Ritter 01 - Die Rache des Ritters
ein anderer hinzu.
»Ihr seid also einverstanden«, stellte Nigel fest. »Wir müssen etwas unternehmen, und zwar bald.«
»Aye, aber was können wir tun, wenn unser Lord befohlen hat, nichts zu unternehmen?«, fragte einer der Männer.
»Vielleicht kann man mit ihnen verhandeln«, schlug einer aus der Gruppe vor. Seine hoffnungsvolle Bemerkung traf auf allgemeines Gekicher.
»Ich habe gehört, es gibt nur eine einzige Sache, die diese Bastarde zur Räson bringen kann«, sagte Nigel ruhig.
»Aye«, stimmte ein anderer Mann lachend zu, »die Hälfte des Landes.«
Nigel schüttelte den Kopf und lächelte wissend. »Nein, Männer«, sagte er. »Es ist der Baron selbst, den sie haben wollen.« Er nahm einen großen Schluck aus seinem Becher und beobachtete die Männer, während er seine Bemerkung auf sie wirken ließ.
»Der Baron?«
»Was meinst du damit, Nigel?«
Nigel beugte sich weit vor, und die anderen folgten seinem Beispiel, um seine Antwort zu hören. »Vor jedem Überfall ist ein Bote mit der Nachricht gekommen, dass es keinen Überfall geben wird, wenn sich der Baron mit dem Anführer dieser Diebe zum Zweikampf trifft.« Er machte eine Pause, musterte die Männer und sagte dann sachlich: »Es ist der Baron, den sie haben wollen … Vielleicht ist es der Baron, den sie bekommen sollten.«
Ein Ritter in Nigels Alter lachte laut heraus. »Oh ja! Ein brillanter Plan. Aber wir können doch verdammt noch mal Baron d’Bussy nicht den Wölfen vorwerfen, oder?«
Die Männer sahen Nigel erwartungsvoll an, der kein Wort sagte, sondern sich auf seinem Stuhl zurücklehnte. Sein leerer Blick war zum Fürchten.
»Allmächtiger Gott«, zischte der Ritter neben ihm ungläubig. »Hier gibt es nur einen Mann, der den Verstand verloren hat, und das ist nicht der Baron.«
Die anderen Männer sahen sich unbehaglich an angesichts der Wende zum Verrat, die diese Unterhaltung genommen hatte; dann brach Nigel die Stimmung mit einem breiten, heiteren Lächeln und winkte einem Pagen, ihm noch Bier zu bringen. »Meine Güte, du bist aber unfreundlich heute Abend, Evard.« Er schlug dem Älteren fest auf die Schulter. »Dass du meine Loyalität so überstürzt und falsch einschätzen kannst, verletzt mich zutiefst, alter Freund.«
Evards Miene entspannte sich langsam, und er lachte leise über Nigels Bemerkung.
Nachdem der Page allen Bier nachgeschenkt hatte, hob Nigel seinen Becher mit Blick auf den Ritter. »Ich trinke auf deine Gesundheit, mein guter Freund, denn deine schreckliche Blässe bekümmert mich sehr.«
Nigel hatte gerade den Becher an die Lippen gesetzt, als der Schrei einer Frau von der Galerie oberhalb der Halle zu hören war. Alle schauten nach oben.
»Feuer!«, schrie die Frau und zeigte gestikulierend über ihre Schulter zu den Kammern. »Das Dorf brennt!«
Die Halle zerbarst schier vor Kriegsgeschrei, als die Soldaten des Barons auf die Füße sprangen, Bänke umwarfen, als jeder Mann sich bereit machte für die lange erwartete Auseinandersetzung mit den Marodeuren.
Rainas Vater, mit dem diese auf der Estrade saß, erhob sich, sein ausdrucksloses Gesicht war aschfahl. Nur wenige Augenblicke später stand Nigel vor ihnen, triumphierend lächelnd wie der Teufel selbst. »Werdet Ihr jetzt den Befehl zum Angriff geben, Mylord? Bevor die Bastarde Eure Herrschaft und Eure Gesetze noch länger zum Gespött aller machen?«
»Aye«, sagte der Baron knapp. »Versammle die Männer. Alle!«
Mit dem triumphierend ausgestoßenen Ruf zum Sammeln der Truppen stürmte Nigel aus der Halle, gefolgt von einer Vielzahl der Männer des Barons.
»Und mach mein Pferd bereit«, rief der Baron ihm nach. »Diese Schlacht werde ich selbst schlagen.«
Raina legte die Hand auf den Arm ihres Vaters. »Geht bitte nicht, Vater. Lasst Nigel und Eure Männer gegen die Marodeure kämpfen. Sie sind jünger und mehr an das Kämpfen gewöhnt als Ihr. Bitte, ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Euch bei diesem Treffen etwas Schlimmes zustößt.«
»Und ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dir etwas Böses widerfährt – das ist der einzige Grund, warum ich diesem Unwesen heute Abend ein Ende machen werde. Fürchte dich nicht, Kind. Du wirst hier in der Burg im Schutz meiner Wachen sicher sein.«
Raina brachte nur ein mattes Lächeln zustande, als er ihre Hand ergriff und sie küsste. Dann, mit einem Wirbeln seines Umhangs, stieg der Baron von der Estrade hinab und durchquerte die Halle hin zum Burghof, auf dem
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