Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Mylord«, murmelte Alaric. »Ich bitte um Vergebung.«
    Während Alaric die Halle verließ, fiel Gunnars Blick auf die Gruppe der Ritter. An ihrem Tisch war es still geworden, aber er bemerkte, dass Burc ihn über den Rand seines Bechers hinweg ansah. Irgendetwas war vorgegangen zwischen Alaric und diesem Hundesohn – mehr, als dem Jungen klar geworden war, und Gunnar schloss aus Burcs Miene, dass diese Angelegenheit noch nicht erledigt war.
    Er wollte aufstehen und herausfinden, was es war, als eine Magd mit üppigem Busen zu ihm kam und ihm zwei Becher mit Ale brachte. Sie lächelte Gunnar an, und er hätte sie für hübsch gehalten, hätte ihr nicht ein Vorderzahn gefehlt. Sie hatte ihn in der Nacht eingebüßt, in der Gunnar sie in seinen Haushalt aufgenommen hatte. Odette war eine Hure und machte daraus kein Hehl. Und wenn sie das Gefühl hatte, betrogen zu werden, kannte sie kein Pardon: Sie rollte die Ärmel hoch, und dann flogen die Fäuste. Man wusste von den zähesten Männern, die dabei zu Boden gegangen waren.
    Sie war noch jung, und wäre sie nicht so groß und ihre Glieder nicht so kräftig gewesen, hätte man Mühe gehabt, sie sich in der Rolle einer Angreiferin vorzustellen. Besonders jetzt, als sie den Kopf zurückwarf und die Kokette spielte, während sie auf die Estrade zuging und eine Locke ihrer hellbraunen Haare über die Schulter zurückstrich, um den weiten Ausschnitt ihres abgetragenen Gewandes besser hervorzuheben.
    Gunnar schmunzelte über ihren Versuch, ihn zu bezirzen – jeder ihrer Versuche war nur von kurzer Dauer. Es dauerte nur selten lange, bis die wahre Odette, derb und vulgär, zum Vorschein kam. Seit sie vor sechs Monaten hierhergekommen war, war sie hinter ihm her, bot ihm an, sich für die Freundlichkeit erkenntlich zu zeigen, dass er sie bei sich aufgenommen hatte. Er wehrte ihre Annäherungen immer ab, auch dann, wenn er sie in den frühen Morgenstunden nackt in seinem Bett vorfand.
    Er war nicht auf Bezahlung dafür aus, einem ebensolchen Außenseiter, wie er selbst es war, Schutz zu gewähren; genau genommen bestand seine ganze Garnison – falls er die kleine Gruppe von Männern überhaupt so nennen konnte – aus Flüchtlingen oder anderen vagabundierenden Kämpfern, die ihre Heimat verloren hatten. Genau wie er, vermutete er, suchten sie alle nach einem Ort, den sie ihr Zuhause nennen konnten. Obwohl diese heruntergekommene Ruine von einer Burg weit entfernt von irgendeinem Ideal war, kam sie doch noch dem am nächsten, was Gunnar fast sein ganzes Leben lang als Heim gehabt hatte. In der kurzen Zeit, die er hier verbracht hatte, hatte er sich nie für den Zustand der Burg geschämt, hatte nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet – bis er seine Gefangene hergebracht hatte.
    Es gab eine ganze Reihe von Dingen, an die Gunnar keinen Gedanken verschwendet hatte, ehe Raina d’Bussy in seinem Leben aufgetaucht war. Gedanken an Ehre und Stolz, Zartheit und Schönheit. Dinge, die er seit so langer Zeit für sich ablehnte, Dinge, von denen er wünschte, er wäre nie an sie erinnert worden. Verärgert über die Richtung, die seine Überlegungen genommen hatten, hieb er mit der Faust auf den Tisch, runzelte die Stirn und sah Odette an, die jetzt vor ihm stand.
    »Mylord, Ihr seht schrecklich durstig aus«, sagte sie und reichte ihm einen Becher.
    »Das bin ich auch.« Gunnar trank rasch einen großen Schluck, und das Bier floss ihm fast über das Kinn, als Odette sich mit ihrem drallen Hinterteil auf seinen Schoß setzte.
    »Wenn Euch der Sinn nach etwas Süßerem als Honig steht«, flüsterte sie ihm zu, und ihr Atem roch nach schalem Bier, »dann wisst Ihr, dass ich bereit bin, Euch auch den zu stillen.«
    »Ich weiß das Angebot zu schätzen, Odette«, erwiderte Gunnar, während sie ihren Becher in einem Zug leerte, ihn dann auf den Tisch knallte und einen lauten Rülpser ertönen ließ. Bei dem rauen Lachen, das dann schmerzlich nah an sein Ohr schlug, zuckte Gunnar zusammen.
    Das Lachen der Männer und das Klirren der Becher auf den Tischen in der Halle drang bis in die Küche, wo Raina am Herd stand und in einem Kessel Kohleintopf rührte. Zwischendurch wischte sie sich mit der Hand Dampf und Schweiß von der Stirn. Mochte die wunde Haut an ihren Händen auch noch von der Wäsche oder von den Brennnesseln brennen, so hatte sie doch keine Zeit, sich darum zu kümmern, denn Agnes hatte sie mit Arbeit eingedeckt, kurz nachdem die Wäsche zum Trocknen aufgehängt war.

Weitere Kostenlose Bücher