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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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genau das dann auch tun würde. Der lähmende erste Schock über ihre Entführung begann sich zu legen, jetzt war überlegtes Handeln das Wichtigste.
    »Schafft ihn mir aus den Augen«, befahl der Baron mit knurrender Stimme. Mit einem Blick zitierte er den Hauptmann seiner Wache zu sich. »Ich will, dass Trupps jeden Winkel des Landes absuchen. Es ist mir egal, wie viele Männer dafür nötig sind und wie lange es dauert. Ich will, dass meine Tochter gefunden wird, und zwar sofort!«
    Der Mann nahm seine Befehle entgegen und verließ die Halle. An dem großen Rundbogen des Eingangs begegnete er Nigel, der die Halle mit Eile und Entschlossenheit betrat, seinen schwarz gewordenen Helm unter dem Arm. Ruß und Schmutz bedeckten sein Gesicht und sein Haar, und in seinen Kleidern hing der beißende Geruch nach Rauch – Zeichen der Zerstörung, die Rutledges Männer im Dorf angerichtet hatten.
    »Das Feuer ist unter Kontrolle, Mylord«, meldete er, nachdem er vor den Baron getreten war. »Ich habe die Dorfbewohner angewiesen, von den Feldern zu retten, was sie können, aber ich fürchte, wir haben einen Großteil der Wintervorräte verloren. Die meisten Hütten werden neu aufgebaut werden müssen, und ich kann nur vermuten, was die Kosten des – «
    Baron d’Bussy hieß ihn mit einer Handbewegung zu schweigen. »Genug. Ich will jetzt nicht mit einer Aufzählung von derart belanglosen Verlusten behelligt werden.«
    Nigel runzelte die Stirn. »Belanglose Verluste, Mylord? Vergebt mir, wenn ich das sage, aber was dieser Halunke uns bis jetzt gekostet hat, ist weit davon entfernt, belanglos – «
    »Er hat Raina entführt.«
    Nigels Helm fiel zu Boden, der laute Aufprall unterstrich einen heftigen Fluch. »Nein! Verdammt, nein!« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und begann, hin und her zu gehen, aufs Äußerste erregt und fast schäumend vor Wut. »Wenn dieser Bastard sie auch nur anrührt, dann möge mir Gott beistehen. Ich werde ihn mit meinen bloßen Händen in Stücke reißen!«
    Als Nigel wieder vor ihn trat, sah der Baron dieselbe Wut in den Augen des jungen Mannes lodern, die er auch fühlte.
    »Warum?«, rief Nigel. »Warum haben wir das nicht kommen sehen? Wo ist der verdammte Kastellan? Ich will seinen Kopf!«
    Der Baron d’Bussy empfand in dieser Stunde der Ohnmacht und der Hilflosigkeit ein seltsames Gefühl von Verbundenheit mit Nigel. Er erhob sich von seinem Sitz, stieg die Stufen der Estrade hinunter und legte dem Ritter die Hand auf die Schulter. Die Blicke der beiden Männer trafen sich und hielten einander fest. »Ich werde sie finden, Mylord. Und das verspreche ich Euch als ein Mann, der Raina ebenso verehrt wie Ihr: Ich will, dass Rutledge mit dem Tod bezahlt für das, was er uns angetan hat … uns beiden.«
    Mit diesen Worten bückte sich Nigel, hob seinen Helm auf und verließ – nach einer besonders tiefen Verbeugung – die Halle.
    »Gut gesprochen, Junge«, flüsterte der Baron, während Nigels schnelle Schritte den Gang hinunter verklangen.
    Vielleicht habe ich Nigel in der Vergangenheit nicht genügend Anerkennung gezollt, dachte der Baron, als er dem jungen Mann nachsah. Seine Sorge um Rainas Sicherheit kam aus tiefstem Herzen, davon war der Baron überzeugt. Nigels Ergebenheit für Raina und die Sorge um ihr Wohlergehen und ihr Glück stammten offensichtlich aus der Zeit, als sie beide noch Kinder waren. Obwohl den alten Baron der Gedanke beunruhigt hatte, wohin die Ergebenheit Nigels eventuell führen konnte – und das hatte er ihm auch gesagt – , musste er zugeben, dass der Bursche seinen Schwur gehalten hatte, respektvoll Distanz zu Raina zu wahren. Jetzt konnte der Baron nur beten, dass Nigels glühende Ergebenheit ihn zu Raina führen würde, ehe ihr noch mehr Schaden durch Rutledge zugefügt wurde.
    Der Baron nahm sich einen Krug mit Wein von einem der Tische und zog sich damit in die Abgeschiedenheit seines Zimmers zurück. Er hatte so vieles für selbstverständlich genommen, hatte niemals erwartet, auch nur ein Stück von dem zu verlieren, woran er seine Freude hatte. Er stand am Fenster seines Zimmers und blickte auf das hinunter, was von dem Dorf Norworth übrig geblieben war. Schwarzer Rauch stieg von den strohbedeckten Dächern einiger Hütten und Wirtschaftsgebäude auf, während die Hühner, die den brennenden Ställen entkommen waren, erschreckt den helfenden Menschen vor die Füße flatterten. Viele Schafe und Kühe lagen tot auf den verwüsteten Feldern, die

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