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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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abgerutscht.
    »Festhalten!«
    Ewald gab V ollgas und jagte die Raupe in Richtung W ald. Hinter ihm spritzte der Dreck, die Ketten der Fiat-Allis wirbelten Grasstücke auf und schleuderten sie durch die Luft.
    Rita sah zurück: Die alten Leute waren jetzt bei Zwergers Porsche angekommen und schrien wütende Flüche hinter der Raupe her. Ein alter Mann nahm seinen Golfschläger und haute damit einmal auf die Kofferraumhaube des 911ers. Für einen Moment lang war Stille, dann ging ein regelrechtes Kriegsgeheul los. V oller W ut schlugen die A lten mit ihren Schlägern auf den Porsche ein. Die W indschutzscheibe zersplitterte, nach ein paar weiteren Hieben sah der Porsche aus, als sei er in einen Monsterhagelschauer gekommen.
    »Ausgerechnet wo doch dem Zwerger seine Frau auch so gern Golf spielt!«
    Ewald fuhr wie der T eufel, Rita klammerte sich so gut es ging am Fahrersitz fest. V on der Lichtung drang immer noch das Geheul der A lten herüber, das sich mit dem perkussiven Klang der auf das Porscheblech einhämmernden Golfschläger zu einer durchaus modern anmutenden Symphonie der nackten W ut aufgeschwungen hatte.
    Die Sonne stand rechts von der Raupe, und das war gut so, schließlich war es morgens. Die Berge hinter sich konnte Ewald natürlich nicht mehr sehen, aber er hatte es auch so im Gefühl, dass die Richtung stimmte. A us dem W aldweg wurde eine kleine Straße, die durch eine karge flache Landschaft führte, vorbei an W iesen und unbestellten Feldern.
    Rita saß halbwegs bequem neben dem Fahrersitz, guckte sich die verlassenen Äcker und W iesen an und sagte gar nichts. W as hätte sie auch reden sollen: Zurückfahren würde der sture Hund um nichts in der W elt. Rita tat der Kopf weh, vielleicht waren die drei rohen Äpfel in V erbindung mit dem Obstler doch nicht ganz das optimale Nachtmahl gewesen.
    Der Porsche war Schrott, Zwerger würde jaulen. Einen T ag und eine Nacht war Rita jetzt unterwegs, und nichts war in trockenen T üchern, wie Herr Lipka es wohl formulieren würde. Rita wollte nur weg von hier, aber zurück ins Zwergerland wollte sie auch nicht.
    Der kleine Bahnhof aus roten Ziegeln musste einmal sehr schön gewesen sein. Nun hatte man das Portal mit weißen Ytong-Steinen dilettantisch zugemauert, die Fenster mit Pressspanplatten verrammelt. Um zu den Gleisen zu kommen, musste man um das Gebäude herumgehen, außer einem gelben Zettel mit A bfahrtszeiten deutete nichts darauf hin, dass der Bahnhof in Betrieb war. W ozu auch, die Freunde des Golfsports reisten in hochpreisigen Premium-Geländewagen an, und andere Menschen hatten hier nichts verloren. Ewald hielt direkt vor der verwunschenen Station und ließ die Maschine laufen.
    »Ins A llgäu, da müssen’s über Ulm fahren wegen der Donau. W eil da müssen’s drüber. A ber das kriegen Sie schon raus. A ls Disponentin muss man so was können, oder?«
    »Ich kann Fahrpläne lesen, ja.«
    Rita wusste, dass das die letzte Chance war, den Mann aufzuhalten auf dem W eg zu seinem großen A benteuer. Und während sie nach abschiedsverzögernden W orten suchte, kam ihr plötzlich der ganz blöde V erdacht, ihr großes A benteuer mit Karl Zwerger könnte, im Gegensatz zu Herrn Frickers Plänen, eine A rt von ausgemachtem Hirngespinst sein.
    »Sagen’s dem Zwerger halt, der Porsche wär geklaut. Oder sagen Sie, ich hätt ihn kaputt gefahren aus V ersehen.«
    Rita verkniff sich ein Grinsen.
    »Jetzt fahrn’s halt einfach wieder nach Haus.«
    »Wenn ich wüsste, wo das ist …«
    Ewald lachte.
    »Da muss man erst irgendwohin fahren, damit man merkt, dass man nirgendwo daheim ist.«
    Rita stieg von der Raupe und hatte das Gefühl, im Moment zwischen lauter Lügen zuhause zu sein.
    »Wie wollen Sie eigentlich da raufkommen, wenn Sie nicht lesen können?«
    »Wenn ich lesen könnt, wär ich jetzt auch nicht weiter. Bin eh schon ziemlich weit droben.«
    »Tja. Sie haben gewonnen, Herr Fricker.«
    »Dass einer gewinnt, heißt ja nicht, dass der andere verloren hätt. Suchen Sie sich halt einen Platz am Fenster. Dann sehen S’ wenigstens, wo Sie nicht daheim sind.«
    »Das ist eine gute Idee, Herr Fricker.«
    Ewald winkte kurz, als verabschiede er sich lediglich in den Feierabend, legte den Gang ein und fuhr davon.
    Rita stand da, mutterseelenallein. Sie suchte nach ihrem Handy, aber dann fiel ihr ein, dass das noch im Fußraum des 911ers liegen musste. A n der zugenagelten Seitenfront des Bahnhofs entdeckte sie eine T elefonzelle, die keine Zelle war,

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