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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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wimmerte und zu keiner sonstigen Regung oder Äußerung mehr fähig war. Im Unterschied zu fiktiven Prügeleien, die man aus dem Kino oder aus dem Fernsehen kannte, ging alles blitzschnell, und es floss kein Blut, allein Frickers unbändige Entschlossenheit genügte, dass aus dem Großmaul Heinz in ein paar Sekunden ein jämmerliches Stückchen A ngst geworden war.
    Rita stieg aus und zog sich das Kleid gerade.
    »Danke, Herr Fricker. Sie haben mir …«
    »Schon gut.«
    »So ein Ekel.«
    »Blöd ist der nicht, der hat studiert. A ber halt Strumpfhosen. Und immer bloß A utobahn fahren. Da schwätzt man halt irgendwann einen rechten Schmarrn daher.«
    Ewald zeigte auf den brabbelnden Heinz.
    »Wir bräuchten was zum Fesseln …«
    Rita überlegte kurz, dann nahm sie ihre Handtasche vom Notsitz des Porsche und zog zwei originalverpackte Damenstrumpfhosen des Herstellers »Triumph« heraus. Ewald sah etwas verschämt zu Boden, riss die Packungen auf und fesselte Heinz die Hände auf den Rücken, mit dem anderen Paar Nylons band er Heinz’ Füße zusammen. Die leere Packung steckte er ihm in den Mund, denn das Gejammere ging auf die Nerven.
    »So, jetzt hat er seine Strumpfhosen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Herr Fricker.«
    »Schon gut. So was tut man nicht. Und mit Ihnen schon gleich gar nicht.«
    Rita lächelte und nahm ihre Handtasche.
    »Gut. Dann fahren wir jetzt zurück, Herr Fricker.«
    »Zurück? Das wär ja ein saumäßiger Umweg, wenn wir da jetzt erst wieder zurückfahren täten, wo wir schon so weit sind.«
    Rita schüttelte den Kopf und legte ihre Hand sanft auf Frickers A rm.
    »Jetzt seien Sie doch vernünftig! W ir bringen die Raupe zurück und …«
    Ewald machte sich ebenso sanft los, lud sich den zappelnden Heinz auf die Schulter und trug ihn zu seinem Lkw. Der eine oder andere Blick streifte die beiden, aber nur definitiv lebensmüde Pkw-Bürger würden sich in einen nächtlichen Streit zwischen Lkw-Fahrern eingemischt haben.
    Rita folgte den beiden.
    »Sie sind doch hundemüde, Herr Fricker! W ir nehmen uns jetzt jeder hier ein Motelzimmer, und morgen früh sehen wir weiter.«
    Ewald verfrachtete Heinz auf den Beifahrersitz der Kabine.
    »Das ist eine gute Idee, Frau Zieschke. T un Sie sich erst mal ausschlafen. Ich muss weiter.«
    Ewald stieg in den Lkw, kramte die Zündschlüssel aus Heinz’ Hosentasche und setzte sich ans Steuer. Rita zog sich an der T rittstufe nach oben.
    »Sie können doch so einen Lastzug gar nicht fahren! A ußerdem sind Sie hundemüde!«
    »Ich hab vorhin ein bissle geschlafen.«
    »Bitte.«
    Heinz stieß grummelnde Geräusche aus, als Ewald den Motor des Scania anließ. Nach kurzem Suchen hatte er auch den Schalter für die Beleuchtung gefunden, dann gab er Gas, damit die Bremsanlage den Betriebsdruck erreichte, und legte den ersten Gang ein.
    »Ich bring sie wieder zurück. Das ist versprochen.«
    Er nickte Rita freundlich zu, schloss die T ür, fuhr langsam los und fädelte sich gekonnt in den fließenden A utobahnverkehr ein.
    Ratlos stand Rita auf diesem bescheuerten Parkplatz, sah dem Scania hinterher und hatte keinen Schimmer, was sie jetzt tun sollte.
    Im Fußraum unter dem Beifahrersitz des 911ers klingelte ihr Handy. Das konnte nur Zwerger sein. Rita stand da und ließ es läuten. Durch den V ibrationsalarm kroch das Handy durch den Fußraum, und Rita hatte für einen Moment lang die V orstellung, ein ganz kleiner Karl Zwerger säße in dem Handy und fuhrwerkte da drin herum.
    Dann setzte Rita sich in den Porsche und fuhr Fricker und seiner Raupe hinterher.

4
    K arl Zwerger hockte auf dem Feldbett, das er sich in seinem Büro aufgestellt hatte. Er hatte keine Lust mehr, mit Karin unter einem Dach auch nur zu nächtigen. Er wollte am Ort des Geschehens bleiben, an dem die Schlacht um seinen Konkurs und seinen neuen Lebensplan ausgefochten wurde. Hier hatte er Zugriff auf alles und konnte reagieren, wenn Lipka wieder mit irgendwelchem Kleinkram angeschissen kam.
    Bis kurz vor sieben war der Konkursverwalter im Büro gewesen, hatte auf seinen Laptop eingetippt, Kaffee getrunken, Croissants verschlungen und sich ein paarmal beiläufig nach Ritas V erbleiben erkundigt. Immer wieder war er aufgestanden, um sich einen Ordner aus dem Schrank zu holen und Zwerger dann mit aus der Hüfte geschossenen Fragen zu irgendwelchen Nebensächlichkeiten zu löchern. Karl hatte überlegt, zu gehen und Lipka einfach machen zu lassen, aber es erschien ihm

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