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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sicherheit alles gewähren, worum dieser ihn bat.
    Welch eine Ironie lag darin, dachte Nigel, dass Rutledge ihm durch Rainas Entführung eine Möglichkeit gegeben hatte, die er durch eigene Machenschaften niemals bekommen hätte. Nigel versuchte nicht einmal, bei diesem Gedanken sein breites Grinsen zu unterdrücken. Er hatte viel zu lange gewartet, um sich das alles einfach durch die Finger rinnen zu lassen.
    Er schloss seine Hand fest um den Schuh, dann warf er ihn auf die Erde, sprang auf sein Pferd und befahl seinen Männern, ihm zu folgen, während er den Fluss entlangpreschte.
    Raina seufzte schwer, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, die fast senkrecht am Himmel stand, machten sie nun schon seit einigen Stunden auf dieser Lichtung Rast. Sie hatte seit der vorletzten Nacht nicht mehr geschlafen, und ihre Geduld nahm mit jedem Moment, der verstrich, ab.
    Rutledges Männer schliefen schon seit einer ganzen Weile, sie hatten geschnarcht und noch andere, weit scheußlichere Geräusche von sich gegeben, ehe sie in tieferen Schlaf gesunken waren. Er hingegen war wach und aufmerksam geblieben wie ein junger Falke. Er nahm jedes Knacken eines Zweiges wahr; jedes Rascheln auch des kleinsten Waldgeschöpfes erregte sofort seine Wachsamkeit und nahm sein scharfes Auge gefangen. Nichts, so schien es, würde ihm entgehen.
    Raina versuchte, ihn von ihrem Platz aus zu betrachten, aber jedes Mal, wenn sie es wagte, einen Blick auf ihn zu werfen, begegnete sie seinen stahlgrauen Augen. Nach dem dritten Mal beschloss sie, dass es das Beste war, der Versuchung zu entgehen und ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten.
    Obwohl die Luft wärmer wurde, je weiter der Tag voranschritt, war der Waldboden, auf dem sie saß, feucht und kühl. Rainas Blick fiel voller Bedauern auf ihren einzelnen Schuh. Das Blut der beiden Wachsoldaten Norworths, die für sie gekämpft hatten, befleckte den hellen Filz – eine bittere Erinnerung an Rutledges ruchloses Handeln.
    Sie warf einen finsteren Blick in seine Richtung und bemerkte, dass er sie über den Rand seines Bechers hinweg grimmig ansah. Sein Blick fiel auf ihren entblößten Fuß, und Raina, die sich plötzlich nackt fühlte, zog ihn unter ihren Rock. »Ist es wirklich nötig, dass Ihr mich mit düsterem Schweigen anstarrt?«
    »Ich frage mich lediglich, ob Ihr die Folgen Eures Tun bedacht habt.«
    Sie stutzte bei seinem Versuch, ihr eine Schuld zuzuweisen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht, mein Herr.«
    »Wirklich nicht? Dann verratet mir doch, warum Ihr gerade jetzt Euren Fuß versteckt. Glaubt Ihr, ich hätte nicht bemerkt, dass Euer Schuh nicht mehr da ist?«
    Raina runzelte die Stirn, unschlüssig, was er meinte.
    »Es war ein cleverer Gedanke, das räume ich ein, aber Ihr tätet besser daran zu beten, dass niemand Euren Hinweis findet.«
    »Meinen Hinweis?« Sie stieß ein ärgerliches Schnauben aus. »Ihr seid verrückt.« Als er spöttisch lachte, beugte sich Raina über ihre Knie vor und zischte: »Dass mein Schuh nicht mehr da ist, ist nicht meine Schuld. Er ist heruntergefallen, als Ihr uns fast dabei umgebracht habt, über eine Klamm zu springen.«
    Er grinste. »Ihr spielt die Rolle der Unschuld sehr gut, Mylady. Euer Vater würde Euch für Eure Vorstellung ohne Zweifel applaudieren, denn es ist ganz offensichtlich, dass die Frucht in der Tat nicht weit vom Stamm fällt.«
    Sie überhörte seine Beleidigung, weigerte sich, auf seine Provokation einzugehen. »Ihr tut so, als wüsstet Ihr sehr viel über meinen Vater.«
    »Aye, ich weiß mehr über ihn als Ihr, scheint es – nach Eurer närrischen Zurschaustellung von Ergebenheit auf dem Turnier zu urteilen.«
    Raina krauste die Stirn. »Mein Vater ist ein großartiger Mensch!«
    »Er ist vieles, aber nichts davon ist großartig. Und wer eine unschuldige Frau tötet, ist kein Mensch.«
    »Ihr seid ein Lügner.«
    »Bin ich das?« Er zog herausfordernd die Augenbrauen hoch. »Wie könnt Ihr da so sicher sein, Mylady?«
    »Mein Vater ist ein guter Mensch. Ihr seid der Schuft, der Halunke, der einen harmlosen alten Mann quälen und ermorden will.«
    Rutledges Blick folgte seinem Daumen, mit dem er über den Rand seines Bechers strich. »Harmloser alter Mann, sagt Ihr?« Seine Stimme klang leise, nachdenklich.
    »Ja!«, rief Raina und versuchte verzweifelt, an seine Vernunft zu appellieren, die hinter seinen dunklen Augen verborgen sein musste. »Würdet Ihr

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