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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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einzufangen, die ein Dorfdepp geklaut hatte, um damit auf einen W ettbewerb zu fahren. Und das alles, um einen fingierten Konkurs nicht auffliegen zu lassen, dessen unfreiwillige Ursache sie selbst war, zumindest zu einem gewissen T eil. Rita spürte, wie sie nicht nur räumlich vom A llgäu A bstand bekam, und überlegte einen Moment lang, ob sie nicht an der nächsten A usfahrt umdrehen sollte, um mit dem Porsche nach Italien zu fahren, sich irgendwo ein Hotelzimmer zu nehmen und drei T age lang in den Bergen oder am Meer darüber nachzudenken, ob und warum sie mit Karl diesen Beschiss durchziehen und mit ihm irgendwo ein neues Leben anfangen sollte. Und ob sie das überhaupt wollte.
    Mitten in diesen Gedanken läutete ihr Handy. A m Display sah sie, dass es Karl war. Sie ließ es läuten und würde später zurückrufen. Eigentlich hätte sie gerne eine kleine Pause gemacht und vielleicht etwas gegessen, aber sie wollte den Lkw mit der Raupe nicht verlieren. Rita kramte die Kekse hervor, die sie an der T ankstelle gekauft hatte, und trank dazu den Orangensaft. A ußerdem musste sie sich bald etwas überlegen, wie sie die Raupe von dem T ieflader wieder herunterbringen konnte, wenn der seinen nächsten T ankstop machen würde. A m besten wäre es gewesen, dem Lkw-Fahrer Geld in die Hand zu drücken und ihn mitsamt der Raupe zurück ins A llgäu zu schicken. Dann konnte Zwerger mit ihm den Preis auskakeln, sich eine Quittung geben lassen und die Kosten der Konkursmasse dazuschlagen.
    Wenn Rita ehrlich war, kam es ihr im Moment gerade recht, einfach nur geradeaus zu fahren und sich nicht entscheiden zu müssen. Solche Momente lähmender Unentschlossenheit auf der rechten Spur hatte sie selten erlebt, und das Ganze kam ihr doch etwas bedenklich vor. Oder zumindest ungewohnt. A ber mit Porsche, Keksen und Orangensaft war es wenigstens von den äußeren Umständen her erträglich.
    Karl Zwerger dagegen hatte sich leidlich satt gegessen, um nicht zu sagen, vollgefressen. Das Steak samt dem bestellten Beilagenmix hatte er bis auf den letzten Bissen vertilgt, stumm und konzentriert, als könnte er damit die Realität wenigstens für den Moment der Nahrungsaufnahme ausblenden. Lipka hatte ständig geredet und entweder Plattitüden, A nzüglichkeiten oder betriebswirtschaftliche Frechheiten von sich gegeben, während T ino immer wieder angewanzt kam und sich mit gastronomischen Belästigungen wichtig zu machen versuchte.
    »Meine liebe Herr Lippeka, iste gut so, die Fisch?«
    Dabei wusste T ino ganz genau, dass es »der« Fisch hieß, er wollte mit diesem Klischee-Italodeutsch einfach nur allen hörbar seine tiefe sizilianische V erwurzlung kundtun.
    »Carlo, meine Freund, noch eine Grappa von die Haus?«
    Lipka hatte auf A lkohol verzichtet, mit deutlichen Hinweisen auf seine verantwortungsvolle T ätigkeit als Konkursverwalter. Karl hätte ihm am liebsten schon dafür eine W atsche verpasst. Nachdem Karl seine zwei Grappa getrunken hatte, waren sie wieder in die Kiesgrube zurückgefahren mit Lipkas Renault.
    »Ihre nette Mitarbeiterin macht aber ausgiebige Besorgungen, Herr Zwerger. Beim Zustand des Unternehmens mutet das doch ein wenig seltsam an.«
    »Ach was. Die Frau Zieschke ist selbständiges A rbeiten gewöhnt, die fährt halt nicht wegen jedem kleinen Scheißdreck dreimal extra los.«
    Lipka lächelte. Karl wusste nicht, ob das nur wieder eine seiner Sticheleien war oder ob Lipka ahnte, dass da etwas war zwischen ihm und Rita. V ielleicht hätte er auch nur selbst gern mit ihr angebändelt. Klar war ihm nur, dass er Lipka so schnell wie möglich vom Hof haben wollte.
    »Herr Zwerger, ich bräuchte dann zur Einsichtnahme noch sämtliche Unterlagen über den Kiesverkauf in den letzten drei Jahren.«
    »Sind Sie jetzt mein Konkursverwalter oder ein W irtschaftsprüfer vom Finanzamt?«
    »Herr Zwerger, alles, was wir hier veranstalten, muss auch einer allfälligen Prüfung durch die Finanzbehörden standhalten.«
    Zwerger zeigte ihm die W ände mit den Ordnern, sauber sortiert nach Monaten, Eingang und A usgang getrennt. Soweit er das überblicken konnte, würde Lipka da nichts V erdächtiges finden.
    »Suchen Sie sich’s einfach raus, Herr Lipka.«
    »Gerne.«
    Dieses »gerne« war auch so ein W ort, das Karl schon nicht mehr hören konnte. Es war selbst im A llgäu schon zu einer gastronomischen Unsitte geworden, dass eine Bedienung »gerne« sagte und mit dem Blick zeigte, dass sie den Gast eigentlich zum T eufel

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