Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hatte.
    Auf ungewohnt wackligen Beinen entbot Gunnar seinen Dank und verabschiedete sich von Merrick. Dann band er sein Schlachtross los. Mit einem Bündel Reisig, eingewickelt in seinen Umhang und festgebunden auf seinem Pferd, den Vorrat an Lebensmitteln unter den Arm geklemmt, und den Ring sicher in einem kleinen Beutel verwahrt, der an seinem Schwertgürtel hing, ritt er zurück den Hügel hinauf zum Turm und seiner wartenden Gefangenen.
    Cedric hatte Wache gehalten und stand leise auf, als Gunnar den obersten Treppenabsatz erreichte. Von dem Dutzend Männern in seinen Diensten war Cedric nach Gunnars Urteil einer der pflichtbewusstesten, der es niemals versäumte, einen Befehl auszuführen. Andere hingegen – und ganz besonders einer namens Burc – schienen bei Befehlen Ausnahmen zu machen, wenn sie nicht unmittelbar ihren Interessen dienten. Cedric war der einzige Mann, dem er Rainas Bewachung anvertrauen konnte.
    »Keine Probleme?«, fragte Gunnar.
    »Keine, Mylord.« Der hochgewachsene Ritter mit dem freundlichen Gesicht senkte seine Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Ich habe sie schluchzen gehört, gleich nachdem ich hochgekommen bin, aber jetzt ist sie schon seit Stunden still wie eine Maus.«
    Gunnar entließ den Mann, öffnete die Tür und schloss sie hinter sich – mit überraschend geringer Lautstärke, wenn man seine derzeitige Verfassung bedachte. Raina lag zusammengerollt wie ein Baby auf seiner Decke und schlief ungestört weiter, während er mit dem gesammelten Reisig vor dem Kohlenbecken in die Hocke ging. Er betrachtete Raina verstohlen.
    Ihr Schlaf war unruhig gewesen; das schloss er daraus, dass ihr Gewand sich um sie gewickelt hatte und hochgerutscht war. Es enthüllte ihre blassen, zarten Fesseln und die sanfte Linie einer wohlgeformten Wade. Ihr einzelner, unbeachteter Schuh lag seitlich neben dem provisorischen Nachtlager, und Gunnar staunte darüber, dass selbst ihre Füße wunderschön waren, schlank und zartgliedrig wie ihre Hände, die sie unter ihre Wange geschoben hatte.
    Ihr gelöster Gesichtsausdruck ließ sie für ihn aussehen wie ein ruhender Engel. So liebreizend, so unschuldig. So ganz anders als der Dämon, der sie gezeugt hatte. Er konnte fast sehen, wie eine Frau wie sie einen Mann besänftigen konnte. Wie eine stolze, liebende Tochter wie sie sogar einen Mann bezähmen konnte, der so schlecht war wie d’Bussy.
    D’Bussy.
    Verdammt, aber seine Gedanken sollten sich lieber mit diesem Mann beschäftigen, nicht mit dessen bezaubernder Tochter.
    Gunnar zog ärgerlich die Stirn kraus, während er das Feuer anzündete. Er setzte sich auf die Fersen und starrte in die aufflackernden Flammen.
    Er hätte sie auf Norworth zurücklassen sollen. Bei allen Heiligen, was hatte er sich dabei gedacht, als er sie gefangen nahm? Es war klar, dass sie das beste Faustpfand, das sicherste Mittel war, um an d’Bussy heranzukommen, aber hätte sie nicht ein hässliches, sauertöpfisches, bösartiges Weib sein können, anstelle eines solchen … Lamms? Er wünschte, sie wäre nicht diese starke und schöne Frau, die ihn vom allerersten Augenblick an gefesselt hatte. Die ihn auf dem Turnier mit einem unschuldigen kleinen Kuss verhext hatte. Die eine Versuchung für ihn war, selbst jetzt, da sie schlief.
    Gunnar fluchte lautlos und fuhr sich wütend durchs Haar. Er musste an seine Mission denken, musste sich allein darauf konzentrieren. Er musste sich von dieser Frau fernhalten, und er musste jede Ablenkung vermeiden, angefangen bei der, die ihm heute Abend widerfahren war.
    Er löste die Schnur des Lederbeutels, der an seinem Schwertgürtel hing, und nahm einen der beiden Schätze heraus, die er darin verwahrte. Einen, der sich für seinen Seelenfrieden als fast ebenso störend erwiesen hatte wie der Ring, den Merrick ihm heute Abend zurückgegeben hatte. Aber während der Ring seines Vaters schwer und kalt war, fühlte dieses andere Stück Erinnerung sich so zart an wie ein Wispern, so leicht wie eine Feder, und es hatte die Farbe eines blassblauen Sommerhimmels.
    Gunnar hielt das kleine Stück Stoff an sein Gesicht, war versucht, es auf seiner Haut zu spüren, wie er es insgeheim und schuldbewusst in den Nächten seit dem Turnier immer wieder getan hatte. Ehe er die Möglichkeit hatte, sich noch einmal mit diesem Vergnügen zu quälen, zerdrückte er den Stoff in seiner Faust und warf ihn in das Kohlenbecken. Er wandte sich ab, als die Flammen nach seinen Rändern griffen und ihn

Weitere Kostenlose Bücher