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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Teufel sich doch nehmen, was er haben will.« Umgeben von seinen Leibwachen verließ er die Halle.
    Raina stand vor dem Zimmer ihres Vaters und klopfte leise an die Tür. Als keine Antwort erfolgte, legte sie das Ohr an das dicke Eichenholz. »Vater? Seid Ihr da drinnen?« Sie klopfte erneut, lauter dieses Mal, und öffnete die knarrende Tür gerade so weit, dass sie in das Zimmer spähen konnte.
    Ihr Vater saß zusammengesunken auf seinem reich geschnitzten, gepolsterten Stuhl und starrte zum Fenster hinaus. Er wandte sich nicht um, als Raina eintrat, schien sich ihrer Anwesenheit gar nicht bewusst zu sein. Auf seinem Schoß lag ein Gegenstand – ein Buch. Die Bibel ihrer Mutter, erkannte Raina, als sie näher trat. Dasselbe Buch, in dem Raina las, wenn sie sich besonders einsam fühlte und ihre Mutter vermisste.
    »Es tut mir leid, wenn ich Euch beim Lesen gestört habe, Vater, aber als Ihr mir nicht geantwortet habt – «
    Ihre Stimme schien ihn aus seiner Versunkenheit zu reißen, denn er hob plötzlich den Kopf und sah sie an, seine Augen blickten matt und waren von dunklen Ringen umgeben.
    »Geht es Euch nicht gut, lieber Vater? Seit dem Turnier verhaltet Ihr Euch so seltsam. Ihr verbringt die meiste Zeit in Eurem Zimmer, und ich weiß, dass Ihr nicht so viel schlaft, wie Ihr es müsstet.« Sie berührte ihn sacht an der Schulter. »Ich mache mir Sorgen um Euch.«
    Schwerfällig hob der Baron die Hand und tätschelte die ihre, als habe er die Besorgtheit in ihren Worten gehört. Seine Aufmerksamkeit schien jedoch auf etwas anderes gerichtet zu sein. Mit bebenden Fingern strich er über den Goldrand einer prächtig verzierte Seite des Buches, das aufgeschlagen auf seinem Schoß lag. »Wie sehr sie diese Bibel geliebt hat. Beauclerc selbst hat sie in Auftrag gegeben, als deine Mutter noch ein Säugling war, kannst du dir das vorstellen? Sie war wunderschön, meine Margareth, so schön, dass sich sogar der König auf den ersten Blick in sie verliebt hat.«
    »Ja, Vater«, sagte Raina leise, die sich an das Gesicht ihrer Mutter nicht mehr erinnern konnte. Jedes ihrer Porträts war kurz nach ihrem Tod abgenommen worden – vernichtet worden, wie die in der Burg kursierenden Gerüchte behaupteten. Wie immer sprach ihr Vater von seiner Frau nur, wenn er in tiefe innere Einkehr versunken war oder ihn Sorgen drückten.
    Stets in der Gefahr, ihn zu erzürnen, hatte Raina schon vor langer Zeit gelernt, nicht nach Einzelheiten über ihre Mutter zu fragen, sondern ihren Vater ungestört seinen Grübeleien zu überlassen. Doch als Kind hatte sie viele Fragen gestellt: Wie war ihre Mutter gewesen? Wie hatte sie ihre Zeit verbracht? Ähnelte Raina ihr, wenn auch nur ein wenig?
    Die Antworten ihres Vaters waren, wenn überhaupt, nur widerwillig gekommen, knapp, als wäre seine Frau ein zu kostbarer Schatz, um ihn mit jemandem zu teilen, nicht einmal mit seiner Tochter. Raina hatte ihre eigenen Erinnerungen an ihre Mutter, die allerdings in verwirrendem Gegensatz zu den zurückhaltenden Äußerungen ihres Vaters standen. Beschrieb er ihre Mutter als eine geistreiche Frau, die Könige und Königinnen gleichermaßen bezaubert hatte, erinnerte sich Raina an eine ganz andere Frau. An ein bemitleidenswertes, trauriges Geschöpf. Zerbrechlich und heimgesucht von tiefer Verzweiflung, nur ein Schatten des strahlenden Engels, den ihr Vater gekannt haben musste.
    Raina fragte sich oft, ob ihre Geburt die Ursache der Veränderung gewesen sein konnte, die mit ihrer Mutter vor sich gegangen war. Und ob ihr Vater durch seine vagen Angaben versuchte, sie vor der Wahrheit zu beschützen. Weil Raina zu einem Teil sich die Schuld am Verlust eines solch geliebten Menschen gab, hatte sie gelernt, die Version ihres Vaters zu akzeptieren, auch wenn ihre eigenen bedrückenden Erinnerungen geblieben waren.
    Sie drückte einen Kuss auf sein von Altersflecken gesprenkeltes Haupt. »Ich vermisse sie auch. Aber im Moment mache ich mir sehr große Sorgen um Euch. Ich habe mit Nigel gesprochen – «
    Ihr Vater versteifte sich augenblicklich. »Ich habe dir gesagt, du sollst von ihm wegbleiben«, fauchte er. »Ich will nicht, dass du mit ihm sprichst, dass er dir den Kopf mit seinen Lügen füllt!«
    Raina wich zurück, überrascht und mehr als nur ein wenig irritiert über diesen Ausbruch. »Dass wir der Bedrohung eines Angriffs ausgesetzt sind, ist keine Lüge, Vater.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus und schien bemüht, seine Fassung

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