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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückzukehren.
    Sie wappnete sich gegen die beunruhigenden Geräusche von Rutledges Albtraum, seinem gequälten Stöhnen, und schloss die Hand um den kalten Metallring der Tür und öffnete sie. Hinter ihr wurde sein Atmen lauter, angsterfüllter.
    Geh, flehte ihr Verstand. Geh und vergiss ihn!
    Sein Stöhnen verwandelte sich zu einem seltsam klingenden Wimmern, dann: »Nein, Mutter! Oh Gott, nein! Mörder … d’Bussy .«
    Raina konnte sich nicht bewegen. Oh Gott, sie konnte kaum atmen! Sie stand stocksteif in der Tür des Zimmers, das Herz klopfte ihr bis zum Hals, ihr Magen hatte sich zu einem festen Knoten zusammengezogen. Selbst in seinen Träumen beschuldigte er ihren Vater des Mordes. Das konnte einfach nicht wahr sein! Aber der Schmerz, das Entsetzen in seiner Stimme waren zu real, zu offensichtlich, um sie nicht zur Kenntnis zu nehmen.
    Es war unmöglich, dem einfach den Rücken zu kehren und zu gehen.
    Zögernd wandte sie sich um, und als ihr Blick auf ihn fiel, war sie machtlos gegen die Welle des Mitleids, die sie ergriff und über ihr zusammenschlug. Dieser Riese von einem Mann, dieser herzlose Krieger, lag jetzt zusammengesunken an der Wand, Schweiß schimmerte auf seiner Stirn, ausgelöst durch einen schlechten Traum.
    Raina vergaß ihren Plan zu fliehen und verachtete sich selbst dafür, eine solche Närrin zu sein, als sie zurück ins Zimmer ging.
    Hinter Gunnars geschlossenen Augenlidern liefen die Bilder in rascher Folge ab: der Lärm der Belagerung, entsetzte Schreie und dichter schwarzer Rauch, der aus dem Burghof aufstieg und durch das Fenster ins Zimmer drang; schwere Schritte, die vor der Tür innehielten, gefolgt von dem Befehl, die Tür zu öffnen; seine Mutter, die schützend die Arme um seine Schultern gelegt hatte, ihr Herzschlag an seinem Rücken, als sie ihm beruhigend zuflüsterte, dass alles wieder gut werde, dass er keine Angst haben solle.
    Gott, aber er hatte Angst gehabt! War außer sich vor Entsetzen und fast starr vor Furcht gewesen. Dennoch hatte er sich von ihr gelöst, um das schwere Schwert seines Vaters hochzuheben, zu versuchen, trotz seiner schwachen Kinderhände Gewalt über die Waffe zu erlangen.
    Und dann wurde die Tür aufgestoßen.
    Gekleidet in ein Kettenhemd und gerüstet für den Krieg stand Baron Luther d’Bussy auf der Schwelle. Er lächelte bösartig, als er den Helm abnahm, seine rotgeränderten Augen loderten vor Mordlust.
    »Mylady, Ihr beleidigt mich«, sagte er. »Ich komme, um euch mein Beileid für den Verlust Eures Gatten auszusprechen, und Ihr lasst mich vor verschlossenen Toren und verriegelten Türen stehen.« Der Baron durchbohrte Gunnar mit einem schaudererregenden Blick seiner hellen blauen Augen. »Nun, was soll ich davon halten?«
    »Geht weg!«, schrie Gunnar. »Als Lord von Wynbrooke befehle ich Euch zu gehen!«
    Selbst jetzt, im Schlaf, fühlte Gunnar die Welle der Wut, die Machtlosigkeit seiner Drohung. D’Bussy hatte nur gelächelt und dann – und seitdem in mehr als tausend Albträumen immer wieder – eine Seite seines Umhangs zurückgeschlagen, um das schimmernde Heft seines Breitschwertes zu enthüllen. »Du bist kein Lord«, sagte er. »Du bist ein Kind, und ein jämmerlich schwaches noch dazu. Ich bin hier der Lord. Dein Vater war mein Vasall, und da er jetzt tot ist, gehören du, deine Mutter und Wynbrooke mir, und ich kann damit machen, was ich will.«
    Und der Baron hatte ihn noch weiter herausgefordert: »Du willst mich töten, nicht wahr, Junge? Aye, du willst mich in Stücke hacken.« Er lachte und breitete weit die Arme aus. »Na los, beweise deinen Mut!«
    Wie es in fast jeder Nacht seit jenem schicksalhaften Tag geschah, nahm Gunnar die Herausforderung an, und jedes Mal hoffte er, er würde den Tyrannen durchbohren, würde sein Schwert tief in die Eingeweide des Barons stoßen und zusehen, wie er zu einem zitternden, blutenden Haufen auf dem Boden zusammensackte. Aber seine Träume waren niemals barmherziger, als die Realität es gewesen war: Er stürmte auf d’Bussy los, er hörte seine Mutter hinter sich aufschreien, fühlte den Schlag des kettenhemdbedeckten Armes des Barons, spürte plötzlich und überraschend das schwere Schwert seines Vaters nicht mehr in den Händen, dann hörte er das demütigende Klirren, mit dem es zu Boden fiel.
    Innerhalb weniger Augenblicke hatten die Männer des Barons Gunnar gepackt, und er wurde mit eiserner Kraft von einem der Krieger festgehalten, während der Baron vortrat und dabei

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