitarbeitern offensichtlich unwahrscheinlich beliebt. Ein junger Mann, der sich ganz einfach als Svenne vorstellte (»Er ist hier Laborant, verstehst du«), sagte:
    – Hör mal, ich hau jetzt ab, und verschwand; ein dunkelhaariges Mädchen im weißen Kittel kam herein und fragte nach einer Konferenz, die stattfinden sollte oder die Johansson vielleicht verpaßt hatte, und er antwortete allen so freundlich und zerstreut, als seien sie seine jüngeren Geschwister.
    Mir fiel auf, daß er nicht die geringsten Anstalten machte, mich irgend jemand vorzustellen, und da ich nicht genau wußte, wie die Sicherheitsvorschriften hier oben aussahen, machte ich auch von mir aus keinen Versuch, mich vorzustellen.
     
    Das Arbeitszimmer war ziemlich groß, enorme Stapel von vervielfältigten Papieren lagen auf einigen Abstelltischen und sogar auf den Stühlen. Ein großer Pfeifenständer nahm eine Menge Platz auf Johanssons Schreibtisch ein, und daneben standen Dosen mit verschiedenen, recht teuren englischen Tabaksorten.
    Kaum ein Buch stand im Regal, sie waren statt dessen in mehreren Haufen gestapelt. Ein Mädchen brachte den Kaffee in diesen amerikanischen Bechern aus Reispapier, die man nach dem Gebrauch wegwirft. Das Zimmer war ganz eingeräuchert von Pfeifentabak, vermischt mit einem schwachen Geruch nach alten Schreibmaschinen. Ich hatte den Eindruck, daß hier nicht besonders gründlich saubergemacht wurde.
    Auf jeden Fall war es das Zimmer eines fleißigen Mannes. Das Schwarze Brett war mit unverständlichen Notizen bedeckt, ich meine, sie waren deshalb unverständlich, weil Johanssons Handschrift es offensichtlich war.
    – Setz dich, sagte er und wuchtete einen Papierstapel mit englischem Text von einem Sessel.
    Es ist nett, daß du vorbeigekommen bist. Ich weiß schon, daß du viel zu tun hast, aber da ist eine Sache, die ich dir gern zeigen möchte. Wie geht’s denn eigentlich so, hast du dich schon einarbeiten können?
    – Nein, sagte ich. Ich bin draußen in Stocksund gewesen, hab ein paar Sachen in mein Arbeitszimmer gebracht und mich mit meiner Sekretärin bekannt gemacht, aber ich hab es noch nicht mal geschafft, alle Leute da draußen zu begrüßen. Ich brauche soviel Hilfe, wie ich nur kriegen kann. Verstehst du, ich habe ja noch nicht einmal eine klare Vorstellung davon, welche Strategie wir bisher verfolgt haben. Und im Ministerium für Raumordnung tobt Svanhede, weil ich weggehe, aber der kann mir den Buckel runterrutschen. Ich bin noch nicht einmal dazu gekommen, mein Zimmer zu räumen. Aber jetzt erzähl doch mal, was du so treibst.
    Statt zu antworten, tat er etwas sehr Erstaunliches. Er ging zum höchsten Bücherregal und ließ etwas herunter, das ich zuerst für einen sehr klapprigen Rolladen hielt, bis ich entdeckte, daß es eine Filmleinwand war.
    Aus einer Lücke zwischen zwei Schreibmaschinentischen rollte er einen Projektor heran.
    – Ich möchte dir ein paar Filme zeigen: Hoffentlich hast du Zeit dafür. Sie sind nicht lang, aber sehr aufschlußreich. Sie sagen besser als Worte, was

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