Ritter 01 - Die Rache des Ritters
Raina in seinen Armen einschlief, streifte sie noch kurz die Frage, ob irgendjemand schon einmal eine solche Lust empfunden hatte wie sie.
Sie bezweifelte es.
18
Raina erwachte davon, dass Gunnar mit den Fingerknöcheln sanft über ihre Wange strich. Sie blinzelte und brauchte einen Moment, um ihn zu erkennen, und das nicht nur wegen der hellen Nachmittagssonne, sondern auch, weil es so neu für sie war, dass ein Mann auf sie herunterlächelte. Wie hatte sie ihn je für grausam halten können! Dieses schöne, herbe Gesicht konnte niemals schroff genannt werden. Diese vollen, sinnlich lächelnden Lippen konnten nur Lust bringen.
Sie war mehr als nur ein wenig enttäuscht, als sie bemerkte, dass er sich bereits angezogen hatte.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er sanft.
Sie hatte sich nie besser gefühlt, nie lebendiger. Und so vollkommen. Mit Gunnar zusammen zu sein verschaffte ihr ein Gefühl des Geborgenseins. Sie hatte das Gefühl, dass alles richtig und gut war.
Sie lächelte. »Ich fühle mich wunderbar.«
»Hast du Hunger?«
»Nur nach dir«, sagte sie und zog ihn an sich, um ihn zu küssen.
»Gib gut acht, Lämmchen, dass du mich nicht zu sehr verwöhnst.« Er küsste sie flüchtig auf die Nasenspitze, dann zog er sie an beiden Armen hoch. »Komm. Ein Korb mit etwas zu essen steht auf dem Hof für uns bereit. Lass uns für eine Weile von hier verschwinden.«
Raina sprang fast aus dem Bett, zog sich rasch ihr Gewand über und folgte Gunnar nach draußen.
Eine kurze Weile später waren sie schon tief in den Wald hineingeritten und näherten sich einem kleinen See. Gunnar zügelte sein Pferd unter einer großen, alten Weide, die sich mit ihrem Baldachin aus silbrig schimmernden Blättern über das Wasser neigte. Einer ihrer dicken Äste streckte sich weit über den Ufersaum hinaus, und seine belaubten Zweige hingen dicht über dem See. Wildblumen und weiches Waldmoos dufteten in der leichten Sommerbrise. Irgendwo in den Baumkronen zwitscherte ein Rotkehlchen sein Lied.
»Was für ein zauberhafter Ort«, sagte Raina leise, als Gunnar aus dem Sattel stieg und sie dann zu sich herunterhob. »Es ist hier wie im Paradies, so abgeschieden und friedvoll. So ganz anders als Norworth – «
Sie unterdrückte den Vergleich einen Augenblick zu spät, und jetzt lag er ihr bitter wie Galle auf der Zunge. Wie hasste sie es, diesen Ort erwähnt zu haben, gedankenlos an ihren Vater gerührt zu haben, der zu solch unfassbarer Grausamkeit fähig war. Aber noch bevor sie eine Entschuldigung stammeln konnte, dass sie die Erinnerung an die Vergangenheit heraufbeschworen hatte, ergriff Gunnar ihre Hand und zog sie in seine Arme.
Er senkte seinen Mund auf den ihren und eroberte ihre Lippen in einem wilden, seelenberührenden Kuss, der Rainas düstere Stimmung und Verzweiflung vertrieb wie eine heilende Salbe auf einer schmerzenden Wunde. »Dies ist das Paradies«, murmelte er. »Und dies … «
Sein Mund glitt tiefer, seine Zunge erkundete das Tal ihrer Brüste, während seine Hände über sie glitten, sie streichelten und liebkosten, bis ihr in seinen Armen fast die Sinne schwanden. Zu bald hörte er damit auf, wenn auch widerstrebend. »Lass uns lieber gehen, bevor ich dich an Ort und Stelle nehme. Ich möchte, dass dieser Tag ewig dauert.«
Schwindelig von Sehnsucht und bereit, sich ihm ganz und gar zu fügen, folgte Raina ihm, als er sie bei der Hand nahm und zum Ufer des Sees führte. Dort wandte er sich ihr zu und küsste sie wieder, tiefer jetzt als zuvor, so, als könnte er sich kaum zurückhalten, ihren ganzen Mund zu fordern. Und der Hunger, den sie auf seinen Lippen schmeckte, wurde nur noch von dem übertroffen, der in seinem brennenden Blick lag. Er zog ihr das Kleid aus und tat es auf so behutsame, ehrfürchtige Art, als enthülle er die kostbare Statue einer Heiligen. Dann streifte auch er seine Kleider ab und ließ sie achtlos auf den Waldboden fallen.
Nackt und herrlich erregt stand er vor Raina. »Erschreckt dich der Gedanke an ein Bad mit mir noch immer so sehr wie vor ein paar Tagen?«, fragte er.
Heilige Muttergottes, aber das klang fast, als würde er es hoffen. Wie ein kühner heidnischer Eroberer stand er mit vor der Brust gekreuzten Armen und leicht gespreizten Beinen vor ihr. Es lag etwas Bezauberndes in dieser offensichtlichen Zurschaustellung männlicher Arroganz, und Raina musste hart mit sich kämpfen, nicht zu schmunzeln. Stattdessen lächelte sie scheu, ließ ihren Blick über die
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