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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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hab ich nix.«
    »Sie zeigen mir, wie man die fährt.«
    »Wie man was fährt?«
    »Die Raupe. Ihre Fiat-Allis.«
    Fricker nickte, als sei es das Selbstverständlichste der W elt, dass Rita Raupe fahren wollte.
    »Das ist nicht so einfach, wie’s aussieht.«
    »Ich weiß. Deswegen sollen Sie mir’s beibringen. Und sagen Sie bloß nicht, das wär nichts für Frauen.«
    »Da gibt’s genug Männer, die zu blöd dazu sind.«
    »Sehen Sie.«
    Der Feldweg war eigentlich breit genug für zwei Raupen, aber offenbar nicht für eine Fiat -A llis, die überall hinfuhr, nur nicht dahin, wohin Rita es wollte. Sie hatte den Ehrgeiz gehabt, es auf A nhieb zu schaffen, hatte beim Losfahren schon viel Gas gegeben und war natürlich mit dem Steuern der Ketten nicht schnell genug nachgekommen. Man musste sowieso immer vorausahnen, wohin die Raupe wollte, kurz gegensteuern und die Hebel sofort wieder in Neutralstellung bringen. Zweimal hatte Ewald schon eingreifen müssen, um nicht neben dem Sträßchen im A cker zu landen. Ewald hatte ganz sanft korrigiert.
    »Wo haben Sie das denn gelernt?«
    »Ich hab mich einfach draufgesetzt damals beim alten Poschedsrieder.«
    »Verstehe.«
    Und wieder haute die Fiat nach links ab, Rita korrigierte nach rechts, und schon war sie fast wieder am äußersten rechten Rand des Feldwegs.
    »Das Ding ist ja völlig unlenkbar!«
    »Ganz vorsichtig sein … wie mit einem jungen Kätzle halt. Man darf’s bloß nicht mit Gewalt machen. Das ist bei allem so.«
    »Von schlauen Sprüchen fährt sie auch nicht geradeaus.«
    »Man muss halt vorher ahnen, wenn sie auf die Seite will.«
    »Wie soll man denn das ahnen?«
    »Das merken Sie dann schon, wenn Sie’s dann ahnen, nachher.«
    »Aha.«
    Nach ein paar Kilometern wurden die seitlichen A mplituden von Ritas Geradeausfahrt merklich geringer, ihre anfängliche A nspannung war einer bedingt begründeten Euphorie gewichen, Ewalds Geduld hätte jedem Sonder-Pädagogen zur Ehre gereicht. Und das Mecklenburger Hinterland war sowieso eine höchst geeignete Gegend für Spurhaltungsübungen im Selbstversuch. Rita konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal an irgendwas so viel Freude gehabt hatte.
    »Jaaa! Das macht einen Höllenspaß!!!«
    Ewald hatte auch Spaß, er schrie es nur nicht heraus. Und half immer dann mit einem schnellen Griff an den Hebeln, wenn die Fiat mal wieder nicht dahin lief, wohin Rita sie zu lenken versuchte.
    Die Morgensonne schien zum Bürofenster herein. Karl Zwerger hatte nach dem A ufstehen drüben in der Maschinenhalle geduscht, sich dann im Büro einen Kaffee gemacht und ein paar Paprika-Chips gefrühstückt. V or seiner Liege hatte er eine Landkarte ausgebreitet und mit Filzstift eine Linie vom A llgäu an die Ostsee gezogen, und zwar über Leipzig. Er hätte nur zu gerne gewusst, was der blöde Fricker und Rita da im Norden mit der Raupe und seinem 911er veranstalteten. Nach dem verunglückten T elefonat, das ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, hatte er noch ein paarmal versucht, sie auf dem Handy zu erreichen, aber sie war nicht rangegangen. Den Gesamteindruck, den Zwerger an diesem T ag in seinem Büro-Lager machte, konnte man kaum als »glücklich« bezeichnen. A n der T ür klopfte es, und Lipka kam herein, ohne eine A ntwort abzuwarten.
    »Guten Morgen, Herr Zwerger. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht.«
    Karl murmelte etwas von wegen »Danke der Nachfrage«, Lipka ging schnurstracks zum Fenster und riss es auf. Dann setzte er sich an seinen zugewiesenen Schreibtisch, öffnete sein Laptop und fing wieder an, wie ein größenwahnsinniger A utist auf der T astatur herumzutippen. Das Faxgerät, das neben der Kaffeemaschine stand, begann zu piepsen und spuckte ein paar DIN-A4 -Seiten aus. Mit der ihm eigenen Ungezwungenheit ging Lipka zu dem Gerät und studierte die eingegangenen Fax-Papiere.
    »Herr Zwerger, da scheint etwas schiefgegangen zu sein mit dem Ziegenleder.«
    »Was?«
    »Es geht um diesen Pkw Porsche, amtliches Kennzeichen OA-KZ 911 …«
    »Was ist mit dem?«
    Zwerger stand von der Liege auf und ging hinüber zu Lipka, der ihm lächelnd das Fax zeigte.
    »Nun, das fragliche Fahrzeug wurde heute Morgen vandalisiert aufgefunden. V ermutlich T otalschaden. A llerdings nicht in V alladolid, sondern in Mecklenburg.«
    »Wie, vandalisiert?«
    Karl nahm Lipka das Fax aus der Hand und las es durch. Unter den A ngaben über den Fundort war auch ein Foto in sehr schlechter Qualität, das Zwergers zertrümmerten

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