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Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Titel: Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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länger machen, wenn du es wolltest, du alter masturbierender Galaxisklempner, aber ich glaube, du kennst sie selbst!
    Jawohl, ich habe gesagt: masturbierender Galaxisklempner, und das ist mein Ernst. Und komm mir jetzt bloß nicht mit einem Donnerkeil, um mich in einen kurzen Nachruf im Expressen zu verwandeln; es wäre zwar sehr imponierend, sehr stilvoll und zweifellos ein Argument für Pastor Stanley Sjöberg, wenn man mich in drei Minuten als ein Häufchen wimmernder Asche fände, über meine zusammengeschmolzene Schreibmaschine gebeugt, aber bilde dir bloß nicht ein, das wäre ein Argument.
    Man argumentiert nicht mit Gewalt, und schon gar nicht, wenn man allmächtig und gütig ist.
    – Wie bitte? Auf einer höheren Ebene?
    – Hast du wirklich höhere Ebene gesagt?
    – Na, ich muß schon sagen. Höhere Ebene , hast du das wirklich gesagt? Nicht mal der Finanzminister hätte sich eine so einfältige Ausrede erlauben können.
    – Sei doch mal ganz ehrlich. Du hast nicht die geringste Ahnung, wohin du unterwegs bist, du fällst genauso blind in das bodenlose Brunnenloch der Zeit wie wir alle, und die fernen Galaxien fallen mit dir. Du bist ein blindes Tier hinter dem fernen Radiohorizont des Universums, intelligenter als wir, das ist wahr, da du uns erschaffen hast, aber deshalb weißt du noch lange nicht, wer du bist, vertieft in das jahrmillionenweise wiederlehrende Schlagen deines großen dunklen Herzens, atemlos dem Wasserfall von Quasaren lauschend, der in deinem Inneren ruscht, erstaunt wie eine junge Mutter über die ersten sporadischen Regungen des Bewußtseins in deiner riesigen Gebärmutter.
    Natürlich bist du eine junge Mutter! Ich weiß, wer du bist. Ein schwachsinniges junges Mädchen, das jemand geschwängert hat und das nun im Aufenthaltsraum der Irrenanstalt sitzt, von allen verachtet in deinem häßlichen Anstaltskittel, der sich über deinem großen unförmigen Bauch spannt, und verständnislos, mit großen leeren Augen, spürst du das ungeborene Leben in dir zappeln. Nur so kann ich dich lieben.
     
    Es ist nicht schwer, gegen die Götter Sturm zu laufen. Aber dabei übersieht man leicht etwas Wesentliches: den historischen Aspekt.
    In meiner Jugend, im Seminar von Professor Hedenius, hatte ich das deutliche Gefühl, es sei meine Pflicht, junge Theologen zum Atheismus zu bekehren.
    Wenn ich damit Erfolg gehabt hätte, wären eine Menge netter Leute, die keiner Fliege etwas zuleide getan haben, heute vergrämte Archivare bei der Arbeitsmarktdirektion, mit einem Existenzminimum, statt in hübschen Landhäusern zu sitzen, wo sie Schafe und Hühner haben und anständige Privatbibliotheken und sich am Freitagnachmittag ein bißchen anstrengen müssen, um ein paar vernünftige Zeilen über Markus 5,2 zu Papier zu bringen.
    Wenn ich konsequent gewesen wäre, hätte ich ja auch nach Mekka fahren müssen, am Ende des Ramadan, um junge Mohammedaner zu Professor Hedenius’ Standpunkt zu bekehren.
    Warum macht man das nicht? Aus Angst vor den saudi-arabischen Gefängnissen und mangels Reisestipendien für solche Expeditionen, vermute ich.
    Aber es gibt noch einen anderen Grund.
    Nehmen wir einmal an, Mohammed sei zur Zeit seiner Flucht von Mekka nach Medina ein hysterischer Scheich gewesen, epileptisch, griesgrämig, streitsüchtig, egozentrisch, sich in konvulsivischen Offenbarungen wälzend. Ein unausstehlicher Mensch, der wirklich nicht in Mekka bleiben durfte.
    Es gibt ziemlich vieles, was für eine solche Theorie spricht.
    Jesus ist für mein historisches Empfinden eine Baader-Meinhof-Figur; ein desperater Radikaler von der Sekte der Essener – kann nicht in Kumran bleiben, hält Einzug in Jerusalem und bringt die gesamte karge Okkupationsexistenz des jüdischen Volkes in Gefahr, indem er mitten in der Osterwoche einen Tempelaufstand entfacht, ruft sich zum König der Juden aus und wird um des öffentlichen Friedens willen von einflußreichen politischen Kreisen geopfert, die erkannt haben, daß es ein schlimmes Ende nehmen würde, wenn ein so unvorbereiteter Aufruhr ausbräche. Auf diese Weise verschiebt sich der unvermeidliche Zerfall bis zum Jahre 66, und das mag uns als geringer Gewinn erscheinen, aber das gleiche Argument ließe sich genausogut gegen die Kommunistische Partei Frankreichs im Jahre 1968 verwenden.
    Jesus bietet ein ausgezeichnetes Beispiel für das, was im allgemeinen als »kleinbürgerliche Ungeduld« und »abenteuerlicher Anarchismus« bezeichnet wird.
    Aber zurück zu

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