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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augen und konzentrierte sich auf das mitleidlose Donnern der Pferdehufe, bis dieses Geräusch alles war, was sie hören konnte. Der dröhnende Rhythmus füllte bald ihre Ohren und rief ihr zu, sich fallen zu lassen. Sie hielt den Atem an, betete um ein rasches Ende und machte sich bereit, aus dem Sattel zu springen.
    In diesem Moment zog Rutledge die Zügel an, umfing Rainas Taille noch ein wenig fester und ließ sein Pferd langsamer gehen, als sie unter einem Blätterdach auf eine kleine Lichtung zuritten. Das vertraute Klirren von Rüstungen und das ungeduldige Schnauben der Pferde erregte Rainas Aufmerksamkeit.
    Eine Gruppe von wenigstens einem Dutzend heruntergekommen aussehender Männer erwartete sie auf Pferden und bewaffnet für die Schlacht. Die meisten betrachteten Raina mit leichter Neugierde; einer der Männer murmelte so etwas wie »Kriegsbeute« und erntete die glucksende Zustimmung seiner Kameraden. Rutledges Arm drückte ihr in den Magen, aber er verschwendete keine Zeit mit Begrüßungen oder Erklärungen; stattdessen rief er einigen der Männer den Befehl zu, vorauszureiten, während er andere anwies zu bleiben, um die Soldaten des Barons zu beobachten, die sie verfolgen würden.
    Gleich darauf ritten sie weiter, bahnten sich wieder einen Weg durch das Buschwerk und ritten in einem noch schnelleren Tempo als zuvor über das dunkle Land.
    Raina hatte keine Ahnung, wie lange sie geritten waren oder welche Richtung sie eingeschlagen hatten. Obwohl sie erschöpft war, hielt sie sich wach für den Fall, dass sich eine Möglichkeit zur Flucht ergeben sollte. Ihre müden Gedanken schwankten zwischen der Angst um ihr Leben und der praktischen, doch unmöglichen Aufgabe, sich die Landschaft einzuprägen, durch die sie ritten.
    Der Mond narrte sie, er spähte wie eine große silberne Kugel durch die Baumwipfel, warf Licht und Schatten in alle Richtungen, schuf Formen und Gestalten, wo es keine gab, und veränderte das, was übrig blieb. Bäume und Hügel, Felsen und Täler verschwammen zu einem formlosen Nichts mit jedem Schritt, den Rutledges Pferd machte. Das heftige Schlagen ihres Herzens hörte Raina inmitten der donnernden Hufe und nächtlichen Geräusche bald nicht mehr. Zweige brachen unter ihnen; Äste streckten sich in der Finsternis wie Spinnenfinger aus, um an ihrem Kleid zu ziehen und nach ihrem Haar zu greifen, wenn sie vorbeiritten. Nackte Angst und die Kühle der Nacht verursachten bei Raina eine Gänsehaut.
    Plötzlich setzte das Pferd zu einem Sprung über einen Abgrund an. Einen Herzschlag lang schien die Luft um sie herum bis auf das unmissverständliche Rauschen von Wasser irgendwo in der Nähe stillzustehen. Raina hatte nicht bemerkt, dass sie den Boden verlassen hatten, bis das Tier mit einer markerschütternden Landung, die Raina die Luft aus den Lungen presste, wieder aufsetzte und sie bei diesem Aufprall einen ihrer Schuhe verlor.
    Sie spürte, dass Rutledge seine muskulösen Schenkel gegen die Flanken des Pferdes drückte, als sie am rutschigen Ufer eines Flusses entlangritten. Und die ganze Zeit fühlte sie seinen kräftigen Herzschlag an ihrem Rücken, drang sein Atem schnell und heiß an ihr Ohr. Der anstrengende Ritt schien ihm keine Mühe zu machen, während Raina nur darum beten konnte, er möge zu Ende sein, bevor sie zu Tode geschüttelt war.
    Obwohl sie sich vorstellte, dass ihm das Hinterteil genauso wehtun musste wie ihr, ließ er das Pferd erst dann in einen langsamen Schritt fallen, als die rosigen Farben der Morgendämmerung durch die Tannen zu sickern begannen. Schließlich brachte er es zum Stehen. Schaumiger Schweiß bedeckte Nacken und Schultern des Tieres; seine Flanken hoben sich bei jedem angestrengten Atemzug. Der Sattel knarrte, als Rutledge sich über Rainas Rücken beugte und abstieg, dann zog er sie in seine Arme und stellte sie auf den Boden.
    Raina hatte ihre Beine so lange nicht bewegt, dass sie sie jetzt kaum noch fühlte. Ihre Knöchel begannen sofort, auf höchst seltsame Weise zu prickeln und ein Zittern in den Knien ließ sie wanken. Zu ihrer Bestürzung und ihrer Empörung streckte Rutledge die Hand aus, um sie zu stützen, seine großen Hände umfassten ihre Oberarme, als wären sie dünn wie Zweige.
    Dann ließ er sie los und zog einen kleinen Dolch aus seinem Wehrgehenk.
    Rainas Schrei wurde durch den Knebel nur zu einem gedämpften Stöhnen, als sie zurücksprang und hinfiel. Ihr Rock bauschte sich bis hoch über ihre Knie, als sie auf dem Boden

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