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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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Irren mit der Raupe, und du machst dir mit Lipka einen schönen T ag.«
    »Glaub’s mir, gegen das Essen mit dem ist ein Maisfeld das reine Paradies.«
    »Wollen wir tauschen?«
    Zwerger lachte. Er mochte Ritas Humor.
    »Der Lipka hat schon gemerkt, dass die Raupe fehlt. Schaffst du das, die herzubringen?«
    »Verlass dich drauf, Karl. Und wenn ich ihm die Bullen auf den Hals hetze.«
    Karl Zwerger überlegte kurz.
    »Rita, vielleicht geht’s auch ohne Polizei. Das wäre mir eigentlich lieber …«
    »Okay. Ich meld mich.«
    Draußen klopfte es kurz, im nächsten Moment riss T ino die T ür des Gartenhäuschens auf.
    »Ahh! Hier bist du, meine Freund! Kommst du schnell, wird kalt deine fileto di carne! W as machst du hier in meine Hütte?«
    Karl sah auf das Display: Rita hatte bereits aufgelegt.
    »Tino, ich musste nur schnell ein T elefonat …«
    Tino strahlte übers ganze Gesicht.
    »Ah, capito: amore! A more, amore! A ber jetzt du kommst, deine Freund hat schon gefragt nach dir!«
    »Das ist nicht mein Freund.«
    »Aber ist nette Mann. Und hat gute Humor!«
    Karl Zwerger steckte sein Handy ein und ging zurück an seinen T isch, wobei T ino unablässig um ihn herumschwänzelte. Lipka hatte sich die Serviette umgebunden und fixierte lustvoll die große Dorade, die vor ihm auf einer noch größeren ovalen Porzellanschale lag.
    »Ich hoffe, Sie hatten ein erfolgreiches Gespräch, Herr Zwerger.«
    »Kann man so sagen, Herr Lipka.«
    Karl setzte sich, während Lipka sich seiner Dorade mit derselben A kribie annahm, mit der er sich an die A uflistung von Zwergers Sachwerten gemacht hatte. Er filetierte sie mit einer Hingabe, die fast schon neurotische Züge zeigte. Irgendwann, dachte sich Karl, würde auch der Fall Lipka gegessen sein. Er verscheuchte T ino und machte sich an sein Steak, die Linguine und die Kartoffeln und verspürte einen geradezu gewalttätigen A ppetit. Und freute sich auf den doppelten Grappa, den er danach trinken würde.
    Ewald war quer durch das Maisfeld gefahren und nach einem kurzen Stück Feldweg auf eine Landstraße gekommen, deren Richtung zu passen schien. Immer wieder hatte er sich umgesehen: von Zwergers Porsche keine Spur. Glücklicherweise war auch kein Bauer gekommen, der ihn wegen des Flurschadens ausgeschimpft hätte. Manche Bauern frästen ja auch selbst Labyrinthe in ihre Maisfelder, um Kinder da drin spielen zu lassen, und so gesehen hatte er da nur einen A nfang gemacht. Die Landstraße war stark befahren, aber schon nach der ersten Kurve entdeckte Ewald einen Parkplatz, auf dem viele Lastwagen standen, zum größten T eil Fernlastzüge. A m Rand des Parkplatzes entdeckte er eine Imbissbude und glaubte vor lauter Hunger, das Essen schon bis hierher riechen zu können. Er freute sich wie ein Schneekönig, fuhr mit V ollgas auf den Parkplatz, stellte die Raupe ab und ging direkt zu der Bude. Die Fernfahrer, die in den Lastwagen saßen oder an kleinen T ischen vor der Bude standen, taxierten ihn neugierig: Eine wie ein Formel-1-Wagen angemalte Fiat-Allis war eine willkommene A bwechslung im eintönigen A lltag der Männer. Einige von ihnen riefen Ewald etwas zu, aber der hatte im Moment nur Hunger.
    In der Imbissbude stand eine dicke Frau mit einer Schürze und einem Kopftuch, die ihn ein bisschen an seine Mutter erinnerte, nur dass sie jünger und noch dicker war. Ewald grüßte die Frau mit einem freundlichen Nicken.
    »Ich hab einen saumäßigen Hunger. W as täten’s denn empfehlen?«
    Die Frau zeigte missmutig auf eine große T afel, die neben ihrer Bude stand.
    »Lies halt, da steht’s!«
    Ewald nickte und sah kurz zu der T afel hinüber.
    »Könnten’s mir das geschwind vorlesen?«
    »Vorlesen? W arum nicht gleich vorsingen? W as meinst du, wo du hier bist? W ir sind fei kein Fünf-Sterne-Imbiss!«
    Ewald hatte nicht gewusst, dass es Imbisse mit Sternen gab. Bevor er jedoch etwas bestellte, was es gar nicht gab, sagte er einfach:
    »Gut, dann geben’s mir alles. A uf einen T eller bitte.«
    »Ja was jetzt? Currywurst mit Pommes oder Schnitzel oder Fleischküchle oder A pfelmus oder Kartoffelsalat oder was?«
    Ewald nickte.
    »Genau. Einfach ein bissle was von allem. Und vielleicht auch einen Löffel dazu. Und Mayonnaise.«
    Die Frau sah ihn verständnislos an.
    »Willst du deine Raupe auch noch füttern?«
    Die Lastwagenfahrer lachten, und Ewald gefiel das. V ielleicht würde er nach dem Essen noch ein paar Lieder mit dem A kkordeon spielen, bevor er weiterfuhr.
    Die

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