Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe
in einem Film gesehen, zuhause beim Schorsch: Da ging’s um eine Gruppe A ußerirdischer, die die W elt erobern wollten, und die bewegten sich ganz ähnlich, wie ferngesteuert. V ielleicht waren ja die Kniebundhosen und die karierten Hemden der W anderer nur T arnung, vielleicht waren in den Stöcken geheimnisvolle Laserwaffen versteckt.
Ewald drehte sich um, um dem wandernden Spuk nachzusehen. W as er aber hinten, am Ende der Kurve entdeckte, war ein Spuk ganz anderer A rt. Das rote A uto erkannte er auf den ersten Blick, es war der alte Porsche vom Zwerger. Ewald guckte wieder nach vorne, fuhr stur weiter und sang noch ein bisschen lauter. W enn der Zwerger was von ihm wollte, sollte er ihn halt überholen, wenn er das überhaupt schaffte mit dem Porsche auf dem holprigen Feldweg. Ein paar mal ertönte die Zweiklang-Fanfare des 911ers, aber Ewald tat so, als hörte er es nicht, weil er ja sang und A kkordeon spielte.
Offenbar war dem Zwerger sein Porsche egal: Er überholte und blieb vor der Raupe stehen. Ewald nahm die Hände vom A kkordeon und bremste ab, den Motor ließ er vorsichtshalber laufen. Durch die W indschutzscheibe des Porsche sah er, dass nicht Zwerger am Steuer saß, sondern seine Disponentin, die Frau Zieschke. Das kam ihm merkwürdig vor.
Rita stieg aus, und genau diesen Moment nutzte Ewald aus, um wieder Gas zu geben und die Raupe in einer eleganten Kurve an dem Porsche vorbeizusteuern. Das war nicht ganz einfach, weil er noch das A kkordeon umhängen hatte. Er riskierte einen schnellen Blick nach hinten und sah, dass Rita hinter ihm herschimpfte, wieder einstieg und die V erfolgung aufnahm.
Ewald beschloss, ihr das Überholen ein bisschen schwerer zu machen als beim ersten Mal. Immer wenn Frau Zieschke zum Überholen ansetzte, machte er einen schnellen Schlenker und blockte den Porsche ab. Das hatte er mal bei einem Stock-Car-Rennen in A ltusried gesehen: Die ließen sich auch nicht überholen, oder sie rammten sich gegenseitig. A ber dazu war der Porsche natürlich zu schade. Er hatte nichts gegen Frau Zieschke, aber wahrscheinlich wollte sie die Raupe zurückholen, und das passte Ewald jetzt überhaupt nicht in den Kram.
Rita war allmählich sauer. Eine Stunde lang hatte sie in Ulm im Stau gestanden und instinktiv geahnt, dass die Raupe der Grund für das V erkehrschaos gewesen sein musste. A ls sie auf der A denauer-Brücke angekommen war, herrschte ein ziemliches Chaos, und sie konnte nur mit Mühe aus den aufgeregten Leuten herausbringen, in welche Richtung die Raupe verschwunden war. Immer wieder hatte sie begriffsstutzige Passanten nach dem V erbleib des Ungetüms gefragt, und schließlich hatte sie die Raupe entdeckt, von einer A nhöhe nördlich von Ulm aus. Das rote Ding auf dem Feldweg war nicht zu übersehen gewesen. Fast hätte sie noch den Porsche auf dem Feldweg ruiniert, und dann büxte ihr dieser komische Kerl auch noch aus, nachdem sie ihn endlich überholt hatte.
Sie schlitterte hier in etwas hinein, was nicht auf ihre Idee und ihre Initiative zurückging, und Rita mochte es nicht, wenn sie zum Reagieren verdonnert wurde, von wem auch immer. Sie entschied schon lieber selbst, wofür sie ihre Energie aufbrachte. Das waren natürlich müßige Gedanken im falschen A ugenblick, denn jetzt ging es nur darum, diesen Fricker von Karls Raupe herunterzuholen. Eigentlich ein Klacks gegen das Kunststück, ihn überhaupt gefunden zu haben. Der Mistkerl fuhr in Schlangenlinien und ließ sie nicht vorbei. Doch damit stachelte er ihren Ehrgeiz nur noch mehr an. Der sollte was erleben. Rita täuschte ein Überholmanöver auf der linken Seite an und hupte wie eine W ilde. Prompt zog Fricker im letzten Moment nach links, und genau damit hatte Rita gerechnet. Sie riss das Steuer nach rechts, gab noch einmal kurz Gas, zog den Porsche dann gerade, und ein kurzer Stoß V ollgas im zweiten Gang reichte ihr, an der Fiat-Allis vorbeizukommen.
Rita stellte den Porsche diesmal quer vor die Raupe und stieg aus.
»Was machen Sie denn für Sachen, Herr Fricker?«
Ewald lächelte und hob quasi entschuldigend die Hände.
»Ja mei, mit’m T ieflader wär’s schon einfacher g’wesen. Der Herr Zwerger hat’s mir versprochen. A ber nächste W och’ bin ich eh wieder zurück.«
»Da muss ich Sie enttäuschen, Herr Fricker. Ich glaube, Sie machen sich da falsche V orstellungen.«
Ewald kannte diese Redeweisen. Das sagten Leute immer, wenn sie einem was verbieten wollten, sich das aber nicht zu
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