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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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immer ›aber‹.«
    »Ja aber …«
    »Jetzt haben Sie schon wieder ›aber‹ gesagt.«
    Rita schüttelte den Kopf. Herrn Frickers Logik wurde ihr allmählich ein wenig unheimlich. A ußerdem war ihr kalt, und sie hatte immer noch Hunger.
    »Haben Sie noch einen A pfel? Ich habe immer noch Hunger.«
    »Nix mehr da. Pizza können wir auch keine bestellen, weil Ihr Handy im Porsche liegt.«
    »Pizza, das wär’s jetzt.«
    »Das W ichtigste ist der T eig. Der muss weich sein innen, aber außen knusprig.«
    »Hören Sie auf, da kriege ich ja noch mehr Hunger!«
    »Ich wollt schon immer mal einen ganz großen Pizzateig machen, fünf Kubik Mehl, zusammenrühren mit dem Betonmischer, mit der Raupe ausplanieren und ganz vorsichtig mit der Schaufel von der Raupe den Belag draufschieben. A ber ohne dass man mit der Kette den T eig wieder kaputt macht. Das wär das Problem. Und wie man den Käse draufschiebt. V ielleicht dass man den mit einem Stahlseil rüberzieht über die Pizza …«
    »Oder mit einem Gabelstapler. Den Käse mit einem Gabelstapler hochheben, drüberfahren und dann ganz langsam absenken.«
    »Genau. Bloß backen muss sie dann noch …«
    »Planierraupenpizza … Sie sind ja so ein Spinnkopp …«
    »Sie haben doch angefangen mit der Pizza. A m besten wär A llgäuer Bergkäse.«
    Ewald sah, dass Rita fror.
    »Heut haben S’ gar keinen Porsche mehr zum Drinschlafen.«
    Der Gedanke an die Sportsitze des 911ers ließ bei Rita keine Sehnsüchte nach dieser Übernachtungsmöglichkeit aufkommen.
    Ewald ging zu der W iese, die an das A real der Kiesgrube grenzte, raffte mit den A rmen einen Haufen Heu zusammen, trug ihn zur Raupe und verteilte das Heu in der Schaufel.
    »Was machen Sie da?«
    »Hocken Sie sich rein.«
    Rita zögerte.
    »Müssen’s keine A ngst haben …«
    »Ich hab keine A ngst.«
    »Ich mein, wegen der Hydraulik. Die ist nämlich total dicht. Die kann drei Kubik Kies ab, und mir zwei sind höchstens ein halber Kubik beide zusammen.«
    Rita setzte sich in die Schaufel, Ewald ließ die Maschine der Raupe an, fuhr die Schaufel nach oben, arretierte sie und stellte die Maschine wieder ab. Er holte die alte Decke aus dem W erkzeugfach und warf sie zu Rita hinauf.
    »Ist allemal so gut als wie im Porsche.«
    In dem Schuppen fand Ewald eine zerknitterte A bdeck-Plane, kletterte hoch zur Schaufel, legte sich in die andere Ecke der Schaufel und zog sich die Plane bis zum Hals. Zwischen den beiden wäre immer noch Platz für mindestens einen Kubikmeter Kies gewesen.
    »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    »Wenn S’ wieder den Schlüssel suchen wollen, den hab ich versteckt. Und wenn, dann passen’s auf, dass Sie nicht runterfallen dabei.«
    »Danke für den T ipp.«
    Ewald lächelte Rita an wie ein kleiner Junge. »Es isch doch so im Leben: Im Grund kann’sch alles zamplanieren, bloß die Erdkrümmung, die bringst net raus.«
    Der Mond war aufgegangen, und Rita mochte den Geruch des Heus, in dem sie lag. Langsam kamen ihre Gedanken zur Ruhe trotz des Hungers: Sie war einfach hundemüde nach diesem T ag. Sie wollte nur schlafen, auch wenn es absolut neu für sie war, dass sie das in der hochgefahrenen Schaufel einer Fiat-Allis FL 10 tat. A ber auch für Ewald war es das erste Mal, dass er in der Schaufel seiner Raupe schlief, neben einer Frau, die noch dazu dem Zwerger gehörte wie die Raupe auch.

6
    G nadenlos brannte die Morgensonne auf die schwarze Plane, unter der sich schnell eine subtropische T emperatur einstellte. Ewald blinzelte nach dem Stand der Sonne und schätzte, dass es mindestens schon neun Uhr sein musste.
    »Frau Zieschke?«
    »Guten Morgen.«
    »Wir müssen los. Ich lass uns runter.«
    Ewald kletterte am Gestänge der Hydraulik herunter, ließ den Motor an und fuhr die Schaufel nach unten. Rita stieg aus und machte drei Kniebeugen.
    »Gut geschlafen?«
    Rita sah Ewald lange an. Gestern hatte sie zeitweise einen leichten Groll oder zumindest ein Unbehagen gegen diesen Kerl verspürt, als sei er schuld daran, dass sie jetzt nicht unten im A llgäu mit Karl Zwerger die Hindernisse für ihre gemeinsame Zukunft aus dem W eg räumte, sondern in einer stillgelegten Kiesgrube in Mecklenburg saß, seinen Bach-Kantaten lauschte und die Nacht in der Schaufel einer Planierraupe verbrachte. A ber es ging um ganz andere Dinge als um Schuld. W enn überhaupt, wäre es allenfalls Frickers Schuld gewesen, Rita zum Raupenfahren verführt und ihr mit seiner Sturheit, seiner Besessenheit und seinen

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