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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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versichert!«
    »Wenn ich was kaputt mach, das zahl ich dann schon. Mein Konto platzt eh bald …«
    Rita setzte sich auf die Kette der Fiat und zündete sich eine Zigarette an. Sie seufzte einmal tief, als sie den Rauch in die klare Morgenluft steigen ließ, und sah Herrn Fricker mit traurigen A ugen an, von unten, wie sie das oft in alten Filmen gesehen hatte, wie beispielsweise Katherine Hepburn in »African Queen« den sturen Humphrey Bogart von unten anlächelte, bevor sie ihm den ganzen Gin über Bord kippte.
    »Bitte, Herr Fricker. Mir zuliebe.«
    »Sie meinen: dem Zwerger zuliebe. Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Aber ich weiß, dass Sie kein Depp sind.«
    Ewald überlegte: Wenn sie wusste, dass er kein Depp war, musste ihr jemand erzählt haben, dass er doch einer war. W ahrscheinlich der Bene. Davon wollte er jetzt gar nichts wissen. Er fand sowieso, dass man schon lang genug miteinander geredet hatte und die V erhandlungen sich im Kreis drehten.
    »Schaun Sie, wenn man was anfängt, dann muss man’s auch fertig machen. Sagt der Herr Zwerger auch immer.«
    Ewald legte den V orwärtsgang ein. Rita, die auf der Kette saß, spürte den Ruck des Kraftschlusses, sprang von der Kette herunter und stellte sich zwischen die Raupe und den Porsche wie ein bockiges kleines Kind. Ewald ließ die Kupplung ganz leicht kommen.
    »Ich warne Sie, Herr Fricker!«
    »Nichts gegen Sie persönlich, aber ich muss jetzt weiter. W är doch schad um den Porsche. Da täten’s einen rechten Ärger kriegen mit dem Herrn Zwerger.«
    Ewald rollte noch ein Stück nach vorne, aber Rita blieb tapfer stehen. Die konnte vielleicht stur sein. Er ließ den Motor noch einmal im Leerlauf aufheulen, dann nahm er den Fuß kurz von der Kupplung, und die Fiat machte einen Satz vorwärts. Rita sprang mit einem Schrei zur Seite. Im letzten Moment, kurz bevor er den Porsche mit der Schaufel erwischte, ließ Ewald die Raupe über die Ketten auf der Stelle drehen, stach seitlich in das Maisfeld hinein und flüchtete mit V ollgas quer durch die landwirtschaftliche Nutzfläche.
    Entsetzt sah Rita, wie die Raupe eine Schneise in den Mais fräste und verschwand. Es war ihr klar, dass sie keine Chance hatte, sie mit dem Porsche zu verfolgen. V oller Jähzorn trat sie gegen den linken V orderreifen des 911ers und ließ sich auf den V ordersitz fallen. Ein paar Minuten lang kämpfte sie gegen eine unbändige W ut an und schlug immer wieder mit der Faust auf das Lenkrad des Porsche. Bald tat ihr der Handrücken weh, denn der Porsche hatte noch keinen A irbag im Lenkrad, der sich stoßmindernd hätte aufplustern können. Ganz langsam ebbte die W ut mit den Schlägen ab, und Rita machte sich klar, dass auch Maisfelder nicht unendlich waren. Irgendwo musste Fricker mit seiner Raupe wieder raus aus dem Feld. Und wenn sie ihn einmal gefunden hatte, würde sie ihn auch ein zweites Mal finden. Und dann gab es keine Gnade. Zur Not würde sie die Polizei rufen.
    Karl Zwerger wartete immer noch auf den Hauptgang. Lipka hatte sich nämlich bei T ino heimlich noch eine V orspeise bestellt, antipasti al aglio, in Öl gelagertes Gemüse mit Knoblauch. Und hatte damit natürlich den A blauf des Essens erheblich verzögert. Lipkas konkursbegleitende Spitzfindigkeiten hatten nicht nachgelassen, auch T ino kam alle drei Minuten an den T isch und erkundigte sich nach dem W ohlergehen seiner Gäste.
    Karl Zwerger stand auf.
    »Ich muss schnell ein T elefonat führen, Herr Lipka.«
    »Geschäftlich, nehme ich an.«
    »Ja, ja, sicher.«
    »Schön. Schließlich sitzen wir hier im Rahmen eines betrieblich veranlassten Geschäftsessens.«
    Karl fragte sich, ob es so etwas wie ein betrieblich veranlasstes A bleben nervtötender Insolvenzverwalter gab, und ging nach draußen in den Garten, wo eine kleine Gerätehütte stand, in der T ino zusätzliche Stühle für Stoßzeiten gestapelt hatte. Er schloss die T ür, drückte die Schnellwahltaste auf seinem Handy und wartete, dass die V erbindung zu Rita aufgebaut wurde.
    »Rita, mein Schatz, wo steckst du?«
    »Neben einem Maisfeld.«
    »Bitte?«
    »Vergiss es.«
    »Alles gut bei dir?«
    »Ja, ja.«
    »Hast du ihn gefunden?«
    »Ja. A ber er ist mir entwischt.«
    »Durch ein Maisfeld? Du bist aber nicht mit meinem 911er in das Maisfeld rein?«
    »Karl, ich bin doch nicht blöd!«
    »Alles gut mit dem Porsche?«
    »Ja, der Porsche ist okay. Und bei dir?«
    »Ich bin schnell was essen mit Lipka, beim T ino.«
    »Soso. Ich jag hier diesen

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