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Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Titel: Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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Offiziell wirst du ein ganz anderes Amt bekommen.
    – Darauf pfeife ich dann wohl, sagte ich, wenn mir diese Sache nur wirklich eine Chance gibt, meine Kräfte zu erproben.
    – Dank dir. Ich glaube, das reicht erstmal. Du wirst noch vor Ende der Woche von mir hören.
    Offensichtlich war die Audienz beendet. Ich verließ das Haus in einem solchen Zustand der Verwirrung, daß ich direkt vor der Reichsbank fast von einem Lastwagen überfahren worden wäre. Es hätte wirklich schlimm ausgehen können. Wenn ich mich nicht zur Seite geworfen hätte, wäre ich überrollt worden. Das Streusalz spritzte mir bis zur Sportmütze hinauf.
    Ich ging zum Mittagessen, noch ganz betäubt. Es war ganz klar, daß es nicht mehr viele Monate, vielleicht nicht einmal viele Wochen dauern würde, bis es zu einer Reform der Ministerien käme, der das Ministerium für Raumordnung zum Opfer fallen würde. Wir würden mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zwischen einem neugegründeten Ministerium und einer unbrauchbaren Hälfte aufgeteilt werden, die dann diskret irgendwo andershin verschwinden würde.
    Solche Krisen sind unangenehm, vor allem für den, der in der unbrauchbaren Hälfte zurückbleibt, die zusammen mit dem alten Ministerium verschwindet. Das ist eine raffinierte Art, jemand für inkompetent zu erklären. Nach so einer Geschichte hat man selten die Chance, wieder hochzukommen.
    In letzter Zeit sagte mir irgendwas in den Tonfällen, daß ich in der abgeblitzten Hälfte landen würde. Svanhede war am Ende, totgeredet, daran war nicht zu rütteln. Wie es nun auch gekommen war, jedenfalls wurde ich zu Svanhedes Clique gezählt. Und diese Clique hatte sich als ein Reinfall erwiesen. Sie war einmal mit großen Hoffnungen angetreten und hatte nichts anderes zustande gebracht als Papiere. Kein Hahn würde mehr nach uns krähen.
    Aber wer zum Teufel hatte mich für die Kommission für Besondere Umweltprobleme empfohlen?
    Das Ganze war zweifellos sehr verlockend. Nicht nur wegen des Geldes. So verdammt reich war Siskan ja nun auch wieder nicht, daß mir eine Verdoppelung meines Gehalts schnurz sein konnte. Im Grunde genommen war es wirklich eine glänzende Idee, mich von der heraufziehenden Krise in eine Sonderkommission für Umweltschutz wehen zu lassen.
    Aber wie zum Kuckuck waren sie darauf gekommen, ausgerechnet mich zu fragen?
     
    Abends sagte ich Siskan nichts davon. Es war einer unserer gewöhnlichen Abende, d.h. einer, an dem eigentlich nichts los war.
    Auch wenn nichts Besonderes los ist, habe ich das eigentümliche Gefühl, daß sie um sich herum eine nervöse Atmosphäre schafft, die sich auf mich überträgt, so daß ich auch nervös werde.
    Sie hat eine Art zu sitzen, zu stehen, sich zu bewegen, die mir immerzu das Gefühl gibt, sie erwarte von mir, daß ich irgendwas tue, weiß der Himmel, was.
    – Sollen wir einen Spaziergang machen, sage ich.
    – Hu, es ist viel zu kalt, sagt sie.
    – Sollen wir in die Stadt fahren und ins Kino gehen, sage ich.
    – Wir haben doch niemand, der auf die Kinder aufpaßt. Das hättest du mir heute morgen sagen sollen.
    – Was ist es denn dann?
    – Es ist nichts.
    – Nein, natürlich nicht.
     
    Das nächste Treffen fand schon am folgenden Tag um zwei Uhr statt. Es war ein bißchen feierlicher. Wir befanden uns in einem etwas größeren Raum, und die Verhandlungen wurden von einem Abteilungschef geführt. Fryxell war auch dabei, hielt sich jetzt aber im Hintergrund.
    Von den übrigen drei Teilnehmern kannte ich keinen einzigen. Einer davon stellte sich ganz einfach als Hultling vor. Er sah ungefähr aus wie eine Bulldogge, eine außerordentlich bleiche Bulldogge allerdings, Hamlet als Bulldogge, könnte man sagen, und war sehr schweigsam. Wie sich herausstellte, war er mein Vorgänger als Chef der KBU.
    Mir fiel auf, daß er während der ganzen Besprechung eigentlich kein einziges Wort sagte, außer daß er sich vorstellte. Darüber hinaus antwortete er noch auf die Frage des Vorsitzenden, er hoffe, mir die ganze Sache so schnell wie möglich übergeben zu können. Das sagte er in einem Ton, als verachte er dies alles oder als habe er andere Aufgaben, die so wichtig seien, daß diese ganze Geschichte dagegen wie die reinste Lappalie erscheine.
    Der zweite Unbekannte machte den Eindruck einer absoluten kleinen Niete, ein lächerlich geschniegelter und übertrieben ordentlicher Typ mit dunklen Haaren und koketten Bewegungen, der Löwenstråhle hieß und offensichtlich auch irgendwas mit

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