Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)
einen Sonntag damit, ihn wieder auf Touren zu bringen. Der Motor schnurrte wie eine Katze mit dem kostbaren deutschen Flugbenzin, das auf irgendeine seltsame Weise über die norwegische Grenze gelangt war, die damals nicht einmal Flüchtlinge überqueren konnten.
Nun war es natürlich ganz klar, daß er nicht ohne weiteres mit normalem Benzin herumfahren konnte. Das hätte ihn in kürzester Zeit hinter Schloß und Riegel gebracht. Die Nachbarn waren auch so schon neidisch und mißgünstig genug.
Obwohl er ihnen doch monatelang Kredite gewährt hatte, fast jedem von ihnen. Ganz zu schweigen von allen möglichen Schiebereien mit den kostbaren Lebensmittelmarken, bei denen er immer beide Augen zudrückte. Dieses undankbare Pack, das ihn nur immer verleumdete. Alles nur die gleiche Scheiße!
Er fand eine kleine Autowerkstatt in der Nähe von Sörstafors, die einen Holzvergaser für Personenkraftwagen hatte. Dieser war auf einem kleinen Anhänger installiert und wurde durch ein kompliziertes System von Schläuchen, Leitungen, Stangen und Kugelgelenken mit dem Wagen verbunden. Es war ein völlig verrosteter und brandgeschädigter Holzvergaser, der aber noch eine Eigenschaft hatte: Er konnte auf seinen Rädern rollen.
Onkel Sune kaufte ihn als Schrott für fünf Kronen, brachte ihn auf dem Lastwagen nach Hause und verbrachte ein ganzes Wochenende damit, dieses Monstrum mit Silberbronze anzustreichen. Solange man nicht an der Bronze herumkratzte, sah es fabelhaft aus.
Der Wagen lief mit seinem Benzin wie ein Uhrwerk, und der Vergaser holperte auf dem Anhänger hinterher, so gut es ging. Natürlich verlangsamte er das Tempo ein wenig, aber sonst war es genauso, wie in einem Vorkriegsauto zu fahren.
Onkel Sune fuhr in halb Västmanland herum, genoß seine neue Bewegungsfreiheit in vollen Zügen, führte seine rundliche Frau zum Kinobesuch in Västerås aus und fand das Leben auf der ganzen Linie angenehm. Übrigens war es eine Zeit, in der die Geschäfte hervorragend gingen.
Diese alte Landstraße zwischen Virsbo und Fagersta war ja nicht besonders gut in Schuß. Heute führt eine Asphaltstraße quer durch Onkel Sunes Hof, von dem grünen Kaufladen ist nichts mehr übrig geblieben, die einzige Erinnerung an das Anwesen ist eine ungewöhnlich schöne alte Esche, die auf wunderbare Weise den Raupentraktoren und Sprengungen standgehalten hat und sich jetzt über die rechte Fahrbahn neigt.
Jedesmal wenn ich daran vorbeifahre, denke ich an diese Zeiten. Und noch belaubt sich die Esche in jedem neuen Frühling.
Das sind starke Bäume, die Eschen.
Die alte Straße hatte nach den Holztransporten des Winters ganz fürchterliche Buckel in der Mitte. Im Vorfrühling konnte es manchmal passieren, daß ganze Stücke vom linken Straßenrand (ich sehe die Landschaft immer von Norden nach Süden, aber ich bin daran gewöhnt, daß wir meist in die andere Richtung fuhren) in den See Åmänningen stürzten, und dann verkündeten die Warnstöcke der Straßenverwaltung mit ihrer leuchtendroten Farbe, hier müsse man vorsichtig sein. Es gab unglaubliche Steigungen, die längste davon war bestimmt fünf Kilometer lang, ein Wunschtraum für jeden Radfahrer, der von Norden kam, und ein Alptraum für den, der von Süden kam.
Die neue Straße ist fast ganz eben. In diesen mächtigen Hügelketten, den Ausläufern des Landsbergs, verläuft sie durch riesige, herausgesprengte Einschnitte, und die schilfbewachsenen alten Sümpfe in der Umgebung des Sees Södra Nadden mit ihren windgekräuselten Kanälen, ihren Wildenten und geheimnisvollen Labyrinthen von trägen, schwarzen Gewässern hat man zum Teil mit Tausenden von Wagenladungen dieses Füllmaterials von den Sprengungen zugeschüttet. Man hat die Landschaft umgekrempelt.
Vielleicht hat diese Landschaft ihre Seele verloren. Vielleicht versteckt sie sich auch nur. Ich glaube, daß sie eines Tages zurückkehren wird.
Wie auch immer: Die Straße war damals, im Frühjahr 1942 oder 1943, in einem schrecklichen Zustand, und nach einem Briefwechsel, der ein halbes Jahr dauerte, brachten die beiden Gemeinden Virsbo und Västanfors die Provinzialregierung in Västerås dazu, eine Straßenbesichtigung zu machen.
Die Herren von der Provinzialregierung brachen frühmorgens in zwei vollbeladenen Autos auf, mit Holzvergasern wie zu vermuten ist. An der Straßenkreuzung nördlich von Virsbo traf die Abordnung mit Repräsentanten der Gemeinde Virsbo zusammen (ich zitiere nach der Vestmanlands Läns
Weitere Kostenlose Bücher